FCK-Ralle hat geschrieben:Und auf deine Frage, welche Mannschaft ich weniger leiden kann...
...du darst raten.
Eine wurde hier schon genannt. Ich glaube es war von Paul.
Paul kann die
Franzosen nicht leiden. Wegen des Betrugs von Henry gegen Irland. Hier eine kleine Erinnerung an das sagenumwobene Spiel gegen Frankreich, dass ich als elfjähriger - bis Mitternacht - mit meinem Großvater auf dem heimischen Sofa verfolgt habe. Über meinen Opi, einen großen Verehrer Fritz Walters, landete ich auch beim wunderbaren 1. FC Kaiserslautern. (Mein Großvater kopfschüttelnd angesichts einer Bayern-Fahne: "Moi Bub, fer uns gebbts nur Lautre"; Enkel Steffbert: "Stimmt, Obba!"). Am Tag nach dem Finalrundenspiel war ich hundemüde. Machte nichts - alle waren hundemüde. Denn keiner hat es geschafft, sich vom Bildschirm zu lösen. Keiner, vom alten Mann bis zum kleinen Enkelsohn, hat daran gedacht, dass am nächsten Tag der Wecker klingelt.
WIKIPEDIA:
Legendär ist das zweite Halbfinale bis heute als Nacht von Sevilla. Littbarski brachte die deutsche Mannschaft in Führung. Nach dem Ausgleich der Franzosen durch Platini blieb es beim 1:1. In der Verlängerung führte Frankreich schon 3:1. Mit der Einwechslung von Karl-Heinz Rummenigge kam doch noch die Wende. Er traf zum 2:3, Klaus Fischer per Fallrückzieher in der 108. Minute zum 3:3. Erstmals musste ein Elfmeterschießen entscheiden. Schumacher hielt gegen Six und Bossis, Hrubesch schoss die deutsche Elf ins Finale. Oft wird dieses Spiel mit dem WM-Halbfinale 1970 gegen Italien (3:4 n. V.) verglichen. Negativer Höhepunkt blieb bis heute das Foul von Schumacher an Battiston.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... Halbfinale
In jener "Nacht von Sevillia' war unser Altmeister, wie er ja berichtet, selbst als Zuschauer vor Ort. Damit hat Jürgen ein Stück Fußballgeschichte und ein Spiel, dass niemand, der es gesehen hat jemals vergessen wird, live erlebt. Im übrigen gelingt es Altmeister in seinem Bericht sehr gut, den Zwiespalt aufzuzeigen, in dem er sich als Fußballfan befindet: Einerseits ist man umgeben von nervigem Gedöns (nein Peter, ich meine nicht dich

), der Blick in die Chefetage der FIFA ist gleichermaßen ein Blick in den Abgrund. Es spricht für die Diskussionskultur in diesem Forum, dass solche Auswüchse weiterhin thematisiert werden.
Andereseits wird es Momente geben, in denen wir gebannt sein werden von der Faszination des Spiels: ein verzögerter Schuß von Diego Milito, ein 30-Meter Pass von Kaka, ein Tempolauf von Messi, ein Dribbling von Robben (so er denn gesund wird), ein Freistoß von Christiano Ronaldo, eine Glanzparade von Neuer, eine Traumkombination zwischen Iniesta und Xavi, ein fataler Fehlgriff des englischen Torwarts David James (

) und vieles mehr. Darauf kann man sich als Fußballfreund doch freuen, oder? In diesen Momenten bin ich wieder der elfjährige Junge, der mit seinem Opa auf dem Sofa sitzt.
Wie immer schweife ich ab.
Wer käme denn sonst noch in Frage, FCK-Ralle? Ich rate mal drauflos.
Klassischerweise ungeliebt sind die
Holländer. Die fühlen sich heute noch wegen 1974 verpfiffen und betrogen. Legendär auch die Duelle Ende der Achziger/ Anfang der Neunziger. Kohler gegen van Basten war eigentlich immer ein Highlight. Unvergessen 1990, ein unglaublich intensives Spiel.
