Ktown2Xberg hat geschrieben:Sorry, aber das was der tm.de-Zser da schreibt kann man 1:1 so unterschreiben. Schön dass nach 35min reagiert wurde, schade dass der Coach damit erstmal nur seine eigenen Fehler korrigiert hat und damit 35min weg und wir 0:1 hinten waren.
Saibenes Populismus macht mich extrem skeptisch. Das Zentrum komplett wegzuschenken und mit zwei 10ern auf außen das Foda‘sche 4-2-2-2 wiederzubeleben bringt uns null weiter. Das unkoordinierte Anlaufen in HZ 1 hat dann auch noch den einzigen Vorteil einer 4-4-2- Grundordnung mit Doppelsechs zunichte gemacht — die Stabilität gegen den Ball.
Dass sich nach der Umstellung aufs 4-1-4-1 das Spiel komplett gedreht hat lag a) an der 180grad-Wende in Sachen besetzen des 10er-Raums ab Minute 35 und b) daran dass wir beim Aufbauspiel nach der Halbzeit von Festrennen auf den Außen und vertikalen, halbhohen Chips durch die Mitte auf koordiniertes Passspiel (also das was die Mannschaft in der Vorbereitung geübt hat) umgestellt haben. Wer das Spiel auf Video hat kann ja mal in Minute 45-50 reinschauen. Da spielt plötzlich jeder unserer Spieler mit dem zweiten Ballkontakt zum nächsten freien Mitspieler. Konnte man mitzählen wie beim Ballett. Nur dass Saibene das nicht reingerufen hat um daran zu erinnern

. Dass Bachmann ab Minute 35 wieder auf die halbrechte 8 geschoben wurde und dann (anstatt rechts außen) auch noch als hängende Spitze aushelfen musste sollte eigentlich jedem der hier nach Regensburg geschimpft hat („setzt Spieler auf den falschen Positionen ein!“) zu denken geben.
Saibene ist kein Blinder, der versteht schon was vom Geschäft. Man merkt auch, dass die Spieler aggressiver eingestellt sind. Aber er ist jetzt 2x mit seinem „neuen, einfachen System“ mit Ansage auf die Nase gefallen. Einmal hat‘s der Mut der Verzweiflung & ne große Portion Dusel geregelt, beim zweiten Mal die Umstellung auf das was hier zu Saisonbeginn (fälschlicherweise) als „Ballbesitzfußball“ verschrien wurde. Ein 4-1-4-1 ist kein 4-1-2-1-2 mit falscher 9 — aber in HZ2 haben wir ansonsten was das Spiel gegen den Ball und den grundlegenden Ansatz im Spielaufbau angeht genau das gespielt, was wir schon in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn (mal gut mal weniger gut) hingelegt haben.
Saibene hat nen zunehmend integrierten Ritter, kriegt jetzt nach und nach fitte Neuzugänge und hat trotzdem die ersten beiden Partien erstmal komplett falsch begonnen. Sich nach ner peinlichen Korrektur der eigenen Taktik und ner Rückkehr zu dem was der Vorgänger aufgebaut und man selbst verschlimmbessert hat hinzustellen, die Spieler zu bashen und von der eigenen lauten Halbzeitansprache zu tönen ist (wie schon die Aussagen zu Bachmann und Ciftci nach Wehen) ne ziemlich übel aufstoßende Mischung aus Populismus und kalkuliertem Eigenlob — und das glatte Gegenteil von Verantwortungsbewusstsein und Leadership.
Außer dem „befreiten“ aufspielen das sich einstellt wenn taktisch die Ansprüche runtergefahren werden und dem Einsatz den Derby und neuer Coach auch erstmal mehr oder weniger automatisch mit sich bringen gibt es eigentlich erstmal nicht viel Positives zu verbuchen. Ne gute Show für Fußballtraditionalisten, aber wenig Substanz. Aber gut, immerhin wusste er diesmal früh und richtig umzustellen.
Ich wünsche uns und Jeff viel Erfolg, aber mein „Blender-Meter“ steht aktuell erstmal bei 12 auf der geschlossenen 10er-Skala. Hier geht’s um die Existenz, nicht den Eric-Gerets-Gedächtnis-Preis in der Kategorie Pfälzer Seele streicheln. Und die Nummer von der PK gestern bringst Du noch 1, 2 mal und dann ist Saibene (wie schon in Ingolstadt) bei der Mannschaft durch.
Junge, lass die Sprüche, mach‘s von Anfang an richtig, nutze das enorme Kreativpotential das dieser Kader im Zentrum bietet — und sei erfolgreich. Dann müssen wir auch keine Freunde werden

