Interessant fand ich ja auch den Abschnitt über das Metronom. Dass Beethoven als erster sich ernsthaft damit beschäftigt hat wundert nicht, seine Kompromisslosigkeit bei der Ausarbeitung der Kompositionen kannt nahezu keine Grenzen. Dass die gängigen Tempo-Bezeichnungen (largo, adagio, andante, allegro, vivace, presto) diesem Genie nicht immer passten ist nachvollziehbar. Diese vorgebenen Tempi sind halt individuell anwendbar und somit dehnbar. Langsam, breit, gehend, ruhig, schnell, munter, lebhaft, sehr schnell interpretiert halt jeder etwas anders und somit abweichend von Beethovens angestrebtem Ideal.
Die 9. Sinfonie z.B.: die typische Aufführungsdauer sind ca. 70 Minuten.
1817 schon erhielt Beethoven von der Londoner Philharmonic Society den Auftrag für zwei Sinfonien. Umgesetzt wurde in den Jahren danach eine, es war die Neunte. Uraufgeführt im Mai 1824 in Wien, ist dieses von der Londoner Philharmonischen Gesellschaft in Auftrag gegebene, bezahlte und an sie verkaufte Werk ein Jahr später in London aufgeführt worden.
Die Probe-Aufführung dauerte (damals alle Dimensionen sprengende) 80 Minuten. Im Januar 1828 fand wiederum die Aufführung der Neunten in London statt (Gedenkkonzert für den im März 1827 verstorbenen Beethoven), die Probe-Aufführung war auch nicht kürzer als die von 1825.
Der Metronom-Fan Beethoven wurde aus der Hose springen wüsste er, dass trotz der Taktvorgabe auch in unseren Tagen die Länge bei der Aufführung seiner Neunten sehr dehnbar ist. Kurt Masur erreicht mit dem Leipziger Sinfonie-Orchester eine Zeit von 52:33 Minuten. Ein Sergiu Celibidache braucht mit den Münchenern Philharmonikern dafür 78:43 Minuten.