
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München 1:0
Gern gesehenes Déjà-Vu
Ein guter Auftritt der Mannschaft, eine atemberaubende Kulisse, eine brachiale Stimmung: Der 1. FC Kaiserslautern hat mit dem Sieg gegen 1860 München ein Zeichen gesetzt. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb.
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Ein wichtiger Grund für die Popularität des Fußballs sind die Janek-Sternberg-Momente wie gestern auf dem Betzenberg. Wenn nicht nur 90 Minuten, sondern Tage und Wochen im Bruchteil einer Sekunde kulminieren und ihr Ventil in einem Torjubel finden, der Emotionen freisetzt, die in ihrer spontanen Form kaum vergleichbar sind. Der 1:0-Siegtreffer des Linksverteidigers vom 1. FC Kaiserslautern gegen 1860 München beschert Verein, Mannschaft und Fans einen perfekten Einstand in der 3. Liga.
Ein torloses Unentschieden war eben ein denkbar unpassendes Ergebnis für dieses Spiel. Angesichts der Zuschauerzahl (41.324!) als sichtbarstem Indikator für das Kribbeln vor dem Auftakt, erschienen nur zwei Szenarien realistisch: Der Tritt in die Magengrube á la Hannover 2016 oder eben ein dramatischer Sieg wie er gegen den gleichen Gegner anno 2014 gelang. Entweder oder. Auch ohne Aufholjagd zählt der Erfolg vom Samstag zweifellos in die zweite Kategorie, wegen des späten Tores, aber mehr noch wegen des klassischen Drehbuchs für ein FCK-Spiel aus anderen Zeiten: Schwer ins Spiel finden, sich langsam steigern, Richtung Westen den Druck erhöhen und dann zuschlagen, wenn die Ersten die Hoffnung schon aufgegeben haben. Ein Déjà-Vu der besseren Art.
Lautes Anfeuern
Klassisch ging es bereits vor dem Spiel los. Die Lautrer Fans beschränkten ihre Unterstützung auf lautes Anfeuern und verzichteten auf eine Choreographie oder ähnliches. Aber nicht nur in der Westkurve, auch von der nicht minder prall gefüllten Südtribüne war die Unterstützung für die neue Mannschaft vorbildlich. Und miteinander steigerten sich beide im Laufe des Spiels bis zu jenem Höhepunkt in der 86. Minute.
Bei den knapp 7.000 (!) mitgereisten Löwen war es genau umgekehrt. Als Aufsteiger wähnten sie sich nur vor dem Spiel mit Zaunfahne und Konfetti "immer wieder obenauf", aber je weniger sie vor der Ostkurve in Halbzeit zwei von ihrer Mannschaft sahen, desto zaghafter wurde auch der Support.
Thieles Impuls
Dass 1860 unter dem Etikett des Aufsteigers vielleicht einen heimlichen Aufstiegsaspiranten aufs Feld schickt, war zum Glück nur in den ersten 15 Minuten zu befürchten, doch weder Nico Karger (8.) noch Adriano Grimaldi (9.) bei seinem Pfostentreffer nutzten die größten Chancen der Münchner. Nach diesen anfänglichen Wacklern bot die FCK-Defensive um den souveränen Kevin Kraus den Gästen keine Möglichkeiten mehr.
Auch Lauterns designierter Torjäger Lukas Spalvis hatte nicht seinen Glückstag, scheiterte in Halbzeit eins an der eigenen Zaghaftigkeit (30.) und in Halbzeit zwei per Kopf an der Latte (56.). Doch selbst wenn der entscheidende Treffer durch einen Verteidiger erzielt wurde, gibt es einen Stürmer, der mindestens als Co-Matchwinner gefeiert werden muss: Timmy Thiele. Seine Einwechslung für den keinesfalls enttäuschenden Julius Biada verlieh dem Druck des FCK den nötigen und final entscheidenden Impuls.
