
0:1 auf St. Pauli: FCK-Auswärtsserie reißt in Hamburg
Nach zuletzt fünf Siegen muss der 1. FC Kaiserslautern wieder eine Niederlage hinnehmen. Beim FC St. Pauli unterliegen die Roten Teufel mit 0:1 (0:0) und gehen auswärts erstmals in dieser Saison als Verlierer vom Platz.
Mit der starken Serie von zuletzt fünf Siegen am Stück und zwei Änderungen in der Anfangsformation gingen die Roten Teufel ins stimmungsvolle Auswärtsspiel am Hamburger Millerntor. Wie erwartet ersetzte Winterneuzugang Nicolai Rapp den gelbgesperrten Boris Tomiak und feierte sein Debüt in der Startelf. Für den nicht rechtzeitig fit gewordenen Hendrick Zuck spielte zudem Erik Durm von Beginn an.
29.456 Zuschauer, darunter knapp 3.500 Betze-Anhänger, sahen einen Spielbeginn mit optischen Vorteilen für die Gastgeber, aber ohne viele Torraumszenen. Dem FCK unterliefen relativ viele Fouls, was St. Pauli immer wieder Freistoßgelegenheiten verschaffte. Gefährlich wurde es bei den zahlreichen Standards allerdings nicht. In der 22. Minute hätten die St. Paulianer zudem gerne einen Platzverweis für Rapp gesehen, nachdem der bereits verwarnte Lautrer den Hamburger Connor Metcalfe nicht kommen sah und statt des Balls nur seinen Gegenspieler traf. Schiedsrichter Martin Petersen beließ es bei einer Ermahnung. Erst in den letzten Sekunden des ersten Durchgangs kam es vor beiden Toren zu gefährlichen Abschlüssen. Dabei verfehlten zuerst Marcel Hartel (44.) und dann Jackson Irvine (45.) den Kasten von Andreas Luthe. Dann klärte auf der anderen Seite Torwart Nikola Vasilj eine Versuch von Aaron Opoku zur Ecke (45.+2).
FCK-Trainer Dirk Schuster hatte schon zum Ende der ersten Hälfte defensiv umgestellt. Mit Wiederbeginn brachte der Coach Marlon Ritter für Daniel Hanslik und zog nun Rapp neben Kevin Kraus und Robin Bormuth in eine Dreierkette zurück. Spielbestimmend blieben weiter die Gastgeber, für die Lukas Daschner einen Abschluss über das Tor setzte (59.). Leart Paqarada schoss einen Versuch ans Außennetz (61.). Die Lautrer konnten kaum noch für Entlastung sorgen und in der 72. Minute war es passiert. Nach einem Chipball in den Rücken der FCK-Abwehr hatte Metcalfe freie Bahn und überwand Luthe mit einem platzierten Schuss ins lange Eck zum 0:1. Die Lautrer mussten nun offensiv mehr riskieren. Zwei Minuten nach dem Gegentreffer servierte Kenny Redondo eine Flanke auf Boyd, doch die Volleyabnahme des Torjägers ging über den Querbalken (74.) Auch in der 87. Minute hatten die FCK-Fans den Torschrei auf den Lippen. Nach einer Ecke scheiterten zuerst Rapp, dann der eingewechselte Lobinger knapp.
Durch die Niederlage rutschen die Lautrer in der Tabelle auf den fünften Platz. Am kommenden Spieltag geht es für die Roten Teufel nun wieder auf Reisen. Bereits am Freitag (18:30) gastiert die Elf vom Betze beim Tabellennachbarn SC Paderborn.
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Quelle: Der Betze brennt
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- Statistik zum Spiel: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 1:0
Ergänzung, 17:05 Uhr:

Foto: Daniel Krämer
Stimmen zum Spiel
"Wieder aufstehen": Rote Teufel wollen Köpfe oben lassen
Zu passiv, zu uneffektiv, ohne Zugriff: Spieler und Trainer des 1. FC Kaiserslautern geben sich nach dem 0:1 beim FC St. Pauli selbstkritisch und blicken trotz der ersten Auswärtsniederlage schon wieder voraus auf das nächste Spiel.
Am 20. Spieltag hat es die Roten Teufel erwischt. Der bislang als einziges Team auswärts noch unbesiegte Aufsteiger musste sich beim heimstarken FCSP mit 0:1 geschlagen geben. "Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, mehr körperliche Präsenz auf den Platz zu bringen, aber das ist uns leider nicht gelungen. Vor allem im Spiel nach vorne haben wir zu wenig investiert. Mit einer Systemumstellung schon in der ersten Halbzeit haben wir versucht, mehr Zugriff zu bekommen, aber auch das hat nicht optimal geklappt. Erst nach dem Gegentreffer zum 0:1 kamen wir zu zwei guten Chancen. Das war zu wenig", analysierte FCK-Trainer Dirk Schuster nach dem Spiel.
Zimmer dankt den Fans: "Leider hat es nicht sollen sein"
Den bis in die Schlussphase fehlenden Mut im Offensivspiel bemängelte auch Jean Zimmer. "Wir sind nach vorne zu spät aufgewacht, haben erst nach dem 0:1 Chancen kreiert. Terrence Boyd hatte eine Riesenchance, Tyger Lobinger dann noch eine. Mit viel Glück nimmst du hier unverdient einen Punkt mit. Ich glaube, dass wir in der zweiten Hälfte besseren Zugriff hatten und St. Pauli nicht mehr so viele Chancen bekommen hat. Trotzdem waren es noch zu viele. Und dann verliert man auch mal auswärts", sagte der Kapitän, der zumindest noch einen positiven Aspekt fand: "Die Unterstützung der Fans war wieder sensationell. Dafür haben wir uns nach dem Spiel bedankt. Es hat Spaß gemacht. Aber leider hat es heute nicht sollen sein."
Eine knifflige Situation erlebten die Gäste und Startelf-Debütant Nicolai Rapp bereits vor den Hamburger Chancen recht früh in der ersten Halbzeit, als St. Pauli gerne einen Platzverweis für den Winterzugang der Lautrer gesehen hätten. "Ich habe Glück, dass ich keine Gelb-Rote bekomme. Aber die erste Gelbe war für mich gar kein Foul. Die frühe Verwarnung war aber kein Problem. Ich habe dem Trainer in der Pause gesagt: 'Es passiert nichts, ich komme durch'", so Rapp, der mit seiner Leistung noch nicht rundum zufrieden war. "Ich bin froh, dass ich in der Startelf gestanden habe. Aber es ist auf jeden Fall noch Luft nach oben."
Rezept für Paderborn: "Mehr Präsenz und Durchschlagskraft"
"Jede Serie reißt einmal, jetzt ist unsere gerissen. Nun heißt es aufstehen und es wieder besser machen. In Paderborn haben wir wieder ein Brett vor der Brust. Aber wir wissen, dass wir es können", sagte Ben Zolinski und auch Robin Bormuth wollte sich nicht lange mit der nun beendeten Auswärtsserie aufhalten. "Jetzt hat es uns erwischt, aber wir lassen nicht die Köpfe hängen, sondern freuen uns auf Paderborn", sagte der Innenverteidiger. Was es braucht, um beim direkten Tabellennachbarn wieder besser zu bestehen, erklärte Coach Schuster auf der Pressekonferenz: "Wir müssen mehr körperliche Präsenz und Durchschlagskraft zeigen. Das, was uns in dieser Saison schon so oft stark gemacht hat."
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Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 13.02.2023:

Fotos: Daniel Krämer
Blick in die Kurve
Über 3.000 FCK-Fans feiern ihr Team trotz der Niederlage
Die Auswärtsserie ist gerissen, aber die Begeisterung bleibt. Im Auswärtsspiel des 1. FC Kaiserslautern beim FC St. Pauli sorgten beide Fankurven für eine erstklassige Atmosphäre.
Es gab "nur" 2.800 Karten für den offiziellen Gästebereich, aber trotz ausverkauftem Stadion und eingeschränktem Vorverkauf konnten sich einige FCK-Fans mit zusätzlichen Karten eindecken. Vor allem auf der Haupttribüne links, in Richtung des Gästeblocks machten sich beim von St. Pauli eingespielten Betze-Lied oder auch bei "Steht auf, wenn ihr Lautrer seid" viele FCK-Anhänger bemerkbar - insgesamt dürften somit wohl trotz Kartenknappheit an die 3.500 Gäste im Millerntor-Stadion gewesen sein. Hätten alle Interessierten Karten bekommen, wären wohl wie schon im Oktober beim Hamburger SV bis zu 10.000 Betze-Fans in die Hansestadt gereist.
Nachdem schon das ganze Wochenende immer und überall mal FCK-Schlachtrufe in Hamburg zu hören waren, bildeten die 90 Minuten im Stadion und auf den Rängen natürlich den Höhepunkt der Auswärtsreise. Die Fans gedachten zunächst mit einem Spruchband zweier Legenden, deren Geburts- beziehungsweise Todestag sich vergangene Woche jährte: "Horst Eckel und Ronnie Hellström unvergessen". Während des Spiels wurde es dann immer mal wieder ordentlich laut im Gästeblock, doch auf dem Spielfeld reichte es nicht zum Sieg: Nach einer schwachen Partie mussten sich die Roten Teufel mit 0:1 gegen die Kiezkicker geschlagen geben. Die erste Auswärtsniederlage der Saison nahmen die Anhänger ihrer Mannschaft jedoch nicht krumm und verabschiedeten das Team mit lautem Applaus sowie aufmunternden Worten zurück in die Pfalz. Während die Spieler mit dem Flugzeug die Rückreise antraten und die meisten Fans mit dem Bus, Zug oder Auto die Hansestadt verließen, hängten einige hundert Anhänger auch noch die Nacht zum Montag hintendran. Auch an diesem Abend klangen noch überall FCK-Fangesänge aus den Kneipen der sonntags deutlich weniger belebten Reeperbahn.