WIKIPEDIA:
Im Spiel der Bundesrepublik Deutschland gegen die Niederlande gelang der deutschen Mannschaft die Revanche für die Halbfinal-Niederlage bei der EM 1988. (...) Marco van Basten konnte sich gegen Jürgen Kohler im Spiel nicht durchsetzen. Größter Skandal und ein prägender Moment der niederländisch-deutschen Rivalität waren die Platzverweise für Frank Rijkaard und Rudi Völler, der von Rijkaard angespuckt wurde, aber ebenfalls die rote Karte erhielt. Jürgen Klinsmann, der sein bestes Spiel im Verlauf des Turnieres absolvierte, und Andreas Brehme sorgten für die deutschen Siegtore, ein Elfmeter für die Niederlande brachte nur noch den Anschlusstreffer.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... chaft_1990
Klinsmann konnte nach dem Spiel zwei Tage nicht mehr laufen - der ist unheimlich weite Wege gegangen. Erinnerungswürdig auch die Übersteiger von Diego Buchwald. Deutschland hat Holland mittels deutscher Fußballkunst aus dem Turnier gezaubert - das wird oft vergessen!
Wen verachtet man denn noch?
Italien! Noch nie konnte man die Italiener bei einem Turnier schlagen. Immerhin war man am vielleicht besten Fußballspiel aller Zeiten beteiligt.
WIKIPEDIA:
Das zweite Halbfinale zwischen Italien und Deutschland ging als Jahrhundertspiel in die Geschichte ein. Die Italiener gingen nach sieben Minuten in Führung und es sah lange danach aus, dass Italien diesen Vorsprung über die Zeit retten könnte. Erst in der Nachspielzeit gelang Karl-Heinz Schnellinger der Ausgleichstreffer. In der Verlängerung erzielte Gerd Müller die Führung für Deutschland, die Italiener erzielten aber nach einem Fehler von Held den Ausgleich, ehe Luigi Riva die italienische Führung wiederherstellte. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung gelang Müller erneut der Ausgleich, Gianni Rivera erzielte aber eine Minute später den 4:3-Endstand. Heute verweist eine Erinnerungstafel am Aztekenstadion auf diese Partie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... chaft_1970
In frischer Erinnerung auch ein weiteres Halbfinale gegen Italien. Vor meinem geistigen Auge sehe ich noch oft Bernd Schneider mutterseelenallein vor dem italienischen Tor. So eine Chance kann man eigentlich nicht vergeben. Schneider schießt und .... vergibt.
WIKIPEDIA:
Im ersten Halbfinalspiel stand mit Deutschland gegen Italien ein Klassiker an. Obwohl es nach 90 Minuten immer noch 0:0 stand, erlebte das Publikum ein spannendes Spiel mit einigen großen Chancen auf beiden Seiten. In der Verlängerung verstärkten die Italiener ihre Offensivbemühungen, und so standen zu Spielende drei Stürmer auf dem Platz. Dieser für italienische Verhältnisse untypische Angriffsfußball zeigte schließlich auch Wirkung. In einer dramatischen Verlängerung war die italienische Mannschaft trotz einiger deutscher Chancen die überlegene. Schließlich schoss Fabio Grosso Italien in der 119. Minute mit 1:0 in Führung, Alessandro Del Piero konnte eine Minute später gegen eine anstürmende deutsche Mannschaft auf 2:0 erhöhen. Damit war der italienische Finaleinzug besiegelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... chaft_2006
Nach diesem Spiel kam ich hier in Saarbrücken an dem Platz vorbei, an dem sich traditionell die italienische Community versammelt. Ich wurde von einem italienischstämmigen Arbeitskollegen meiner Frau entdeckt. Eine Stunde später goss er mir meinen sechsten Ramazzotti ein - etliche Saarbrücker in Deutschlandtrikots wurden links und rechts von mir reichlich mit dem italienischen Kräuterschnaps versorgt. Richtig freuen konnten wir uns nicht für die Squaddra Azzura, aber wir ließen uns trösten - und vollaufen. Das ist halt im Bundesligaalltag so schwerer möglich, manchmal aus verständlichen Gründen. Frankfurter und Mainzer können ihr Bier gerne alleine trinken. Und mit Hoffenheimern stoße ich auch nicht an, deren Champagner kann mir gestohlen bleiben.
Wem wünscht man noch nichts Gutes?
England! Legendäre Duelle:
Finale 1966! Der Ball war nicht hinter der Linie!