Kopf und Körper
In Thieles Vorarbeit und Sternbergs Tor spiegelt sich vieles von dem, was die Fans in den Heimspielen so oft vermissten und am Samstag geboten bekamen: Körpersprache, Durchsetzungsvermögen und Konsequenz. Und das in der 86. Minute bei weit über 30 Grad!
Kapitän Florian Dick leitete daraus ab, dass "wir mehr Körner hatten" als 1860. Noch wichtiger erschien aber, dass die Mannschaft ein anderes Versprechen ihres Kapitäns aus der Vorbereitung hielt: "Es darf keiner mehr wollen als wir." Der Verteidiger ging wie erwartet mit gutem Beispiel voran und es gab keinen der ihm nicht folgte. Es sind genau diese Nuancen, die zwischen einem torlosen Unentschieden und dem knappen Sieg liegen. Ein einziger Moment, der genügend Glückshormone freisetzt, um aus einem perfekten Einstand eine perfekte Welle zu machen.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Sternberg: "Tor für mich ein brutaler Einstieg hier"
Der 1. FC Kaiserslautern hat gegen 1860 München vor bundesligareifer Kulisse einen gelungenen Start in die neue Saison gefeiert. Siegtorschütze Janek Sternberg sprach anschließend von einem Gänsehautgefühl.
"Mit Timmy Thiele harmoniere ich gut. Ich wusste, dass er den Ball zurücklegt. Nach dem Tor war es nur noch Gänsehaut. Vor der Westkurve, vor unseren Fans, das macht die Sache natürlich noch geiler", beschrieb Sternberg seinen persönlichen Glücksmoment, der den Betzenberg endgültig zum Beben brachte und die Partie gegen den Aufsteiger aus München entschied. "Das Tor ist für mich natürlich ein brutaler Einstieg hier", sagte er voller Glücksgefühle. Der neue Linksverteidiger der Roten Teufel sieht seine Mannschaft insgesamt auf einem guten Weg: "Die Saison ist lang, wir arbeiten aber weiter fleißig, dann sollte nichts schiefgehen." Den Fans versprach Sternberg: „Wir werden uns immer reinhauen und immer versuchen alles zu geben."
Dick: "Wir hatten mehr Körner als 1860"
Der neue FCK-Kapitän Florian Dick sah als einen Faktor für den späten Sieg die konditionellen Vorteile bei seinem Team: "Wir haben zehn Wochen Vorbereitung hinter uns. Gegen Ende des Spiels hatten wir mehr Körner als 1860. Ich habe der Mannschaft nach Abpfiff im Kreis auch nochmal gesagt, dass es genauso aussehen muss wie heute."
FCK-Trainer Michael Frontzeck war mit dem Auftritt seiner Mannschaft ebenfalls zufrieden. Für ihn sei wichtig gewesen, dass das neue Team vom Publikum angenommen werde. "Für alle Beteiligten und Lautrer freut es mich, dass wir es hinten raus noch geschafft haben, das Tor zu erzielen. Wenn ich es mir hätte wünschen dürfen, dann hätte ich es mir genau so gewünscht: Dass wir knapp gewinnen und somit Mannschaft und Umfeld im Sattel bleiben und alle erkennen, wie schwer es ist, drei Punkte in der 3. Liga zu ergattern", freute sich der Coach über den gelungenen Saisonauftakt vor der beeindruckenden Kulisse von 41.324 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion: "Das war ein toller Tag heute."
Quelle: Der Betze brennt

Presseschau: "Kulisse immer bundesligamäßiger"
Der 1. FC Kaiserslautern hat mit dem 1:0-Sieg gegen 1860 München einen gelungenen Saisonstart gefeiert. Doch nicht nur der Auftritt der Mannschaft, sondern auch der der Fans hat bundesweit Eindruck hinterlassen. Einige ausgewählte Pressestimmen.
Rheinpfalz: "Der Berg bebt fast während der gesamten 90 Minuten. Doch vier Minuten nach Hainaults Kopfball scheint er zu explodieren und Lava zu spucken. Fechners Pass findet Sternberg, der setzt Sprinter Thiele ein, der wiederum bedient den durchstartenden Sternberg - 1:0."
