Habe den Artikel leider nicht lesen können,aber es hat sich jemand die Mühe gemacht im Foorum von Rot-Weiß Oberhausen den Artikel zu veröffentlichen:
SportBild, Nr. 47, 22. November 2006, S. 28f., Verfasser Andreas Böni
Stop Gewalt! So erkennt man Nazi-Fans
Passiert ist es beim Spiel Slowakei gegen Deutschland (1:4) am 11.Oktober: Ein Zuschauer steigt im Tehelne-Pole-Stadion von Bratislava auf einen Zaun und wird dabei fotografiert. Harmlos? Das Foto zeigt Erschreckendes. Direkt unter dem Mann erkennt man die deutsche Reichskriegsflagge. Sie steht auf einer Indexliste des Verfassungsschutzes - die Flagge ist verboten.
Offen zur Schau gestellter Rechtsradikalismus ist eines der größten Probleme der Neuzeit im Sport. Während DFB und die Liga mittlerweile eine Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Gewalt gegründet haben, gehen Clubs wie Hertha BSC Berlin einen anderen Weg: Ordner mit Listen verbotener Zeichen suchen vor Spielen nach Hinweisen auf Kleidung oder Fahnen der Fans. Trägt ein Zuschauer etwa Kleidung der Marke Thor Steinar, kommt er bei Hertha nicht mehr ins Stadion! Dutzende von Bekleidungsherstellern kennen das Problem. "rechtsextreme Fans benutzen oft Codes, die signalisieren, was sie denken, aber nicht verboten sind", sagt der Fanforscher Gunter A- Pilz.
Sein Beispiel: "Wenn einer ein Sweatshirt mit der Zahl 88 trägt, ist das zwar nicht verboten. Er spielt aber damit auf den achten Buchstaben des Alphabets an: Und zweimal H signalisiert Heil Hitler", sagt Pilz.
Darum ist die norwegische Segelmarke Helly Hansen bei Neonazis sehr beliebt wegen ihrer Initialien - die lauten HH. " Wir können es leider nicht verhindern, wenn Leute unsere Marke als etwas anderes benutzen", sagt Hans Gunleiksrud, der PR-Verantwortliche von Helly Hansen.
Auch Lonsdale ist seit Jahren eine der am häufigsten verwendeten Marken der Rechtsextremen. Nazis tragen die Jacken über den Shirts so, dass nur "NSDA" zu erkennen ist. Die vier Buchstaben spielen auf die ehemalige Nazi-Partei, die "NSDAP", an. Die britische Firma wehrt sich seit Jahren gegen das rechte Image, gründete 2003 die Aktion "Lonsdale loves all colours" - Lonsdale liebt alle Hautfarben. "Sie wird inzwischen von Prominenten wie dirk Bach, Detlef Soost und Gerald Asamoah unterstützt", sagt Geurt Schotsman, Geschäftsführer der Firma Punch, die Lonsdale in Deutschland vertreibt. Aber "leider ist der Mißbrauch schwer zu bekämpfen."
Auch die Boxermarke Everlast ist ein Opfer. Wolfgang Grube, der Geschäftsleiter der Grube Logistik GmbH, vertrieb die Kleidung bis vor einem Jahr. "Jetzt machen wir das nicht mehr. Ein Grund war, dass die Händler immer weniger bestellten. Sie sagten uns: Die Leute hier bei uns im Osten kaufen die Everlast-Artikel nicht mehr - weil so viele Nazis das tragen. Ich betone: Das war nur im Osten so."
Hannover 96 kämpft seit drei Jahren. Der Fanbeauftragte Sebastian Kramer sagt: "Ich achte auf unserer Kurve ganz genau darauf, was getragen wird. Wenn ich jemanden in Lonsdale oder Thor Steinar sehe, mache ich ihn darauf aufmerksam, die Kleidung abzulegen. Meistens machen die Leute das. Wenn nicht, fliegen sie aus dem Stadion." So habe ein selbstreinigender Prozess stattgefunden. Die Marken würden kaum noch getragen.
Alemannia Aachen rief die Kampagne "Rassismus hat bei uns keinen Platz" ins Leben und zeigte Spots in Aachener Kinos.
Schalke hat die "Integration ausländischer Mitbürger" sogar in die Vereinssatzung aufgenommen und erhielt für eine Anti-Rassismus-Kampagne eine internationale Auszeichnung. Wer NPD-Mitglied ist, wird nicht aufgenommen.
Projekte kosten jedoch Geld - was vor allem für allem für die Clubs in unteren Ligen ein Problem ist. Da trifft es etwa den Drittligisten Dynamo Dresden besonders hart, wenn das Bundesland Sachsen - wie jetzt geschehen - beschließt, die Förderungen zum Jahr 2007 einzustellen.
"Das ist eine Kathastrophe, aber leider typisch Politik. Auf der einen Seite lamentieren sie über die zunehmenden Probleme, auf der anderen Seite sind sie nicht bereit, finanzielle Mittel für sozialpädagogische Projekte bereitzustelen", sagt Pilz.
Das Bundestreffen der Fanprojekte vergangener Woche in Bremen formulierte: "Länder wie Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Baden-Württemberg dürfen den Fußball und die Kommunen bei der Finanzierung nicht alleine lassen. Mit vergleichsweise geringen Finanzmitteln ließe sich durche eine pädagogische und präventive Fanprojektarbeit viel erreichen."
Tatsächlich diskutieren Politiker in Ländern wie Sachsen und Sachsen-Anhalt, ob die Klubs bald die Einsatzkosten der Polizei bei Sportveranstaltungen ganz oder teilweise übernehmen sollen.
"In beiden Fällen verkennt das Land Sachsen, dass das Problem zwar im Fußball stattfindet. Aber 70 bis 80 Prozent der Gewalt, die sich da entlädt, ist gesellschaftlich verursacht", sagt Pilz. Und weiter: "Da ist nicht der Fußball in erster Linie gefordert, sondern die Politik. Wenn sie sich rauszieht, wie sie es jetzt macht, kann man das als verantwortungslos und dümmlich bezeichnen."
Selbst die größte Finanzspritze bringt aber nichts, wenn Rechtsradikale auf besonders subtile Weise kreativ werden. Pilz kennt ein Beispiel: Beim A-Junioren-Spiel zwischen Lok Leipzig und Sachsen-leipzig stellten sich am 5.Februar 2006 knapp 50 Zuschauer in einem fanblock so auf, dass "sich von oben betrachtet ein Hakenkreuz ergab".
Das Problem, so Pilz: " Man kann denen ja nicht vorschreiben, wie sie sich hinstellen sollen."
Quelle:
http://rwo-online.de/wbboard/thread.php?threadid=21050
Orginaltext erschienen wie oben angegeben