
Mittelstürmer Nicolas de Préville wird ein Roter Teufel
Der 1. FC Kaiserslautern hat am letzten Tag des Transferfensters Angreifer Nicolas de Préville unter Vertrag genommen. Der Franzose stand zuletzt beim FC Metz unter Vertrag.
Der 32-Jährige feierte in der Saison 2009/10 sein Profidebüt beim französischen Zweitligisten FC Istres, für den er in den darauffolgenden drei Spielzeiten 69 Ligue 2-Partien absolvierte. Anschließend wechselte er im Januar 2013 in die Ligue 1, in der er in den vergangenen zehn Jahren für Stade Reims, LOSC Lille, Girondins Bordeaux und den FC Metz auflief und dabei 273 Erstligaspiele (51 Tore) in Frankreich sammelte. Nach dem Abstieg des FC Metz im Sommer verlor der Vertrag des früheren Juniorennationalspielers (fünf U20-Länderspiele) bei den "Grenats" seine Gültigkeit.
Spielerdaten:
Name: Nicolas de Préville
Position: Angriff
Geboren: 08.01.1991 in Chambray-lès-Tours (Frankreich)
Nationalität: Französisch
Größe: 1,82 m
Frühere Vereine: FC Metz, Girondins Bordeaux, LOSC Lille, Stade Reims, FC Istres, FC Bagnols Pont, SM Caen, Olympique Alès, Barjac
Quelle: Pressemeldung FCK
Weitere Links zum Thema:
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Ergänzung, 01.02.2023:

Foto: Imago Images
Techniker mit Tor-Riecher: Das ist Nicolas de Préville
Bienvenue, Nicolas de Préville! Nach fast 15 Jahren schnürt endlich wieder mal ein Profi aus Frankreich seine Schuhe in der eigentlich doch frankophilen Pfalz. Der 32-jährige Neuzugang bringt einiges an fußballerischer Qualität mit.
So, jetzt ist es geschafft. Thomas Hengen, der jahrelang als Scout für verschiedene Klubs ganz Europa und Südamerika bereiste, hat als Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern seinen ersten Auslandstransfer getätigt. Und sich in Fußball-Deutschlands beliebtestem Einkaufsland bedient. Allein im vergangenen Sommer wurden 18 Profis aus der Ligue 1 in die Bundesliga transferiert, dabei flossen über 50 Millionen Euro an Ablösen zu den Nachbarn. Darunter waren nicht mal solche Kracher dabei wie etwa Corentin Tolisso (2017 für 41,5 Millionen zu Bayern München) oder Ousmane Dembélé (2016 für 35 Millionen zu Borussia Dortmund).
Kein anderes Land bildet so viele Fußballer auf Top-Niveau aus wie die Franzosen. Das belegen nicht zuletzt auch die jüngsten Erfolge ihrer Nationalmannschaft. Deutschlands führender Fußball-Taktik-Nerd Tobias Escher ist überzeugt, dass bei der jüngsten WM es sogar die zweite Garde des Weltmeisters 2018 und Vize-Weltmeisters 2022 ins Halbfinale geschafft hätte. Dieses erreichte stattdessen Marokko, aus dessen Kader ebenfalls etliche Kicker in Frankreich ausgebildet wurden. Und in Deutschland? Macht man lieber am sportlichen und administrativen Führungspersonal fest, dass die Nationalmannschaft nicht mehr zur Spitze Europas und der Welt gehört. Statt sich zu überlegen, was vom Ausbildungssystem der Grande Nation sich fürs Land der Dichter und Denker kopieren ließe. Und vor allem was zu tun in dieser Richtung.
Zuletzt vertragslos wegen Abstieg und Knieproblemen
Aber was reden wir hier über internationale Erstklassigkeit? Hier soll es doch um einen 32-Jährigen gehen, der zuletzt vertragslos war und beim Zweitligisten aus Kaiserslautern gerade noch einen Vertrag ergatterte, ehe das Winter-Transferfenster endgültig schloss. Aber bedeutet das, dass für Nicolas de Préville nicht mehr drin war als Unterhaus? Immerhin hat vergangene Saison noch in der Ligue 1 gekickt, für den FC Metz, der am Ende allerdings abstieg. Dadurch wurde sein Vertrag aufgelöst, er besaß keine Gültigkeit für die Zweite Liga.
In jener Spielzeit kam de Préville auf 27 Einsätze, 24 davon von Anfang an. Dabei erzielte fünf Treffer und zwei Vorlagen. Hier ein Arbeitsnachweis aus der Partie des FC Metz gegen Girondins Bordeaux, das 3:3 endete. Da markiert er einen Treffer gegen seinen Ex-Verein, was für einen Profi bekanntlich immer etwas Besonderes ist:
» Zum Video: Nicolas de Préville trifft gegen seinen Ex-Klub
Dass sich nach dem Abstieg kein Engagement über den Sommer hinaus mehr fand, dürfte an der Knieverletzung gelegen haben, die er sich kurz vor Rundenende zuzog. Das macht einen 32-Jährigen für Interessenten nicht gerade attraktiv.