@ ktown2xberg:
Dein oben zitierter Beitrag hat ja einige Wellen hier geschlagen, da will ich mich jetzt zu allem Überfluss auch noch zu äußern.
Vorab: ich schätze Deine ausgefeilten Taktikanalysen und aus meiner Sicht, der eines Taktiklaien, machen die auch einen sehr profunden und kompetenten Eindruck.
Unbestritten ist, dass Taktik Spiele gewinnen kann und dass die Bedeutung der taktischen Ausrichtung im Zeitverlauf wichtiger geworden ist. Tendenziell gilt zudem: je höher das Niveau, desto größeren Einfluss hat die Taktik. Ich habe selbst - Jugend mitgezählt - 25 Jahre aktiv gespielt, immerhin bis zur Bezirksliga. Dort spielte Taktik eine untergeordnete Rolle. Aber in den Profiliegen würde ich dem eine nicht unerhebliche Bedeutung beimessen. Eine deutlich höhere jedenfalls, als manche Beiträge der "Einstellung muss 110% sein und dann wird alles gut"-Apologeten suggerieren. Dennoch bewertest Du die Taktik meiner bescheidenen Meinung nach doch als zu absolut. In meinen Augen liegt die Wahrheit - wie so oft - irgendwo dazwischen.
Konkret zum Waldhof-Spiel: auch hier teile ich Deine Analye dem Grunde nach. Besonders auffällig war, dass die beiden Stürmer versucht haben aggressiv anzulaufen. Nicht immer schien das Anlaufen besonders clever und zudem haben sie insgesamt sehr unglücklich agiert und waren wirklich sehr schwach. Röser ist zudem echt langsam, auch gedanklich. Aber das Laufpensum und die Einstellung waren meines Erachtens ok.
Aber das nur als kleiner Exkurs. Die wichtige Beobachtung war, dass die beiden von Mittelfeld und Abwehr nicht adäquat unterstützt wurden und dadurch das erwähnte Loch entstand, dass es dem Waldhof einfach machte, sich hinten raus zu kombinieren. In diesem Punkt bin ich 100% bei Dir, allerdings nicht in der Ableitung, dass dies den taktischen Vorgaben des Trainers geschuldet war. Ich glaube kaum, dass Saibene den Stürmern mitgegeben hat, sie sollen hoch anlaufen und Angriffspressing spielen, aber der Mittelfeldreihe gesagt hat, sie sollen da nicht mitmachen.
Ich vermute eher, der Rest der Mannschaft hat die Vorgaben des Trainers nicht umgesetzt, vielleicht tatsächlich Einstellungssache (das hohe Anlaufen und offensive Pressen, bei dem alle mitmachen müssen, ist nämlich sehr kraftraubend und laufintensiv), vielleicht die Verunsicherung, die man bei der Mannschaft noch allenthalben spürte. Gerade für das hohe Anlaufen braucht es Mut und kostet für Spieler, die das nicht gewohnt sind, Überwindung, weil sie schnell schlecht aussehen, wenn sie es nicht konsequent umsetzen. Aber eben auch sehr wirkungsvoll, wenn alle selbstbewusst und konsequent anlaufen.
Ic bin im übrigen der Meinung, ein Angriffspressing lässt sich auch in einer 4-4-2 Grundordnung umsetzen. Richtig ist, dass dafür entweder ein Stürmer sich bisweilen etwas ins OM zurückfallen lassen sollte (eher hängende Spitze) oder die Außenspieler der Mittelfeldreihe offensiv einrücken müssen. Aber weißt Du, ob Saibene nicht genau das auch von Skarlatidis und Ritter erwartet hat? Denn beide können m.E. auch auf der 10 spielen bzw. in diesem System auch flexibel in den 10er Raum einrücken und dort gefährlich werden.
Saibene hatte in Bielefeld meines Wissens doch auch sein Angriffspressing in einer 4-4-2 Grundordnung mit hohen Außenverteidigern spielen lassen und war dort lange Zeit sehr erfolgreich. Das zeigt doch, dass hohes Angriffspressing auch mit einer 4-4-2 Grundordnung kompatibel ist.
Zur PK: ich finde schon, dass es zwar eine gewagte These ist, Saibene habe sozusagen den Fans nach dem Mund geredet, um sich dort beliebt zu machen. Aber für vollkommen abwegig und aus der Luft gegriffen ist die Spekulation (mehr ist es allerdings nicht) meines Erachtens nicht. Jedenfalls könnte man drauf kommen. Ich glaube es allerdings nicht und denke, er war wirklich angefressen und wollte früh genug intervenieren, damit ale wissen, wo sie dran sind, wenn sie taktische Vorgaben nicht umsetzen oder meilenweit von den Gegenspielern entfernt sind (denn das - ich denke, das wirst Du auch so sehen - muss man ist in jeder taktischen Ausrichtung kontraproduktiv).
Noch kurz zu Skarla: dass ich hier lesen musste (werauchimmer es äußerte

), er gehöre nur noch auf die Tribüne ob seiner Vorstellung gegen Waldhof, halte ich für vollkommen abstrus. Er war game changer gegen Wehen und hat sicherlich unglücklich am Samstag agiert. Er als starker Techniker hatte Probleme mit den Platzverhältnissen. Vorwerfen kann man ihm, dass er Schad in er Rückwärtsbewegung alleine gelassen hat, aber auf der anderen Seite sind mir noch zwei starke Balleroberungen in Erinnerung, wo er aggressiv (einmal gar mit Grätsche) nachgesetzt hat - was ja bei eher technisch starken Spielern nicht immer selbstverständlich ist. Insgesamt hat er kein Sahnetag erwischt, war in meinen Augen dennoch stärker als Gözuto, der für ihn eingewechselt wurde. Letzterem würde ich auch keinen Vorwurf machen wollen, ich denke, er war einfach mega nervös. Hat jedenfalls - außer beim Abschluss- das war einfach Pech, der TW war ja bereits überwunden - eigentlich immer die falsche Entscheidung getroffen oder zweimal vollkommen unbeträngt katastrophale Flanken geschlagen....
Hlousek scheint ja auch kontrovers diskutiert zu werden. Er hat etwas gebraucht, um anzukommen, in den letzten 2 Spielen war er aber m.E. immer einer der stärksten....