Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 17.06.2017, 00:01


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Foto: Imago/Hartung

Zum 15. Todestag von Fritz Walter
Was Fritz Walter und Helmut Kohl verbunden hat

Gestern ist Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl verstorben. Und heute ist der 15. Todestag von FCK-Legende Fritz Walter. Ein zeitlicher Zufall, der Gelegenheit für einen Rückblick auf gemeinsame Zeiten der beiden Pfälzer bietet.


Helmut Kohl betrat die große politische Bühne zwar erst, als Fritz Walter seine aktive Fußballkarriere schon längst beendet hatte. Und doch kreuzten sich die Wege der beiden Pfälzer immer wieder. So überreichte Kohl als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident im Jahr 1970 das Bundesverdienstkreuz an den Lautrer Weltmeister – als ersten Fußballspieler überhaupt. Fritz Walter habe sich "wegen seiner vorbildlichen und fairen Haltung um die demokratische Sportbewegung verdient gemacht", zitierte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Kohl damals.

Sommer 1970: Helmut Kohl überreicht Fritz Walter das Bundesverdienstkreuz

Auch dem 1. FC Kaiserslautern half der aus Ludwigshafen-Oggersheim stammende Helmut Kohl einige Male aus der Patsche. "Ohne Kohls Hilfe hätten wir bei der Einführung der Bundesliga keine Chance gehabt, Saarbrücken war uns damals voraus", erinnerte sich Ex-FCK-Präsident Norbert Thines vor zwei Jahren im "Wochenblatt". Im Jahr 1971 hatte man auf dem Betzenberg mal wieder finanzielle Probleme und es drohte gar der Lizenzentzug – trotzdem ermöglichte Ministerpräsident Kohl mit einem Landeszuschuss den Bau der neuen Nordtribüne in dem Stadion, das nochmals einige Jahre später den Namen Fritz Walters bekommen sollte. Zu jenem Zeitpunkt, im Jahr 1985, war wiederum Kohl bereits deutscher Bundeskanzler.

In der Fußball-Saison 1995/96 wurde Helmut Kohl dann symbolisch zum FCK-Ehrenmitglied Nr. 0001 ernannt. Aber warum eigentlich? Auch damit hatten wieder Norbert Thines und Fritz Walter zu tun. Denn Kohl konnte am 31. Oktober 1995 nicht beim 75. Geburtstag des deutschen Ehrenspielführers anwesend sein. Stattdessen ließ er vom Kanzleramtsminister eine Videokassette mit praktisch allen verfügbaren Spielszenen aus allen möglichen Archiven als Geschenk überreichen – ein absolutes Unikat – und garnierte die Aufnahmen mit einer sehr persönlichen Video-Grußbotschaft an den Helden von Bern. Außerdem wurden schon damals erste Gedankenspiele für die WM 2006 in Kaiserslautern geschmiedet.

Winter 1996: Fritz Walter überreicht Helmut Kohl die FCK-Ehrenmitgliedschaft

Als Ersatz für den verpassten Geburtstag lud Helmut Kohl eine Delegation aus Kaiserslautern für den 23. Februar 1996 ins Kanzleramt nach Bonn ein. Da wollte FCK-Präsident Norbert Thines auch ein Dankeschön für die jahrzehntelange Zusammenarbeit mitbringen. Und so wurde der damalige Bundeskanzler Kohl zum Ehrenmitglied Nr. 0001 des 1. FC Kaiserslautern ernannt. Fritz Walter überreichte einen FCK-Wimpel.

Einige Monate später ließ Kohl nochmals seine Kontakte spielen: Nach dem FCK-Abstieg im Sommer 1996 wandte er sich an seinen alten Verbündeten Reinfried Pohl von der Deutschen Vermögensberatung mit der Bitte, den Roten Teufeln eine Hilfestellung zukommen zu lassen. Daraus entwickelte sich bekanntlich eines der längsten Sponsorings der Bundesliga-Geschichte (bis 2010) und der FCK konnte nach einem Jahr "Betriebsunfall" in der 2. Bundesliga sofort wieder zurückkehren. Fritz Walters damalige Befürchtung war nicht wahr geworden: "Wenn wir mit dem FCK einmal abgestiegen sind, kommen wir danach nie wieder hoch."

Einige Fotos und Zeitungsausschnitte zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft:

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(Vielen Dank an Hagen Leopold für die Recherche und die Bereitstellung der Fotos!)

Quelle: Der Betze brennt
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon ManuelaM » 17.06.2017, 11:41


Lieber Thomas,
ich möchte mich ganz herzlich, auch im Namen meiner Eltern - bedanken, für den schönen Beitrag über "unseren" Fritz !

Wir haben jahrelang den Todestag mit einer Gedenkfeier am Ehrengrab organisieren können, doch leider sind meine Eltern derzeit gesundheitlich nicht mehr so gut beieinander. Ich gehe jedoch davon aus, dass DFB, Stiftung, die Stadt und der FCK sich mit Blumengebinden an den grossen Sportsmann und Menschen erinnert haben.