"Wertvollster" Neuzugang seit Ruben Jenssen
Über internationale Erfahrung verfügt Nicolas de Préville ebenfalls. Er war französischer Junioren-Nationalspieler, verzeichnet fünf Einsätze in der U20- und einen in der U23-Auswahl. Für Girondins Bordeaux, den Verein, für den er von 2017 bis 2021 am Ball war, war er auch in der Europa League im Einsatz. In dieser Zeit wurde er sogar mal mit Cristiano Ronaldo verglichen. Da entstand auch dieses Video, das sehr schön seine fußballerische Qualitäten dokumentiert, vor allem beim Annehmen und Weiterleiten von Bällen:
» Zum Video: Nicolas De Préville vs. Nimes - "CR7 of Gironde?"
Bordeaux hatte de Préville 2017 vom OSC Lille geholt. Für stolze acht Millionen Euro Ablöse. Aktuell beziffert "Transfermarkt.de" seinen Marktwert immerhin noch mit 1,8 Millionen Euro. Was ihn, so das Portal, "zum wertvollsten Neuzugang" des FCK seit zehn Jahren macht. Rein statistisch jedenfalls. Der letzte Spieler mit einem höheren Marktwert, den Lautern verpflichtete, war demnach Ruben Jenssen, der zu Beginn der Saison 2013/14 auf 2,2 Millionen Euro taxiert wurde.
Diese Zahlenjonglagen klingen so großspurig, dass es jetzt auch mal runtergefahren werden soll: Ob diese Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind, wird sich erst weisen, wenn feststeht, wie sehr dem nunmehr 32-Jährigen die Knieverletzung vom Sommer noch nachhängt. Klar ist, dass er den Medizincheck vor der Vertragsunterschrift erfolgreich absolviert hat, man darf also von entsprechender Gesundung ausgehen. Dennoch müsse man dem Spieler ein wenig Geduld entgegen bringen, hat FCK-Sportchef Hengen gegenüber der "Rheinpfalz" betont: Sein Fitnesszustand sei zwar gut, aber de Préville habe eben die komplette Vorbereitung mit der Mannschaft verpasst, zusätzlich zur seit Sommer fehlenden Spielpraxis. Trotzdem sagt Hengen: "Wenn er nur halbwegs sein Potenzial hinkriegt, wird er uns helfen." In Kaiserslautern hat der den Beurteilungen zufolge eigentlich höher veranlagte Franzose, der nur wenig Englisch und kein Deutsch spricht, laut "L'Equipe" zunächst nur für die Dauer der Rückrunde unterschrieben.
In Reims gereift, beim OSC Lille durchgestartet
Zurück zur bisherigen Karriere: In Lille hatte de Préville so richtig gerockt. 16 Treffer in insgesamt 37 Pflichtspielen, eine Vorlage. In der Saison 2016/17 agierte er vornehmlich als Zehner, vor ihm war als Keilstürmer der portugiesische Nationalspieler Èder aktiv, mit dem er blendend harmonierte. Überragend war de Prévilles Auftritt beim 3:0 im Saisonfinale gegen den FC Nantes, zu dem er alle drei Treffer beisteuerte. Hier ein Querschnitt seiner Tore in jener Saison:
» Zum Video: Nicolas de Prévilles Highlights 2016/2017 bei OSC Lille
Als aufstrebendes Talent profiliert hatte de Préville sich von 2013 bis 2016 bei Stade Reims. 19 Treffer, 16 Vorlagen in 111 Einsätzen. Auch aus dieser Zeit existiert ein Video:
» Zum Video: Tore und Skills bei Stade Reims
Insgesamt stehen für Nicolas de Préville 273 Einsätze in der Ligue 1 in der Statistik, 69 Mal lief er in der Ligue 2 auf. Dabei markierte er insgesamt 63 Treffer, bereitete 36 Buden vor.
Taktisch und technisch top, nach hinten mit Schwächen
"Starker erster Kontakt, starke Technik, sauberes Passspiel, dazu gute Standards", charakterisiert ihn das Fußball-Analyse-Portal "Global Soccer Network". Und weiter: "Antizipiert sehr gut, spielt mutig, viel Übersicht und Kreativität. Taktisch gut geschult. Physisch mit einem guten Antritt, dazu beweglich." Allerdings weise sein Defensivverhalten Schwächen auf: "Scheut Defensivzweikämpfe, schwaches Positionsspiel (defensiv), ausbaufähige Pressingauslösung."
Das Datenportal "Sofascore" hat von de Prévilles 63 Treffern 44 erfasst und bewertet. Demnach hat er 36 mit dem rechten Fuß erzielt, sechs mit dem linken, eins mit irgendeinem anderen Körperteil und nur eines (!) mit dem Kopf.
