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Ungarns Fußball-Legende Ferenc Puskas ist tot

Fußballthemen, welche den FCK nicht oder nicht direkt betreffen.
kalhoa
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Beitrag von kalhoa »

Der "Major" stirbt mit 79 Jahren

Der "Major" ist tot. Ungarns Fußball-Legende Ferenc Puskas starb im Alter von 79 Jahren in einer Budapester Klinik. Er war der Kopf der Wunder-Elf der frühen 50er Jahre, der Spieler mit den zwei Karrieren, der geniale Regisseur und blendende Dribbler, der "Einbein-Fußballer von geradezu märchenhafter Perfektion", wie eine Zeitung einmal treffend schrieb. In den letzten Tagen hatte sich sein Zustand auf der Intensivstation bei hohem Fieber und einer Lungenentzündung dramatisch verschlechtert; fast sechs Jahre hatte Puskas gegen die Alzheimer-Krankheit gekämpft.

Unglaubliche Länderspiel-Bilanz
Puskas spielte, "als ob sein linkes Bein in einem Glacéhandschuh gesteckt hätte", hatte der ebenfalls zur Legende gewordene Alfredo di Stefano einmal über seinen Mannschaftskameraden bei Real Madrid gesagt. Als Spieler hatte der Kapitän der ungarischen Nationalelf bei der Weltmeisterschaft 1954 praktisch zwei Leben: Das eine machte den von Freunden "Ocsi" ("Kleiner") gerufenen technisch perfekten Torjäger in 85 Länderspielen mit 84 Toren für Ungarn zu einem der populärsten Sportler seines Landes. Das andere ließ den Major der ungarischen Armee nach dem Volksaufstand 1956 und der Flucht über Österreich nach Spanien zu einem Geächteten im eigenen Land werden.

Auch in Spanien mit dem linken Fuß zum Helden-Status
Seit 1958 auch spanischer Staatsbürger, führte Puskas die "Königlichen" von Real Madrid 1960 mit vier Toren beim 7:3 über Eintracht Frankfurt zum fünften Europapokal-Sieg der Landesmeister nacheinander. Mit Madrid wurde er fünf Mal spanischer Meister. Bereits in seinem dritten Punktspiel für Real hatte der jetzt "Pancho" gerufene einen Hattrick erzielt - wie immer alle Tore mit dem linken Fuß.

Papas düstere Prophezeiung erfüllt sich nicht
"Fußballspielen, das ist eine Kunst. Aber du wirst sie nie lernen, weil du zu faul bist und dir einbildest, alles mit dem linken Fuß machen zu können. Kein großer Fußballer kommt mit einem einzigen Fuß aus", soll Ferenc Puskas Senior seinem Sohn zu Beginn der Karriere gesagt haben. Puskas Junior wurde nicht nur ein Weltstar, er wurde zum Inbegriff des "einbeinigen Fußballers".

Erfolgsstory endet gegen Herberger, Walter und Co. im WM-Finale 1954
Puskas war der Größte jener grandiosen Elf von Gustav Sebes, die zwischen 1950 und 1954 in 32 Spielen ungeschlagen blieb, 1952 in Helsinki Olympiasieger wurde und am 25. November 1953 England mit einem grandiosen 6:3-Sieg die erste Heimniederlage gegen eine kontinentaleuropäische Auswahl zufügte. Nur 222 Tage später erlebte Puskas die größte sportliche Enttäuschung seines Lebens. Am 4. Juli 1954 zerstörten Sepp Herbergers Taktik, Fritz Walters Regie und Helmut Rahns Tore mit dem 3:2 im Berner Weltmeisterschafts-Finale den Mythos von der Unschlagbarkeit der Magyaren.

Vorwurf des Dopings hält sich ein Jahrzehnt lang
Der "Major", wie er auch als Fußballer wegen seiner Regie-Qualitäten und unbestrittenen Führungsrolle genannt wurde, erwies sich in seiner Verbitterung als schlechter Verlierer. Puskas begründete die Niederlage mit der Behauptung, die Deutschen seien gedopt gewesen. Erst 1964 versöhnte sich Herberger bei einem Treffen auf dem Frankfurter Flughafen mit dem temperamentvollen Ungarn und machte als Vorbild und "Chef" von Fritz Walter auch den Weg zur späteren Freundschaft der beiden großen Spieler frei.

In Kanada letzte Spielerstation
Seine Heimat durfte Puskas erst 1981 wieder besuchen - das Land, in dem er mit zwölf Jahren bei Kispest Budapest mit dem Fußball anfing, wo er mit 17 sein Debüt in der Nationalmannschaft feierte, sechs Mal ungarischer Meister und vier Mal Torschützenkönig wurde. Seine Spielerkarriere beendete er bei einem ungarischen Klub in Vancouver. Als Trainer arbeitete er unter anderem in Australien und Griechenland und sogar kurz als ungarischer Nationalcoach - doch so gut wie der Spieler Puskas war der Trainer Puskas nie.

Großen Gegenspieler und Freund Walter um vier Jahre überlebt
Zum 70. Geburtstag am 2. April 1997 hielt Fritz Walter die Laudatio. "Aus der distanzierten Bekanntschaft nach der WM ist im Laufe der Jahre eine tiefe Freundschaft gewachsen", hatte Walter damals gesagt. Die schweren letzten Jahre seines von der Krankheit gezeichneten Freundes hat er nicht mehr erlebt - Fritz Walter, der große Gegenspieler beim "Wunder von Bern", starb am 17. Juni 2002.


Quelle: http://onsport.t-online.de/c/96/43/82/9643828.html