Uns hat die Nachricht, über den Tod von Helmut Kohl gestern getroffen, denn er war wirklich ein sehr sehr grosser Staatsmann und hatte eine freundschaftliche Verbundenheit zu Italia und Fritz.
Das Video, von Helmut Kohl, das Du ansprichst, ist noch da - es macht bewusst, wie grossartig und einzigartig die vergangene Fussballzeit war. Du bist jederzeit herzlich eingeladen, mal in Alsenborn vorbeizuschauen. Vielleicht werden beim Stöbern in Erinnerungen neue Ideen geboren, die auch unseren Verein weiterbringen könnten.

Wir werden, solange es möglich ist, das Erbe und den Nachlass verwalten und aufbewahren, damit dieser einzigartige Mensch nie vergessen wird.

Es ist so ehrenwert, dass Ihr auch immer Italia mit ins Gedenken nehmt. Sie war seine grosse Stütze.

Ich wünsche ALLEN, die hier ständig um das Wohl unseres Vereins mitreden und mitleiden, alles erdenklich Gute und hoffe von Herzen auf bessere Zeiten, damit wir einmal wieder voller Zuversicht auf "unseren" Berg wandern können.

In stillem Gedenken an unseren Freund -
Fritz Walter

Manuela



Beitragvon Dr. diab. rub. » 18.06.2017, 13:51


Mein Kompliment für diesen sehr schönen Artikel!

Eine inhaltliche Frage habe ich aber:

Außerdem wurden schon damals erste Gedankenspiele für die WM 2006 in Kaiserslautern geschmiedet.


Der DFB hatte sich in den späten 1990ern für die WM 2006 beworben und nach Erhalt dieser Zusage im Jahr 2000 ging der Wettbewerb um die Spielorte so richtig los. Gab es wirklich schon 1995/96 Vorabplanungen für einem WM-Spielort Kaiserslautern?
Dies ist keine Signatur.



Beitragvon Thomas » 18.06.2017, 23:40


@Manuela:
Danke für das Lob und die netten Worte, das freut mich. :) Das Angebot mit Alsenborn werde ich bestimmt noch mal wahrnehmen. Übrigens, zum diesjährigen Todestag haben sich tatsächlich wieder einige Wegbegleiter am Grab getroffen, der FCK hat auf Facebook ein paar Fotos hochgeladen: https://www.facebook.com/1FCKaiserslaut ... 1054329417

@Dr. diab. rub.:
Ja, die Gedankenspiele zur WM 2006 waren beim DFB und anderen "hohen Tieren" tatsächlich schon Mitte der 1990er Jahre präsent. Hier dazu auch noch ein weiterer Zeitungsschnipsel aus dem Archiv von Hagen Leopold, wohl aus der damaligen Rheinpfalz (Autorenkürzel zkk = Horst Konzok):

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Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Mac41 » 19.06.2017, 06:59


@ Thomas
veröffentlichst du beim Ableben von König Kurt und Jäggi auch so eine Jubelstory zum Stadionausbau?

Ich finds schon ziemlich naiv, wie Fritz Walter - im Leben und im Tod- von Politikern zur eigenen Selbstdarstellung verwendet wurde, dazu muss man nicht noch Beifall klatschen.

Es reichte schon, als Fritz Grünewalt, nicht nur den Vornamen nutzte, sondern auch die Knie des Lautrer Idols.
Hasta la Victoria - siempre!



Beitragvon Betze_FUX » 19.06.2017, 12:02


das ist halt das Problem mit dem "recht auf freie Meinungsäusserung"...manche tun es :)

In Korea oder Russland hast du das Problem nicht ...
"In Kaiserslautern immer auf die übertriebene Erwartungshaltung zu verweisen, ist vollkommener Quatsch. Ich vermisse es, dass man die Fans als Faktor begreift, mit dem Erfolg zu schaffen ist." - Kalli Feldkamp



Beitragvon LDH » 20.06.2017, 17:49


@Mac41:
Ein großer Unterschied ist schon mal dass König Kurt dem FCK mehr geschadet hat als Kohl. Wie Kurt Beck das Stadion mit an die Wand gefahren hat ist nochmal ne andere Größenordnung.
Und Jäggi bei solch einem Artikel mit ins Spiel zu bringen ist wohl ein wenig übertrieben.



Beitragvon Thomas » 13.09.2017, 22:04


Gestern ist CDU-Politiker Heiner Geißler im Alter von 87 Jahren gestorben, wie vermutlich die meisten von Euch über die Nachrichten mitbekommen haben. Geißler war ja über den alten Scherzspruch "Freund, Feind, Parteifreund" mit Helmut Kohl verbunden, deshalb poste ich das mal hier in diesem Thread.

Was viele nicht wissen: Heiner Geißler, früher u.a. Sozialminister von Rheinland-Pfalz und seit 1983 in Gleisweiler an der südlichen Weinstraße lebend, war auch Vereinsmitglied des 1. FC Kaiserslautern. Darauf hat mich ein aufmerksamer DBB-Leser hingewiesen (danke an Sebastian!) und eine Überprüfung in der FCK-Chronik hat die Mitgliedschaft bestätigt, da steht Geißler tatsächlich drin.

Ruhe in Frieden.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)




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