Eins-zu-Eins-Backup für Boyd? Nicht unbedingt
Das alles lässt den Schluss und die Frage zu: Spannender Transfer, sicherlich, aber ist de Préville tatsächlich die lange kolportierte Eins-zu-Eins-Alternative für Sturmtank Terrence Boyd? Das, was hier zu lesen und zu sehen ist, klingt eher nach einem Ersatz für den Winterpause abgewanderten Mike Wunderlich, dessen Rückennummer 28 der Neue auch mal gleich übernimmt. In diesem Falle hätte sich der FCK mit dem 32-Jährigen sogar verjüngt, Wunderlich zählt immerhin schon 36 Lenze.
Hundertprozentiger Boyd-Backup ist de Préville vielleicht nicht. Aber er könnte, so er ihn vertreten muss, sich ähnlich wie dieser auf der gesamten Breite des Feldes anbieten, bei Zuspielen aus der Tiefe nicht nur steil gehen, sondern ihnen auch entgegenkommen, sie annehmen und weiterleiten. So wie auch Boyd es tut, nur sollte de Préville nicht ganz so hoch angespielt werden: Er ist nur 1,82 Meter groß, sechs Zentimeter kleiner als Boyd.
Nicolas de Préville ist übrigens erst der vierte französische Profi, den der FCK verpflichtet, und das nach sehr langen Pause. Der letzte, Ex-Kapitän Mathieu Béda, verließ den Betzenberg bereits 2008. Davor schnürten Grégory Vignal und der Weltmeister Youri Djorkaeff vorübergehend mal die Schuhe für die Roten Teufel. Da die Pfalz als ausgesprochen frankophil gilt, dürfen es gerne wieder mehr werden. Entsprechende Qualität natürlich vorausgesetzt.
Wer sich an seinen Buden noch nicht sattgesehen hat, hier ein Treffer-Querschnitt seiner Karriere von 2013 bis 2019:
» Zum Video: Tore und Skills bei Reims, Lille, Bordeaux
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 19.05.2023:
+++ Transfer-Ticker +++
Schuster über de Préville: "Wir haben signalisiert, dass er weiter willkommen ist"
Auf der Pressekonferenz vor dem Derby beim KSC hat Dirk Schuster bekräftigt, Stürmer Nicolas de Préville, der im Winter als vereinsloser Spieler nach Kaiserslautern gewechselt war und dessen Vertrag nach Saisonende ausläuft, gerne behalten zu wollen. Ob dies gelingt, hängt am Ende aber wohl zum einen davon ab, ob de Préville sich eine Zukunft beim FCK vorstellen kann und zum anderen, ob der Verein der Überzeugung ist, dass der Stürmer dauerhaft fit bleibt. Bisher kam der Franzose wegen einiger Verletzungen und Krankheiten lediglich auf neun meist kurze Einsätze mit nur 173 Spielminuten, einmal stand er in der Startelf. "Er hat die Woche wieder voll mittrainiert und wird im Kader sein beim KSC, für die Angfangsformation wird es nicht reichen", beschreibt Schuster den aktuellen Gesundheitszustand des 32-Jährigen nach seinem jüngst erlittenen Muskelfaserriss.
Weitere Links zum Thema:FCK-Trainer Dirk Schuster hat geschrieben:"Nicolas ist in einem körperlichen Zustand zu uns gekommen, der nicht optimal war. Wir mussten ihn erst aufbauen und er hat sich über Teileinsätze ran gekämpft. Dann hat ihn nach dem Spiel in Magdeburg zunächst eine Corona-Infektion zurückgeworfen, in Darmstadt hatte er Rückenprobleme, was ihn wieder aus dem Rennen genommen hat. Er kam im Prinzip krankheitsbedingt nie so richtig in Fahrt. Wir haben aber auf der anderen Seite durchaus gesehen, was er für Qualitäten mitbringt, wie er als Stürmer den gegnerischen Verteidigern weh tun kann. Auch bei seinem Tor gegen Heidenheim haben wir seine Qualität gesehen. Er war auf einem richtig guten Weg nach dem Spiel gegen den HSV, wo er über 60 Minuten gespielt hat. Da hat er gezeigt, was in ihm steckt. Dann hat ihn aber wieder ein Faserriss zurückgeworfen. Gegen Bielefeld konnte er dann wieder 20 Minuten spielen, danach war seine Batterie aber ziemlich weit unten. So einen Qualitätsspieler hätten wir natürlich gerne über einen längeren Zeitraum bei uns. Inwiefern sich dann der Verein mit dem Spieler und seinem Berater wird einigen können, muss man abwarten. Wir haben schon vor geraumer Zeit durchaus signalisiert, dass er bei uns weiter willkommen ist."
Quelle: Dirk Schuster auf der PK vor Karlsruhe
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