Hier noch ein paar Auszüge aus dem vorher zitierten
"SZ"- Interview vom Februar 2009:
SZ: Das öffentliche Klischee geht so, dass in schwierigen Zeiten bei einem Fußballverein ein Trainer durchgreifen muss. Sie wollen dieses Bild nicht bedienen.
Kurz: Was heißt bedienen? Um wirklich eine Meinung haben zu können, muss man Woche für Woche meine Arbeit sehen. In den eigenen vier Wänden sind meine Vorträge oft Kritik pur, etwa dann, wenn wir einzelne Spielszenen besprechen. Ich spreche die Gruppe intern an. Das ist meine Art, das Team zu führen.
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SZ: Wie wichtig ist es Ihnen, sich selbst treu zu bleiben? Bei Sechzig reden gewöhnlich sehr viele Menschen mit.
Kurz: Die Frage ist, in welchem Bereich sie mitreden. Im sportlichen hat nur der Trainer und das Trainerteam was zu sagen. Auf die anderen Bereiche kann ich keinen Einfluss nehmen, ich will dafür auch keine Energie vergeuden. Wir haben genug Arbeit auf dem Platz. Was außenrum passiert, wird nur am Rande begutachtet. Natürlich muss auch ich als junger Trainer eine Entwicklung nehmen. Ich mache heute andere Dinge als vor zwei, drei Jahren, das ist ein Lernprozess. Und wenn jetzt Miki Stevic hier ist, der in den Medien etwas mehr polarisiert, dann ist das in Ordnung. Vielleicht trägt genau das den fehlenden Teil dazu bei, dass wir in Zukunft erfolgreich sein können.
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SZ: Sie leben ja auch von Öffentlichkeit, so ist das Spiel.
Kurz: Ein bisschen Unruhe ist auch nicht schlecht, ein Verein wie Sechzig lebt dann und macht sich damit interessant und unverwechselbar. Nur haben wir die Unruhe zu oft in die falsche Richtung.
SZ: Sie meinen, die Unruhe artet zu oft ins Chaoshafte aus.
Kurz: Das wollte ich so ausdrücken.
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SZ: Geschäftsführer Stoffers hat Sie beide - Kurz und Stevic - eingeteilt in "den Analytiker und den Emotionsbolzen".
Kurz: Ich muss oft schmunzeln, wie ich wahrgenommen werde. Wer mich intern kennt, der weiß, dass ich sehr analytisch bin - aber auch sehr temperamentvoll. Ich lebe das, was ich mache, und leben kannst du Dinge nur mit Emotionen. Du kannst es nicht nur mit einer Tonart leben.
SZ: Sie standen mächtig unter Druck. Ist es Ihnen schwer gefallen, immer wieder öffentlich zu beteuern: Ich bin nicht wichtig, es geht um den Verein?
Kurz: Nein, das ist definitiv so, da bin ich authentisch. Diese Dinge gehören zum Trainerjob. Ich kenne auch das Umfeld hier lange, ich habe hier gespielt, ich kann alles einstufen. Wenn mehr auf meinem Rücken ausgetragen wird und die Spieler dadurch ihre Ruhe haben, ist das absolut in Ordnung. Ich selbst bin überzeugt von meiner Arbeit.
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SZ: Viele Fans beurteilen Ihre Arbeit kritisch, und schon in der Vorrunde überstanden Sie eine zum persönlichen "Schicksalsspiel" stilisierte Partie (gegen Duisburg, 2:0), nun eine ähnliche Situation in Mainz (2:2). Wie erleben Sie solche extrem zugespitzten Druckmomente?
Kurz: Anhand von einem Spiel ist immer schwer zu beurteilen, ob etwas grundsätzlich nicht mehr passt. Wichtig ist die Langzeitbetrachtung: Welche Vorgaben gibt es an die Spieler und werden diese umgesetzt? Wie präsentiert sich die Mannschaft? Manchmal nimmt das Ganze aber eben auch eine Dynamik an, die man nicht mehr steuern kann, da kannst du tun, was du willst, die Dinge rollen. Dann helfen nur Ergebnisse, das sind die Gesetze des Geschäfts. Bei 1860 klaffen zudem das Anspruchsdenken und die Realität auseinander. Wir sprechen immer wieder vom Aufstieg, wogegen ich mich auch gar nicht wehre. Ich bin der erste, der das gerne mitträgt. Aber man muss erst die Voraussetzungen schaffen. Wir können nicht vehement vom Aufstieg sprechen - und Spieler verkaufen. Das geht nicht.
http://www.sueddeutsche.de/sport/556/459201/text/5/
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar