"Schön und gut" beschreibt auch meine Bewertung des Artikels ziemlich treffend. Auf diese Weise lässt sich immer alles erklären, weil es immer individualspezifische Umstände und Gründe gibt. Das ist mir aber zu individualistisch gedacht. Fußball ist ein Mannschaftssport! Und wenn die ganze Truppe homogen auf niedrigem Niveau und mit gravierenden "mentalen" Problemen auftritt, dann suche ich die Gründe dafür eben nicht primär bei den einzelnen Spielern, sondern in einer defizitären Organisationskultur, die - populistisch aber zutreffend - mit der Metapher "Wohlfühloase" beschrieben ist.
Und Nein! "Ruhe und Kontinuität" ist nur bei Erfolg ein Erfolgsmodell. Das ist eine Tautologie mit dem Informationsgehalt Null. Jeder Einzelne der genannten Trainer wurde völlig zurecht aufgrund seiner Erfolglosigkeit entlassen, lediglich der Zeitpunkt der Entlassung passte selten. Hätte man sie vielleicht bis zum Abstieg weiterwurschteln lassen sollen, weil dann vielleicht einer ihrer Lieblinge doch noch in die Spur findet?
Dieser ganze Verein ist seit fast zwei Jahrzehnten intern ein Haifischbecken mit unsympathischen Provinzfürsten.

Ein Fan kann man nur bleiben, wenn man in kognitiver Dissonanz die "Idee" des Vereins von seiner Realität säuberlich abspaltet. Niemand stand hier für eine Vereinsidentität, eine Spielphilosophie, eine Leistungsmentalität. Die aktuelle Führung zerlegte sich erstmal medienöffentlich selbst und musste dann den Fokus ausschließlich auf das Finanzielle legen. Das haben sie m. E. sehr gut abgearbeitet, aber der sportliche Bereich blieb kopf- und führungslos - SOV ist ein guter GF Finanzen, aber für den Bereich Sport kann er ganz einfach nicht stehen, dafür fehlt ihm die Kompetenz. Also ließ und lässt man Notzon machen. Mit dem bekannten Ergebnis.
Also, liebe Leute: Friedhelm Funkel hat als Trainer abgesagt und will seinen Ruhestand genießen. Aber eine Position als GF Sport mit allen Vollmachten und einem starken, kompetenten Sportdirektor (Marc Arnold?) unter ihm für das operative Geschäft, hat man ihm noch nicht angeboten. Als Zugabe müsste man ihm noch sofortigen finanziellen Handlungsspielraum für Transfers in Millionenhöhe geben. Mal sehen, ob er dann immer noch lieber seinen Ruhestand genießen will.
Illusionär, da kein Geld? Kein Stück! Die Saar-Pfalz GmbH muss aktuell einen Totalverlust von 11 Mio € befürchten, weil diese mal wieder von Boris Notzon zuammengestellte "Top-Mannschaft der Liga" sich sang- und klanglos in die Regionalliga zu verpissen droht. Wenn man auch nur in der kommenden Saison noch irgendwas erreichen will, muss man jetzt kleckern, statt klotzen. Und das bedeutet, dass endlich, endlich sportliche Führungskompetenz in diesen Verein Einzug halten muss.
Diese Weichenstellungen müssten jetzt in der Corona-bedingt sich möglicherweise per Lockdown verlängernden Winterpause erfolgen! Dann soll das neue Gespann aus GF und SD sich mit Jeff Saibene zusammensetzen und man soll schauen, ob man mit ihm weiterarbeiten kann und will. Ich halte unseren Trainer fachlich nicht für das Problem, allerdings ist er aktuell ratlos und damit untragbar. In einer solchen Konstellation erhielte er allerdings neue fachliche Impulse und personelle Ressourcen (Spielertransfers).
Dieses ganze Tableau fehlt mir in dem Artikel. Aus meiner Sicht brauchen wir jetzt im sportlichen Bereich von der FCK-Spitze her eine genauso große Kraftanstrengung wie im Planinsolvenzverfahren (und schon davor mit Fokus Stadionpacht) im finanziellen Bereich. Nur so kriegst Du hier mal eine sportfachliche Linie rein, die mehr als eine Marketing-Floskel ("Betze-Fußball") ist. Und dann - aber auch
erst dann - kann man "Ruhe und Kontinuität" als Erfolgsmodell einfordern.
Von daher springt mir der Artikel viel zu kurz. Nix für ungut, Eric, Du weißt, wie sehr ich Deine Expertise und Urteilskraft im Allgemeinen schätze. Du schreibst ja auch hier nichts Falsches, es ist aus meiner Sicht lediglich keine adäquate Ursachenanalyse für die überschaubare Performance userer jeweiligen Zugänge.
Die Einzigen, die sich von der mangelnden Leistungskultur am Berg mal für ein Jahr freimachen können, sind unsere Nachwuchsspieler, deren intrinsischer Fokus darin besteht, ein dauerhafter Teil des Profi-Zirkus zu werden. Aber auch die passen sich im Folgejahr dann der Mittelmäßigkeit des Restes an.
Selbst ein Marvin Pourie verdaddelt jetzt die Bälle (daran ändert auch sein Doppelpack im vorletzten Spiel nichts) und verliert deutlich mehr Zweikämpfe. Irgendwann schlägt unsere verheerende Limbo-Gruppendynamik auch die tollste intrinsische Motivation. Warum bitte soll man sich auch als Einziger den Allerwertesten aufreißen?
Nur Redondo und Spahic fügen sich - Gott sei Dank! - aktuell noch nicht in dieses Bild ein.