Die Fans des Heimteams zeigten ihr ganzes Repertoire von "Hells Bells" zum Einlaufen der Mannschaften über die beeindruckenden "We love Sankt Pauli"-Wechselgesänge bis - leider - hin zum Torjubel mit dem "Song 2". Das Millerntor-Stadion war mit 29.456 Zuschauern restlos ausverkauft. Kurz vor dem Abpfiff nutzten die Paulianer den nahenden Heimsieg zu einem kleinen Seitenhieb und verabschiedeten den FCK mit dessen eigenem Markenzeichen, den weißen Taschentüchern.

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in St. Pauli:
- Fotogalerie | 20. Spieltag: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 13.02.2023:

Foto: Daniel Krämer
Offensiv zu schwach: Die FCK-Noten zum 0:1 in St. Pauli
Wo liegen die Gründe für die erste Auswärtsniederlage des 1. FC Kaiserslautern? Dirk Schuster bemängelte nach dem 0:1 beim FC St. Pauli, dass vor allem offensiv die Durchschlagskraft gefehlt habe. Das spiegelt sich auch in den Spielernoten wider.
Die besten FCK-Akteure waren diesmal im defensiven Bereich zu finden, da sind sich sowohl die Anhänger auf Der Betze brennt als auch die Journalisten von "Rheinpfalz" und "Kicker" einig. So bekommen Rechtsverteidiger Jean Zimmer und Innenverteidiger Robin Bormuth bei bislang knapp 2.000 abgegebenen Einzelbewertungen auf einen DBB-Notenschnitt von 2,9 (Rheinpfalz: jeweils 2,5 / Kicker: jeweils 3). Und obwohl ausgerechnet das Tor von St. Paulis Connor Metcalfe über Lauterns rechte Seite eingeleitet wurde, wurde dieser Flügel ansonsten weitgehend saubergehalten. Die meisten gegnerischen Angriffe kamen über die linke Seite durch, wo Erik Durm für den angeschlagenen Hendrick Zuck verteidigte - dementsprechend fallen auch die Noten für Durm aus.
Vierer-Schnitt für die gesamte Offensive - mit einer Ausnahme
Die tatsächliche Schwachstelle bei der ersten Auswärtsniederlage seit dem Zweitliga-Aufstieg war allerdings die Offensive, wie nicht nur Trainer Schuster anschließend feststellte. Weder die Dreierreihe mit Aaron Opoku, Daniel Hanslik und Kenny Redondo, die später komplett ausgewechselt wurde, noch die dafür reingekommenen Marlon Ritter, Philipp Hercher und Ben Zolinski konnten entscheidend überzeugen. Interessant: Vom "Kicker" wird der stets bemühte, aber diesmal erfolglose Terrence Boyd mit einer 2,5 als bester FCK-Spieler des Tages gesehen. Die Fans geben ihrem Liebling ebenso wie die "Rheinpfalz" eine runde Note schlechter und sehen das wenige Positive vom Millerntor eher in der Abwehr als im Angriff.
» Zur kompletten Notenübersicht: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern

Die DBB-Noten zum Auswärtsspiel in Hamburg können noch bis heute, 15:15 Uhr abgegeben werden: Zur Notenabgabe FCSP-FCK.
Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz / Kicker