» Rheinpfalz | FCK: Siegtor im Hotel ausgeheckt
Süddeutsche Zeitung: "Die Menschenmasse wälzte sich den Betzenberg hinauf, 41 325 Leute, vorbei an den Fanartikelständen und Würstchenbuden, sie quetschte sich ins Stadion, sang, schrie, warf ein paar Bierbecher. Es herrschte Bundesligastimmung in Kaiserslautern zum Auftakt in die Saison der dritten Fußball-Liga (...)
Nach dem Seitenwechsel wurde es noch schwieriger für die Löwen, die Bundesligakulisse wurde immer bundesligamäßiger, die Mannschaft des 1. FCK immer entschlossener. "In der zweiten Halbzeit konnten wir uns nicht mehr so gut befreien, die Bälle vorne nicht mehr so gut festmachen", stellte 1860-Trainer Daniel Bierofka fest. "Ich hatte das Gefühl, auch mit den Zuschauern im Rücken, dass wir immer mehr unter Druck kommen."
» Süddeutsche Zeitung | 1860 verliert vor Bundesligakulisse
Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Beim Spiel selbst herrschte Bundesliga-Atmosphäre. Mehr als 41.000 Zuschauer füllten das Fritz-Walter-Stadion bei einem Duell, dass es zwischen zwei Gründungsmitgliedern einst insgesamt 38 Mal in der Bundesliga gab. (...)
Und auch dem FCK ist es nach dem Abstieg aus der Zweitklassigkeit erstaunlich gut gelungen, im Sommer eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, die die Grundlage für die drittgrößte Zuschauerzahl in der Geschichte der dritten Liga bildete. Nur eine Aufstiegsfeier von Fortuna Düsseldorf zum Abschluss der Premierensaison der eingleisigen dritten Liga 2009 (50.100) und ein Spiel aus gleichem Anlass von RB Leipzig 2014 (42.700) zog mehr Fans an."
» Frankfurter Allgemeine Zeitung | Mehr als 41.000 Zuschauer in der dritten Liga
Kicker: "Die Euphorie im Umfeld war groß vor dem ersten Drittligaspiel der Vereinsgeschichte. Trotz des Abstieges waren die FCK-Fans in Scharen zum Auftakt gegen den TSV 1860 München auf den Betzenberg gepilgert. 41.324 Zuschauer sahen 90 intensive Minuten und am Ende die ersten drei Punkte der Saison für die Pfälzer. Anhänger und Spieler feierten im Anschluss ausgelassen - die große Last, die bei allen Beteiligten abfiel, war deutlich spürbar (...)
"Für mich war es ein megageiles Gefühl, vor diesen Fans, vor dieser Tribüne das erste Tor in der dritten Liga für Kaiserslautern zu machen", schwärmte Sternberg."
» Kicker | Sternberg: "Sind der Erwartung gerecht geworden"
Allgemeine Zeitung: "Es war die Erlösung für den Großteil der 41.324 (!) Zuschauer auf dem Betzenberg. Eine Kulisse, wie sie die Dritte Liga nur selten sieht und wie sie der FCK seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Die Euphorie in der Pfalz ist spürbar, die Fans hoffen auf einen Neuanfang, auf den direkten Wiederaufstieg und auf eine Zukunft ohne die inzwischen gewohnten Negativ-Schlagzeilen. Mit dem 1:0 gegen München ist der erste Schritt gelungen."
» Allgemeine Zeitung | Treffer kurz vor Schluss lässt Betzenberg beben
Wer das Spiel noch mal komplett oder als Highlights anschauen möchte, hat in der ARD-Mediathek die Möglichkeit dazu:
» Zum Video: 3. Liga: Kaiserslautern besiegt 1860 München - das komplette Spiel
» Zum Video: 3. Liga: Kaiserslautern jubelt nach Drittliga-Premiere | Sportschau
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 16:15 Uhr:

Robin Koch und Dominique Heintz wünschten dem FCK via Instagram viel Erfolg
Ex-Spieler drücken dem FCK die Daumen
Der Start ist geglückt: Durch einen 1:0-Sieg gegen 1860 München hat der 1. FC Kaiserslautern einen gelungenen Saisonauftakt gefeiert. Unterstützung bekamen die Roten Teufel dabei auch von ehemaligen Spielern.