WIKIPEDIA:
Das Finale der WM 1966 zwischen England und der Bundesrepublik Deutschland begann furios. Bereits nach 20 Minuten stand es durch Tore von Helmut Haller (13.) und Geoff Hurst (18.) 1:1. Zwölf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit konnten die Engländer durch Martin Peters in Führung gehen, doch dem deutschen Verteidiger Wolfgang Weber gelang in der Nachspielzeit mit seinem ersten Länderspieltor noch der Ausgleich.
In der 101. Minute fiel das legendäre Wembley-Tor. Hurst schoss den Ball an die Unterkante der Latte, der von dort senkrecht nach unten prallte, bevor er von Weber ins Toraus geköpft wurde. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst entschied nach Rücksprache mit Linienrichter Tofiq Bəhrəmov auf Tor. Hurst erhöhte in der Schlussminute der zweiten Halbzeit der Verlängerung noch auf 4:2. Obwohl dieser Treffer unter normalen Umständen irregulär wäre, da sich bereits Zuschauer auf dem Spielfeld befanden, blieb das Endergebnis bei 4:2 n.V. England war damit zum ersten und bislang einzigen Mal Fußball-Weltmeister.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... chaft_1966
Viertelfinale 1970!
WIKIPEDIA:
Die Partie England–Deutschland entwickelte sich zu einer der dramatischsten des gesamten Turniers. England führte bis zur 67. Minute mit 2:0, ehe Franz Beckenbauer mit einem engagierten Sololauf den Anschlusstreffer erzielte. In der 82. Minute gelang Uwe Seeler mit dem Hinterkopf der Ausgleich, worauf das Spiel in die Verlängerung ging. Den entscheidenden Treffer gegen die konditionell abbauenden Engländer erzielte in der 108. Minute Torjäger Gerd Müller nach Flanke von Hennes Löhr. Der Weltmeister von 1966 war damit ausgeschieden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... chaft_1970
Halbfinale 1990!
WIKIPEDIA:
Das zweite Halbfinale wurde zwischen Deutschland und England ausgetragen. Nachdem Pearce in der 60. Minute einen Freistoß verursacht hatte, trat Brehme zum Schuss an. Der Ball wurde von Parker abgefälscht und senkte sich hinter Shilton ins Tor. Zehn Minuten vor Schluss schoss Lineker aus kurzer Distanz den Ball an Illgner vorbei ins Tor. In der Verlängerung sah Gascoigne die gelbe Karte. Hätte England gewonnen, hätte er im Finale gefehlt. Seine emotionale Reaktion darauf steigerte seine Popularität in der Heimat enorm. Die Verlängerung blieb torlos, doch trafen Waddle und Buchwald immerhin den Pfosten. Letztendlich ging das Spiel ins Elfmeterschießen. Bis zu Pearce, dem vierten Schützen für England, waren alle Schützen erfolgreich. Dieser scheiterte jedoch dann an Illgner. Thon traf daraufhin wieder für Deutschland und Waddle schoss den letzten Elfmeter über die Latte, woraufhin Deutschland zum dritten Mal in Folge nach 1982 und 1986 im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft stand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fba ... Halbfinale
Ich habe im Herbst 1990 in einer Disco im angeheiterten Zustand den Fehler gemacht, eine anwesende kleine Gruppe englischer Soldaten hämisch zu fragen, wer noch mal die Versager gewesen sei, die die entscheidenden englischen Elfer vergeigt hatten. Natürlich wusste ich, dass die Antwort "Psycho" Pearce und Chris Waddle lautete. Natürlich wussten die Engländer, das ich die Antwort wußte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich verdanke mein Leben fünf geistesgegenwärtigen Türstehern, von denen mich einer nach draußen zerrte, während die Engländer fluchend hinter der Eingangstür zurückgehalten wurden. Meiner Erfahrung nach ist es also gar nicht so weit her mit dem berühmten englischen Humor...
Wem gönnt unser FCK-Ralle also das Ausscheiden? Ich wähle die klassischen Antworten:
Fankreich, Holland, Italien und England.
Viel Spaß bei der WM, es kommen sicher wieder einige schöne Momente zu unserer Sammlung dazu. Und im Spätsommer beginnt dann wieder der wunderbare Ernst des Lebens, ein brandneues Kapitel eines Abenteuers mit ungewissem Ausgang. Wenn die Unzerstörbar die Segel setzt und sich in die wogenden Wellen stürzt wird die Unbeschwertheit des Sommers eine verblassende Erinnerung sein.
Alle Mann an Bord!
Gruß,
Steffbert