manning hat geschrieben:...in ein paar tagen ist der spuk vorüber. die em spricht auch jene an, die sich nicht sehr für fußball interessieren. schwiegervater hisst die fahne im garten, schwiegermutter wertet jede schiedsrichterentscheidung gegen die deutsche mannschaft als kriegserklärung und die nachbarin, ansonsten bieder-unspektakulär, fordert jogi löw auf, sich nicht auf die tribüne zu setzen, sondern das turnier abzubrechen und mit seiner truppe nach hause zu fahren. ist doch wahr! ihr mann unterstützt sie mit dem argument, es ginge immer gegen die deutschen, es sei wie in der eu, immer müssten wir die strafe zahlen...
In dieser Typologie darf natürlich auch nicht der deutsche Spielverderber fehlen, der insgeheim (oder mitunter auch offen) auf ein Ausscheiden der deutschen Mannschaft hofft, weil er seinen Mitmenschen den Spaß an der Freude nicht gönnt oder auch - immer wieder gerne genommen - übertriebenen Patriotismus nicht von teutonischen Siegen befeuert wissen will. In dieser Argumentation ist jeder Fahnenschwenker ein Nationalist und jeder Autokorso (nicht zu reden von unnötigem Spritverbrauch und Ökoschaden) ein Aufmarsch. In jedem Falle ist die Freude über einen Sieg der deutschen Mannschaft so etwas wie ein unheimlicher Anfang, den es unbedingt zu wehren gilt. Hier manifestiert sich entweder der Neid, der dem anderen den Grund zum feiern nicht leidet oder aber der latente deutsche Selbsthaß, der sich als aufklärerischer Impetus verkleidet.
Auch ganz nett: der Sozialromantiker, der das Großturnier als Kommerzevent branntmarkt, bei dem es ja letztendlich doch nur um die Kohle gehe. Als ob wir in Kaiserslautern im Zweitliga-Betrieb ausschließlich Herzblut-Amateure bewundern würden, die ohne finanzielle Gegenleistung für ihren Verein leben und sterben. Ehrlichen Fußball und wahre Emotion gibt es nur noch bei uns - und vielleicht noch bei Pauli. Na ja, aus alter Verbundenheit: auch noch bei 60, aber nur wenn die ins Grünwalder zurück gehen. Dabei sind die Prinzipien ähnlich, nur funktioniert bei uns eben vieles auf niedrigerem Niveau. Wer den 1. FC Kaiserslautern für die letzte Bastion im Kampf gegen Kommerz und Eventkultur hält, der war sicherlich seit 10 Jahren nicht mehr auf dem Betze oder er stellt die Ohren auf Durchzug, wenn im Fritz-Walter-Stadion (wie lange heißt das wohl noch so?) die Massen zur fernsehbestimmten Unzeit spaßbeschallt werden. Immerhin: In der West wehren sich noch die Tapferen. Scheiß D:SF. Scheiß Premiere.
Ganz vorne dabei: der Purist, für den es natürlich nur den FCK gibt. Die Betze-Kicker sind wahren Helden, allesgebend und dauerkämpfend, immer da für Stadt, Land und Leute. Die Nationalmannschaft dazu das Kontrastprogramm: abgehobene Jungmillionäre, blutleer, gegeelt, arrogant, verzogen - Igitt! Ununterstützbar! Der Purist ist selbstredend der bessere Lauternfan, da er nicht im Verdacht steht, irgendeine andere Mannschaft zu unterstützen. Durch die Adern des Puristen fließt das reine Betzeblut. Holier than thou. Die auch-Nationalmannschaftsfans sind Schlammblüter, Modefans und Eventfuzzies, die wirklich jeder Kommerzkacke hinterherrennen. Pfui Teufel!
Großartig, mit welchem Sendungsbewußtsein diese 3 Typen der ganzen Nation den Spaß verderben wollen, indem sie ständig ungefragt ihren sauertöpfischen Senf dazugeben. Anstatt einfach zuhause im Keller zu bleiben stellt man sich lieber mit verschränkten Armen an den Straßenrand, um kopfschüttelnd dem Autokorso beizuwohnen. Und in der Kneipe ist der Miesepeter natürlich auch mit dabei und spart nicht mit kritischen Kommentaren. Immer wieder wird demonstrativ die eigene Distanz zum Geschehen betont, um gleichzeitig natürlich die eigene Liebe zum FCK um so heller erstrahlen zu lassen.
Tut mir einen Gefallen, ihr Spielverderber, Sozialromantiker und Puristen: Macht euch locker oder haltet euch raus !!!
Bald gibt's für mich natürlich auch wieder nur den FCK, aber lasst mir meinen Spaß und die Freude an der EM. Und erspart mir euren sauren Magerquark.
Gruß,
Steffbert