Satte 10,6 Prozent Marktanteil (entspricht 1,24 Millionen Zuschauern) hatte die Liveübertragung des Spiels zwischen den Roten Teufeln und den Löwen, das auch im Livestream von "Telekomsport" zu sehen war, in der "ARD". Zu den Zuschauern gehörten auch ehemalige FCK-Spieler. Robin Koch postete etwa auf seinem Instagram-Account ein Foto, das unter anderem mit einem Teufel-Emoji versehen war. Sein neuer Teamkollege Dominique Heintz veröffentlichte ein Foto, das ihn im FCK-Dress zeigt. "Heintzi" schrieb "Auf geht's" dazu.
Jean Zimmer, inzwischen bei Fortuna Düsseldorf am Ball, tat es ihm gleich. Denis Linsmayer (SV Sandhausen) veröffentlichte nach dem Spiel unter dem Schriftzug "First step done" ("Erster Schritt getan") ein Foto der Westkurve.
Ehemalige Profis freuen sich über Sieg
Darüber hinaus freuten sich viele weitere Ex-Akteure mit dem FCK über den Sieg. Die von Der Betze brennt veröffentlichten Fotos "Eine Kurve - Eine Mannschaft - Ein Ziel!" likten unter anderem Ruben Jenssen, Tim Heubach und Stipe Vucur.

Auch Jean Zimmer und Denis Linsmayer schickten Grüße in die Pfalz.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 30.07.2018:

Noten: Sternberg überragt - Uneinigkeit bei Hemlein
Der erste Saisonsieg ist unter Dach und Fach. Vor allem Siegtorschütze Janek Sternberg bekommt für seine Leistung besonders gute Noten. Wie schneiden die anderen Profis des 1. FC Kaiserslautern ab?
Durch seinen Treffer kurz vor Schluss avancierte Linksverteidiger Sternberg beim Saisonauftakt gegen 1860 München zum Matchwinner. Die gute Leistung des 25-Jährigen wurde honoriert: Die Leser von Der Betze brennt geben Sternberg eine Durchschnittsnote von 1,9 - die beste am 1. Spieltag. Auch von "Rheinpfalz" und "Kicker" erhält der Siegtorschütze die beste Note und jeweils eine 1,5.
Auch Kraus und Albaek überzeugen
Hervorsticht auch Abwehrmann Kevin Kraus. Bei DBB erhält der Innenverteidiger eine 2,0. "Rheinpfalz" (2,0) und "Kicker" (2,5) geben dem ehemaligen Heidenheimer ähnliche gute Bewertungen. Das gilt auch für Mads Albaek. Die DBB-Leser gaben dem Dänen eine 2,8, von "Rheinpfalz" (2,0) und "Kicker" (2,5) bekommt er sogar noch bessere Zensuren.
Unterschiedliche Ansichten bei Hemlein, Hainault und Biada
Bei drei Akteuren gibt es derweil Abweichungen: André Hainault (2,6/3,5/3,0) und Julius Biada (2,6/3,0/3,5) bewegen sich im ähnlichen Bewertungskorridor wie Hendrick Zuck (3,0/3,5/4,0). Deutliche Unterschiede gibt es dagegen bei Christoph Hemlein. Die DBB-Leser bewerteten den Auftritt des ehemaligen Bielefelders mit 2,0. Der "Kicker" gibt dem Rechtsaußen eine ganze Note schlechter (3,0). Die "Rheinpfalz" fällt im Vergleich sogar um ganze eineinhalb Notenpunkte ab (3,5).
» Zur kompletten Notenübersicht: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München
Was denkst Du? Sind die Noten der FCK-Profis gerechtfertigt? Wer sollte sich Deiner Meinung nach steigern? Wer kommt zu schlecht weg?
Quelle: Der Betze brennt