Gerrit1993 hat geschrieben:
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Fritz Fuchs (77): ....Ich habe mich damals schon nachhaltig dafür eingesetzt, dass ein starker Geschäftsführer Sport - ein echter Fußball-Fachmann - eingestellt wird. Das wurde nicht getan. Das war ein großer Fehler. Auch ich selbst war damit wieder außen vor, nachdem ich zuvor in der Übergangsphase vor der Neuwahl mit Trainer Boris Schommers und Sportdirektor Boris Notzon die anstehende Rückrunde geplant hatte. Ich habe darauf gedrängt, dass ich Herrn Voigt unmittelbar nach seiner Wahl mitteile, wie die Planungen aussehen, welche Spieler auf welchen Positionen Herr Schommers braucht. .....
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Fuchs: ....Ich habe sowohl mit Schommers als auch mit Notzon bis zum Jahresende 2019 hervorragend zusammengearbeitet und wir haben gemeinsam die Rückrunde geplant...
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....Denn wie gesagt: Es gab keine Zusammenarbeit in den Gremien.
Fuchs: ... Wenn unser neuer Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen sein Amt antritt, ist es meine Pflicht und meine Verantwortung, ihn mit voller Kraft zu unterstützen. Dem werde ich nachkommen. Denn es geht nicht um Personen, es geht um den FCK. Er muss ein sportliches Konzept entwickeln und mit seiner Kompetenz, der des Trainers, des sportlichen Leiters und der Mannschaft diese umsetzten.
Fuchs: ....Was der FCK braucht, das sind vor allem die drei K, die uns in den vergangen Jahren in den operativen Gremien gefehlt haben: Konzept, Kompetenz und Kapital...
Der Betze brennt: Wie muss der FCK unterhalb der Gremien, also im operativen Geschäft, aufgestellt werden, um die Wahrscheinlichkeit für sportlichen Erfolg zu erhöhen?
Fuchs: Ich habe immer dafür plädiert, dass wir niemanden beurlauben müssen. Wir hätten nur schon lange einen zusätzlichen starken Sport-Geschäftsführer gebraucht, der aus dem Fußball kommt, der das Geschäft kennt und ein Netzwerk hat. .....Boris Notzon ist ein sehr fleißiger Mann, ich habe sehr gut mit ihm zusammengearbeitet. Aber er braucht einen starken Vorgesetzten. Es hätte genug Leute gegeben, die gerne zu uns gekommen wären. Aber das hat man ignoriert. Notzon zum Alleinschuldigen zu machen ist unfair und unrecht. Man hat ihn zum Sündenbock für alles erklärt, dabei haben die Fehler diejenigen gemacht, die über ihm standen. .....
Dieses Interview ist sehr aufschlussreich und dabei muss man nicht mal zwischen den Zeilen lesen. Ich habe exemplarisch einige Passagen zitiert/markiert, auf die ich gleich eingehen möchte.
Das Interview hinterlässt mich persönlich völlig zwiegespalten in der Bewertung seiner Person, ich erkenne sowohl Positives als auch Entsetzliches in seinen Aussagen. Insgesamt überwiegt bei mir allerdings gefühlt das Positive.
Positiv:
Zunächst einmal glaube ich ihm absolut, dass ihm der FCK sehr wichtig ist und rechne ihm hoch an, dass er sich weiterhin in dieses Haifischbecken einbringen will, denn ihm sind in der Vergangenheit ja nicht ausschließlich Wellen der Sympathie entgegengeschlagen.
Außerdem geht er hier mit einer Offenheit und Ehrlichkeit zur Sache, die mich positiv überrascht. Man kann erkennen, dass er nicht wirklich ins "Team" integriert wurde und er bemängelt glaubwürdig, dass es keine Zusammenarbeit bzw. Kommunikation zwischen den Gremien bzw. zwischen den einzelnen Mitgliedern gab. Jedenfalls nicht mit ihm. (zu dem Begriff "Gremium" später mehr)
Er hat frühzeitig erkannt, dass beim FCK zusätzliche sportliche Kompetenz dringend vonnöten, bzw. dass keinerlei sportliches Konzept vorhanden war und sich dafür eingesetzt, dass dieser Missstand beseitigt wird.
In seiner Ehrlichkeit bestätigt er -gewollt oder ungewollt- meine "Grüßaugust-Theorie" bezüglich Boris Notzon und will diesen daher aus der Schusslinie nehmen. Automatisch deckt er damit Missstände auf und legt dar, dass am Berg viele Köche mit vielen Löffeln herum rennen.
Insgesamt hinterlässt er bei mir einen glaubwürdigen Eindruck, das ist das Positive.
Negativ:
Das auffällig Negative an diesem Interview ist, dass Fritz Fuchs überhaupt keine Ahnung davon hat, was ein Gremium ist, was operatives Geschäft ist und welche Rechten / Pflichten den einzelnen Organen per Satzung überhaupt gegeben sind. Das finde ich absolut erschreckend für einen Aufsichtsrat und somit wird deutlich, wie wichtig ein J.B.Remy für dieses Kasperltheater da oben wäre.
Er spricht von "operativen Gremien", was es natürlich gar nicht gibt. @Thomas und @Gerrit machten ihn dann in der anschließenden Frage per Wink mit Zaunpfahl darauf aufmerksam, dass es Gremien gibt, und unterhalb davon den operativen Bereich. Ob er das verstanden hat, ist eine andere Frage. Immerhin ein Hinweis dafür, dass sich Fritz Fuchs wohl kaum hat beraten lassen, sonst hätte er diesen Bock im Interview nicht geschossen. Spricht wieder für seine Offenheit...
Er selbst schildert ja auch seine eigenen Kompetenzüberschreitungen, wahrscheinlich sind sie ihm gar nicht bewusst. So kann es natürlich unmöglich sein, dass
er mit Schommers und Notzon die Rückrunde geplant hat. Als AR!!
Oder dass
er Voigt mitteilte, welche Spieler Schommers braucht. Das ist doch um Gottes Willen nicht die Aufgabe eines Aufsichtsrates. Er war ja damals noch nicht einmal Beirat! Damit degradierte ja bereits er selbst den armen Notzon zum Grüßaugust. Kein Wunder, dass diesen später keiner mehr ernst genommen hat.
Fazit:
Ich bin also zwiegespalten. Einerseits halte ich ihn für einen aufrechten, ehrlichen Kerl mit gesunden Ansichten und Fußballsachverstand.
Andererseits hat er von unserer Satzung und unseren Gremien weniger Ahnung als eine Kuh von Hubschraubermotoren. Und das ist natürlich ein No-Go für einen Aufsichtsrat. Auch bin ich mir nicht sicher, ob er verinnerlicht hat, dass, wenn er nicht in den Beirat geschickt wird, sondern als Aufsichtsrat im Verein e.V. verbleibt, er mit dem Profifußball eher wenig zu tun haben wird
Fritz Fuchs hat definitiv meine Sympathien und wenn ich wüsste, dass Remy gewählt wird, würde auch Fritz Fuchs meine Stimme bekommen, denn dann würde ich mir um die Einhaltung bzw. Reform der Satzung keine Gedanken machen. Da ich das aber zum Zeitpunkt meiner Stimmabgabe nicht wissen kann, bleibt bei mir die Sache offen und ich entscheide das spontan. Man muss ja auch nicht alle 5 Stimmen abgeben.
An Herrn Fuchs jedoch jetzt schon ein dickes Dankeschön von mir für die entsetzlich offenen Worte, die mir gezeigt haben, dass es in diesem Kasperltheater da oben noch schlimmer zugeht, als ich bereits befürchten musste. Vielen Dank dafür
