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Aufstehen, bitte!
Von Philipp Köster
Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es in den englischen Profiligen keine Stehplätze mehr. Es ist inzwischen auf den Rängen deutlich leiser geworden. Immer mehr Anhänger fordern deshalb den Rückbau - und erhalten dabei überraschend Unterstützung aus der Politik.
Als der liberaldemokratische Unterhaus-Abgeordnete Mike Hancock aus Portsmouth am 15. November 2006 seinen Antrag formulierte, die Regierung "solle Möglichkeiten der Schaffung sicherer Stehplatzbereiche in der englischen Premier League prüfen", rechnete er nicht mit allzu großer Resonanz. Er sollte sich täuschen, vier Monate später hatten bereits 136 Parlamentarier den Antrag unterschrieben. Und sogar Oppositionsführer David Cameron von den Konservativen kündigte an, sich für Stehplatzblöcke einzusetzen. Kleine Einschränkung: Die Sicherheit der Zuschauer habe oberste Priorität.
Es ist kein Zufall, dass in keiner Wortmeldung aus der Politik das Wort "Sicherheit" und der Konjunktiv fehlt. Denn anders als in Deutschland ist die englische Debatte bis heute untrennbar mit der Katastrophe von Sheffield verbunden, jenem schwarzen Samstag 1989, als 96 Anhänger des FC Liverpool auf der völlig überfüllten Gästetribüne von Hillsborough ums Leben kamen. Als Konsequenz empfahl eine Kommission im Januar 1990, englische Fußballstadien in reine Sitzplatzarenen umzuwandeln. Die Empfehlung wurde bald Gesetz, in der ersten Hälfte der Neunziger wurden legendäre Stehtribünen wie "The Kop" in Anfield (Liverpool), "The Kippax" an der Maine Road (Manchester City) und das "Shed End" an Chelseas Stamford Bridge in Sitzplatzareale umgewandelt.
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Quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 19,00.html
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