„Jule, Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: entweder Du verlängerst jetzt Deinen Vertrag mit uns vorfristig, oder Du landest halt wieder auf der Bank. Andi und Avdo sind bestimmt sofort da, wenn Du nicht unterschreiben willst. Und überleg Dir gut, ob Du woanders besser voran kommst, als bei uns.“
„Jule, Du hast zwei gute Spiele gemacht und warst sofort da, als Du gebraucht wurdest. Das hat uns sehr gut gefallen und wir können uns gut vorstellen, mit Dir weiter zu planen. Der Trainer sagt, dass Du gute Chancen hast , weitere Einsatzzeiten zu sammeln und das würden wir auch gerne so realisieren. Wir möchten Dir deswegen anbieten, Deinen laufenden Vertrag vorfristig um zwei Jahre zu verlängern und bei Deinem Gehalt auch noch eine Schippe oben drauf zu legen. Überleg Dir das bitte mal über die Länderspielpause und gib uns ein Signal, weil wir eben auch Sicherheit brauchen, ob wir längerfristig mit Dir planen können, oder ob wir mir Andi oder Avdo weiter planen. Wie gesagt, wir sind guter Dinge, dass wir Dir einiges zu bieten haben, also denk bitte mal drüber nach.“
Merkst Du den Unterschied? In beiden Fällen sagst Du dem Spieler, dass er verlängern soll. In der ersten Variante drohst Du dem Spieler offen mit der Bank, wenn er nicht spurt. Unprofessioniell. In der zweiten Variante hingegen begegnest Du dem Spieler mit Respekt, offerierst ihm eine Zukunft und zeigst Dein Vertrauen in ihn. Du verdeutlichst ihm aber auch Deine Zwänge und Interessen, auf respektvolle Art und Weise.
Wäre ich der Spieler, würde ich dem ersten Chef den Stinkefinger zeigen. Beim zweiten Chef hingegen würde ich zumindest nachdenken und auf dessen Argumente eingehen, mir sein Angebot anhören. Das ist noch lange keine Garantie dafür, dass ich auf das Geschäft eingehe, aber zumindest wüsste ich, woran ich bin. Nun kann man sagen: „Kommt doch auf‘s Gleiche raus.“ Dann antworte ich: Das mag man so interpretieren. Aber in der zweiten Variante wurde mit mir respektvoll gesprochen und das ist vielleicht eine gute Basis für eine weitere Zusammenarbeit. Die erste Variante sicher nicht. Und daher kommt es eben nicht unbedingt auf‘s Gleiche raus. Ich kann nur aus meiner ganz persönlichen Erfahrung im Berufsleben sagen, dass ich mit dieser Art und Weise erfolgreich war. Mitarbeitern gegenüber, Vorgesetzten gegenüber. Und ich halte mich nicht für ein Kommunikationsgenie.
