Einerseits kann ich den Eindruck durchaus nachvollziehen, dass man der neuen Führung zugestehe, was man der alten Führung angekreidet hätte. Ich denke, niemandem von uns wird man volle Objektivität zuschreiben können. Wir alle bilden uns unsere Meinungen und werden dabei sicherlich zu einem guten Teil subjektiv geleitet. Das kommt ja aber nicht von ungefähr. Und hier ist der Punkt, wo ich doch deutlich die Frage stellen muss, ob man die Unterschiede zwischen alter und neuer Führung wirklich nicht sieht, oder ob man sie nicht sehen will.
Zunächst: Ich habe der alten Führung zu Beginn Ihrer Amtszeit auch mein Vertrauen geschenkt. Vertrauensvorschuss nennt man das. Diesen bekam Klatt von mir, Gries und der alte Aufsichtsrat. Genauso ist es bei der neuen Führung. Bei der alten Führung ging das Vertrauen aber Stück für Stück verloren. Und zwar nicht aus einer Laune heraus, sondern weil die Handlungen und Aussagen irgendwann nicht mehr gepasst haben.
Ein Punkt war das Thema Fan-Säule: Die wurde großspurig angekündigt. Erst September 2018, dann eher Jahresende. Da kam sie auch nicht und so ging das immer weiter. Die Begründungen muteten immer mehr wie Ausreden an. Alternative Wege (Genossenschaftslösung), die vorgeschlagen wurden, wurden ja nicht einmal kommentiert, weshalb sie aus Sicht der alten Führung nicht infrage kamen. Ja, Klatt hat irgendwann gesagt, mit der Fananleihe sei man im Falle einer Insolvenz zumindest Gläubiger, als Anteilseigner über die Fansäule wäre man nicht einmal das. Das ist für mich auch nachvollziehbar. Dass das aber auch nur ein Feigenblatt wäre, hat sich aber aus der Vereinsführung niemand getraut zu sagen. Oder glaubt ernsthaft jemand, dass er seine 500-Euro-Anleihe auch nur zur Hälfte wieder bekäme, wenn auf der Liste der Gläubiger eine Quattrex mit Krediten in Millionenhöhe stehen? Also ich nicht.
Ein anderer Punkt: Klatt & Co. haben sich bei Ihrer Investorensuche auf Becca und die Investoren um Buchholz konzentriert – um nicht zu sagen: versteift. Hinweise auf weitere Investoren, sei es von Kessler oder anderen Personen wurden schlichtweg ignoriert. Die Beweggründe dazu erschließen sich mir heute noch nicht, wenn ich unterstelle, dass man für den FCK das bestmögliche Ergebnis erzielen möchte. Unterschied zur neuen Führung? Mit Becca ist man weiter im Kontakt. Mit den regionalen Investoren um Buchholz auch. Soweit noch gleich. Aber die neue Führung ist offensichtlich darüber hinaus mit diversen weiteren möglichen Investoren in Verhandlungen. Davon war bei Klatt und Co. nichts zu spüren. Überhaupt nichts. Ein vielversprechendes Angebot der anderen regionalen Investoren, die Littig organisiert hatte wurde aus Gründen nicht nur für den Zeitraum der Lizenzierung für die aktuelle Saison abgelehnt. Nein, nicht einmal im Nachgang wurden sie versucht ins Boot zu holen. Man hätte ja sagen können: Sorry, im ersten Schritte gehen wir den Weg mit Becca. Aber lasst uns in einem viertel Jahr die Gespräche wieder aufnehmen. Stattdessen: nix. Nicht mal mit Becca ist man handelseinig geworden, wo man doch ein so viel besser ausgearbeitetes und vorverhandeltes Angebot von ihm hatte. Das schafft Vertrauen. Zumindest bei manchen Leuten. Bei mir nicht.
Letzter Aspekt, den ich hier vorbringen möchte: die neue Führung kommuniziert in meinen Augen viel vertrauenswürdiger. Zum einen: sie kommuniziert. Wie viele Monate liefen unter Klatt teilweise ins Land ohne auch nur eine Stellungnahme zu manchen Themen. Merk plaudert auch nicht aus dem Nähkästchen und lässt sich nicht in die Karten schauen. Das was er kommuniziert, wirkt auf mich aber vertrauenserweckend. Er lässt offen, ob es zu einem Deal mit Becca kommen kann. Das schmeckt manchem Becca-Gegner nicht. Wird aber akzeptiert. Weil klar heraus kommt, dass wir nur mit Investoren abschließen werden, die zum FCK passen. In Sachen Becca hatte man bei der alten Führung eher den Eindruck, dass man alles hinnimmt, was von der anderen Seite gefordert wird. Und sei es die Missachtung der Vereinsdemokratie von außen. Weiter zum Thema Kommunikation: was wurden Vereinsinterna an die Presse gesteckt. Die eine Seite an Bild und Rheinpfalz, die andere Seite an den SWR. Teilweise Minuten nach Aufsichtsratssitzungen. Ich maße mir nicht an zu behaupten, wer die Interna raus gegeben hat, wenngleich der Verdacht offensichtlich ist. Aber ich kann nur so viel festhalten. Schlagartig mit Wahl der neuen Führung hat das ein Ende gefunden. Die Details, die man heute in Rheinpfalz oder Bild findet, haben Ihre Quelle scheinbar eher in einem Hochhaus, welches nicht auf dem Berg steht. Das kann einem schon auffallen.
Diese Punkte kann man schon erkennen, wenn man nur will. Und dann wird einem auch klar, warum die neue Führung positiver gesehen wird, auch wenn sie sagt: sorry, die Fan-Säule machen wir erst auf, wenn wir wirtschaftlich gesichert sind. Das hat dann einfach nichts mehr mit zweierlei Maß messen zu tun, sondern in meinen Augen genau mit den von mir geschilderten Punkten. Akzeptiert diese Sichtweise oder lasst es sein. Aber stellt Euch dann bitte nicht hin und unterstellt diesem Forum mehr oder minder indirekt Scheinheiligkeit. DAS finde ICH nämlich zum
