Ich muss etwas schmunzeln: Das ist doch kein Kompromiß. Ein Kompromiß lautet: Wir fordern 50, der andere will 100 und wir landen bei 75. Wir haben 50 gefordert und 50 bekommen. (@funckemarichen: das meine ich damit wenn ich sage, wir haben bekommen was wir wollten). Das der Bürgermeister dafür eine Gegenfinanzierung braucht war absehbar. Und da wir uns so wahnsinnig kooperativ gezeigt haben, hat er uns gleich noch mit ins Buch geschrieben, dass er vom FCK nun auch massive Anstrengungen erwartet, z.B. im Abbau des Verwaltungsapparates, also Personalabbau. Er war nicht so mutig die Anleihe anzusprechen, aber das wird das nächste sein.
Anstatt mit einem vernünftigen Restrukturierungskonzept auf den OB zuzugehen, dass ihm seine Argumente aus der Hand schlägt, dass den Fokus auf die fahrlässige Refinanzierung der Stadiongesellschaft lenkt, die mangelhafte Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken (was macht Herr Seile eigentlich den ganzen Tag), haben wir einen 2-seitigen Bettelbrief geschrieben, der eine Steilvorlage war, um den Club öffentlich in die Ecke zu stellen. Das war ein Eigentor mit Ansage, seit Monaten. Wir sind ein solide wirtschaftendes Unternehmen, dass seine Lieferanten mit Skonto zahlt - aber seinen größten Gläubiger nicht mehr bedienen kann? Wir haben ausreichend Mittel für Verstärkungen in der Winterpause, können Rücklagen für das NLZ bilden (gell Jürgen), aber können die Miete nicht mehr in voller Höhe bezahlen? Wir sind auf unsere Partner angewiesen - nur den größten und wichtigsten, den fragen wir isoliert nach einem massiven Schuldenerlass? Die Argumentationskette war absehbar zum scheitern verurteilt und das Resultat haben wir jetzt mit einer freundlichen Schleife namens Grundsteuer serviert bekommen....
Es gab (heute noch im Netz nachzulesen) bereits 2006 eine Anfrage der Grünen im Landtag bzgl. der absehbar unpassenden Refinanzierung der Stadiongesellschaft. Jeder der sich halbwegs mit der Materie auskennt, wusste damals schon, dass dieses KOnstrukt (der war gut) zum scheitern verurteilt ist. Keiner, wirklich keiner der Gläubiger hat auch nur irgendwie auf den FCK abgestellt. Es wurde immer auf die Bonität der Stadt und somit implizit auf die des Staates angestellt. Das war damals die einzige Möglichkeit. Der Kredit kommt auch nicht von der Dresdner Bank oder nun Commerzbank, sondern die Kommunalanleihe (man beachte den Namen) in Form eines Schuldschein wurde durch diese arrangiert. Um diesen Selbstläufer zu platzieren hat die Bank dann wahrscheinlich noch 1-2 Mio. Fee kassiert. Gläubiger der Stadiongesellschaft sind diverse Sparkassen aber insbesondere Versorgungswerke und Versicherungen, die sich freuen, das sie eine solch langlaufende, gut verzinsliche Anleihe, mit AAA Bonität in ihren Büchern haben. Denn diese Anleger haben ihren Versicherten gute Renditen versprochen, vielleicht sogar welchen aus Kaiserslautern und haben viele Möglichkeiten, nur mit Sicherheit nicht die Möglichkeit, zu Lasten ihrer Versicherten eine bombensichere Anlage aufzulösen, oder auf Zinsen zu verzichten.
Der Konnex zwischen Anleihe, Stadt und Stadiongesellschaft ist ein Schildbürgerstreich der damaligen Regierung unter Beck, der auch bei anderen öffentlichen Finanzierungen praktiziert wurde. Anstatt die Kommunalanleihe über den Haushalt der Stadt zu begeben (wo sie eigentlich hingehört) hat man sie über die Stadiongesellschaft begeben und dafür gebürgt. Dadurch konnte man Haushaltsneutralität vorgaukeln, denn die Stadiongesellschaft finanziert sich ja nun angeblich selbst (die Einnahmen decken die Kosten). Mit diesem Kniff konnte man die Finanzierung darstellen ohne den Bürger zu belasten

. Die Rückzahlung sollte aus der Differenz zwischen Pacht und Zinszahlungen angespart werden. Außerdem wurden die Beihilfen des Landes nicht etwa zur Tilgung genutzt sondern in die Kasse der Stadiongesellschaft gelegt. Dabei ist man davon ausgegangen, dass man mit der Ansparrücklage Zinseinnahmen erzielen kann. Was anfänglich auch möglich war. Doch statt sich über einen Swap gegen das offensichtliche Zinsänderungsrisiko der nächsten 30 Jahre abzusichern, hat man gar nichts gemacht. Das Ergebnis ist, dass seit 10 Jahren rd. EUR 20 Mio. in der Kasse der Stadiongesellschaft liegen, die nahezu keine Zinseinnahmen erzielen. Der kumulierte Schaden der Stadt Kaiserslautern, alleine aus dieser "Unzulänglichkeit" sind locker EUR 15 Mio. inkl. Zineszinseffekt. Hätte man dann noch ein normales Hypothekendarlehen vereinbart, das FWS wäre heute zur Hälfte abbezahlt (das heißt rs. EUR 20 Mio. Schulden). Statt das wir nun über diese offensichtlichen Unzulänglichkeiten sprechen, diskutieren wir darüber, dass die Stadt die Grundsteuer erhöhen muss, weil der FCK mal wieder Geld braucht. Wir haben von 5 Elfmetern 6 vorbeigeschossen.
Und @echterlauterer: Der Klassenerhalt bringt gar nichts: Wie hoch glaubst Du ist unser Etat nächstes Jahr in der zweiten Liga? EUR 5 Mio. oder EUR 6 Mio.?