Troglauer hat geschrieben:Es macht wenig Sinn dieses Thema kontrovers zu diskutieren, weil es hier größtenteils um Fragen geht, deren Beantwortung man längst nicht mehr in der Hand hat. Wenn man die Lizenz haben will, wird man wohl oder übel den Blumenstrauß nehmen müssen. Ob es vorher andere Optionen gab, kann ich aus meiner Position nicht beurteilen. Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass der ursprüngliche Plan nicht funktioniert hat.
Eine Sache habe ich allerdings von Anfang an nicht verstanden, vielleicht kann mir das jemand plausibel beantworten. Warum sollte ein Investor, egal welcher, ausgerechnet jetzt beim FCK einsteigen? Er müsste heute zweistellige Millionenbeträge bezahlen, nur um Verbindlichkeiten zu bedienen, die ihm nicht das Geringste brächten. Wenn der FCK dagegen in die Insolvenz ginge, wären alle Verbindlichkeiten weg und der Investor könnte die Konditionen für das Stadion neu verhandeln, sogar ein Kauf wäre dann im Bereich des Möglichen.
Sicher, der Verein würde zuvor absteigen aber mit den kolportierten Summen von 30 Millionen, wäre ein Wiederaufstieg in die 3. Liga keine allzu große Sache. Das wäre allemal günstiger und sinnvoller, als in ein Millionengrab zu investieren.
Die Frage ist vollkommen richtig. Und genau deshalb wäre es ja so wichtig gewesen ein Planinsolvenzszenario vorzubereiten. Um eine realistische Alternative zu haben, aber vor allem um eine Verhandlungsposition aufzubauen. Ich bin mir ganz sicher, wir hätten heute einen Investor, der auf Basis einer vorinsolvenzlichen Lösung investiert hätte und wir hätten ganz viele kleine und mittlere Investoren, die es ihm gleich getan hätten. Es war der Königsfehler, diesen Weg nicht zu beschreiten, einen Weg den nach dem BVB auch Duisburg und Bielefeld gewählt haben. Aber Herr Klatt hat sich standhaft geweigert ein solches Szenario vorzubereiten. Er hat den Leuten auf der JHV vor 1,5 Jahren lieber erzählt, dass wir wieder als seriös wirtschaftendes Unternehmen wahrgenommen werden. Er hat damit die Weichen auf eine Investorenlösung gestellt aber - ob gewollt oder nicht - niemals mit der realistischen Chance einen Investor zu finden. Man hat Roland Berger ein bißchen wurschteln lassen, man hat das Wertpapierprospekt verzögert, man hat ein bisschen mit Mittelständlern gesprochen, aber ernsthaft einen Inevstor gesucht? Das hat nur ein Teil des AR. Und diesen Teil bewundere ich für sein Hingabe, weil es schwerer war unter diesen Rahmenbedingungen jemand zu finden, als die Nadel im Heuhaufen zu finden.
Und als man gemerkt hat, dass diese Option realistisch werden könnte, dass diese Leute, die man lange belächelt hat, wie es die Ferse so schön geschrieben hat, dass diese Leute ernsthaft was auf die Beine stellen könnten, hat man angefangen sie zu bekämpfen. Zuerst hat man Kessler vor die Tür gesetzt, aber nicht damit gerechnet, dass Littig das Spielchen vorrausahnt und wieder in den Aufsichtsrat wechselt. Als dann ruchbar wurde, dass dieser ernsthaft eine Investorenlösung präsentieren könnte, wurde diese mit allen Mitteln bekämpft, bevor man sich überhaupt ernsthaft damit beschäftigt hatte. Welche Bedingungen ein solches Angebot mutmaßlich enthalten hat und wo man gelandet wäre, wenn man es mit dem Investor zu Ende verhandelt hätte, weis keiner. Und alleine, dass man uns diese Chance genommen hat, ist schon vereinsschädigend.
Beide Vorgänge sind rational nicht zu erklären oder zu begründen. Der einzige rote Faden der zu erkenne ist, dass alles darauf hinausläuft, dass sich die Macht immer mehr bei einem Gläubiger konzentriert, nämlich der Quattrex-Sports AG. Deren Geschäftsführer Tobias Schlauch ist freundlich formuliert eine schillerende Figur im deutschen Fußball und sein Einfluss auf Fußballvereine war schon öfters Gegenstand von Diskussionen. Einige Artikel dazu hier:
https://www.swr.de/sport/die-kickers-un ... 48/j9rlvq/
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 536ee.html
Und last not least hier aus dem Forum:
https://www.der-betze-brennt.de/news/87 ... es-fck.php
Das EUR 10 Mio. Darlehen von Quattrex an den FCK ist im übrigen über die Fernsehgelder der FCK abgesichert. Was de facto heißt, dass es aktuell kaum noch abgesichert ist. Die Formulierungen des Vertrages sind so weitreichend, dass dieser nicht als Kreditvertrag sondern als Kooperationsvertrag qualifiziert wird und die entsprechend Verbindlichkeiten auch nicht als Finanzverbindlichkeiten sondern als sonstige Verbindlichkeiten ausgewiesen werden. Quattrex ist im übrigen (über ähnliche Konstruktionen) auch Kreditgeber des FC Nürnberg, von Heidenheim, von Union Berlin, von den Stuttgarter Kickers und war / ist wohl auch Kreditgeber des VFB Stuttgart. Bei den Stuttgarter Kickers hat sich Herr Schlauch auch mal als Geschäftsführer einsetzten lassen und wurde dann höflich von der DFL zurückkomplementiert. Die Zusammenarbeit beim FC Nürnberg geh wohl noch auf die Amtszeit von Herrn Bader zurück. Wenn Du dich fragst, warum jemand Eigenkapital investieren sollte (also volle Risiko bei voller Upside) solltest Du dich mal fragen warum uns jemand Kredit gibt (volles Risiko bei limitierter Upside). Die letzte Tranche des Quattrex Darlehen soll jetzt ausgezahlt werden. Wenn mir jemand erklären kann, warum es plausiebler für einen Kapitalgeber in unserer Situation Fremdkapital zu geben als Eigenkapital, spendiere ich eine Dauerkarte für die nächste Saison.
Meine Frage an zwei Aufsichtsräte, ob neben Herrn Klatt oder Herrn Banf schon mal jemand anderes aus dem Verein an Gesprächen mit Quattrex oder Herrn Schlauch teilgenommen hat, wurde verneint. Die Frage, ob man sich vollständig über die Gespräche informiert fühle, habe ich mir gespart. Das können Thomas oder Paul ja vielleiht mal als Teil ihrer journalistischen Arbeit nachholen. Im übrigen finanzieren die Leute, die hinter Quattrex stehen, neben Fußballvereinen auch andere in Not geratene Unternehmen, die auf dem normalen Bankenmarkt keine Darlehen mehr bekommen.
Interessant ist auch, das der Spieler Glatzel aus bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen ablösefrei nach Heidenheim gewechselt ist, der Spieler Ewerton konnte von uns nicht finanziert werden, aber von Nürnberg und der Spieler Anderson hat sich final dann doch dazu entschieden zu Union Berlin zu wechseln.
Mir ist natürlich klar, dass dies alles Zufall ist. Aber weil es eine solch witzige Reihe von Zufällen ist, wollte ich sie - jetzt wo wir nichts mehr zu verlieren haben - der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.