
Spielbericht: 1. FC Heidenheim - 1. FC Kaiserslautern 3:2
Im Tal der Tränen
Der Albtraum geht weiter: Der 1. FC Kaiserslautern verliert beim 1. FC Heidenheim trotz phasenweise ansprechender Leistung mit 2:3. Nach dem Schlusspfiff liegen bei Fans und Spielern die Nerven blank. Auf beiden Seiten fließen Tränen.
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Nur noch wenige Sekunden galt es zu überstehen, bis der FCK einen Punkt aus Heidenheim hätte mitnehmen können. Gemessen an Moral, Leistung und Tabellenstand ohnehin nur die Mindest-Ausbeute, doch weil die Roten Teufel die Schlussphase in Unterzahl spielten und zweimal einen Rückstand ausgeglichen hatten, wäre der Zähler eben doch ein wichtiger gewesen.
Schnatterers Freistoß: "Er hat das ja nicht zum ersten Mal gemacht"
Marc Schnatterer legte sich den Ball zurecht und Lauterns U23-Keeper Jan-Ole Sievers - für den verletzten Marius Müller in der ersten Hälfte eingewechselt - machte seinen Mitspielern deutlich: Er wollte keine Mauer haben. Schnatterer nahm Anlauf - und Sievers boxte den wenig platzierten, aber eben wuchtig geschossenen Freistoß ins eigene Netz.
Der bittere Schlusspunkt in einer Partie, die der FCK nicht hätte verlieren dürfen. Nicht nur, weil Schnatterer erst vor wenigen Wochen ein ziemlich ähnliches Freistoßtor geschossen hatte (Heidenheims Trainer Frank Schmidt: "Er hat das ja nicht zum ersten Mal gemacht, insofern war das kein Zufall"). Auch weil die Mannen von Jeff Strasser eine solide Partie geboten, sich allerdings in den entscheidenden Momenten selbst um den Lohn gebracht hatten.
Dem Schlusspfiff folgt ein wildes Durcheinander am Gästeblock
Schon zuvor war Lukas Spalvis, unmittelbar nach dem 0:1 noch als Ausgleichsschütze unterwegs, eine kapitale Dummheit unterlaufen, als er zunächst einen Elfmeter verursachte und sich dann auch noch zu einer Tätlichkeit verleiten ließ. Zu zehnt kämpfte der FCK jedoch weiter und wurde dabei trotz klirrender Kälte unentwegt vom eigenen Anhang angetrieben.
Dieser lieferte anscheinend unbeeindruckt von der schlimmer und schlimmer werdenden Situation einen guten Auftritt ab, peitschte das Team nach vorne und überstimmte einige Male das merklich nervöse und immer wieder leise werdende Heimpublikum. Selbst nach den zwei Rückschlägen feuerten die rund 1.000 mitgereisten Betze-Fans ihr Team an und wer weiß, welche fabelhafte Geschichte dieser Abend geschrieben hätte, wäre eben nicht Marius Müller nach 23 Minuten verletzt vom Feld gegangen, wäre Mathias Wittek in der 56. Minute nicht der Ball für das 1:0 vor die Füße gefallen, wäre Spalvis in der 67. Minute einfach ganz woanders gewesen und hätte Sievers am Ende eine Mauer gestellt?
So aber nahm der Abend eine komplett andere Wendung. Während direkt nach dem Schlusspfiff noch die Schockstarre anhielt, schlug sie wenig später in einen wilden Mix aus Wut, Resignation, Enttäuschung, Aufmunterung und Frust um. Als sich die sichtlich geknickte Mannschaft den nicht minder niedergeschlagenen Fans näherte, wehte ihnen aus dem Gästeblock gleichzeitig lautstarker Unmut und aufmunternder Applaus entgegen.
Das wilde Hin-und-her der enttäuschten Gefühle steigerte sich. Stipe Vucur ging voraus und suchte das Gespräch, auch Nicklas Shipnoski stellte sich dem Anhang, weitere folgten, während andere eher auf Abstand gingen. Die Gespräche am Zaun verliefen emotional, schossen teilweise von beiden Seiten auch über das Ziel hinaus, zeugten letzten Endes aber nur von den allseits völlig blank liegenden Nerven. Einer vom FCK-Tross brüllte den Fans entgegen: "Schuld sind doch nicht die Spieler, sondern die da oben in der Chefetage!"
Am Ende gibt es Tränen auf beiden Seiten
Die emotionale Achterbahnfahrt nach dem Schlusspfiff hinterließ Spuren auf beiden Seiten. Nicht nur im Gästeblock liefen angesichts des immer fataleren Szenarios im Abstiegskampf die Tränen. Auch bei einzelnen Profis mussten die Emotionen auf dem Weg zur Kabine raus.
Am Ende blieben viele Fragen offen. Sicher ist jedoch nur eines: Der FCK nähert sich der 3. Liga mit rasender Geschwindigkeit an. Gelingt ihm nicht die Wende in den "18 Endspielen" (Strasser), drohen dem Klub noch mehr emotionale Momente wie in Heidenheim.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Spalvis frustriert: "Ich mache es dumm"
Frust und Tristesse: Nach dem Last-Minute-Nackenschlag in Heidenheim hängen beim FCK die Köpfe.
Pech, Unvermögen und Dummheit: Für den 1. FC Kaiserslautern kam am Freitagabend auf dem Heidenheimer Schlossberg alles zusammen. Dabei zeigten die Roten Teufel, was Einstellung und Moral anging, eine gute Partie, kamen zweimal nach einem Rückstand zurück, trotzten dabei sogar der Unterzahl.
Dass es am Ende aber nicht einmal zu einem Punkt reichte, lag an zwei entscheidenden Szenen: Zunächst war da die 68. Minute, als Lukas Spalvis erst ein Foulspiel im Strafraum beging und danach wegen eines leichten Kopfstoßes gegen Arne Feick vom Platz gestellt wurde (68.). "Er fliegt um wie ein Brett", sagte der anschließend mit Rot vom Platz gestellte Stürmer. Spalvis gab sich allerdings einsichtig: "Er macht's klug - ich mache es dumm."
Borrello: "Man kann es an vielem festmachen"
Durch seine Aktion trübte der litauische Nationalstürmer nicht nur seine eigene Leistung - wenige Minute zuvor hatte er das wichtige 1:1 erzielt. Auch sein Team geriet wieder unter Druck, weil Marc Schnatterer vom Elfmeterpunkt die erneute Führung erzielte. Zwar schlug der FCK noch einmal zurück und kam durch eine abgefälschte Flanke von Brandon Borrello zum neuerlichen Ausgleich.
Dann aber ereignete sich die zweite Schlüsselszene in der letzten Minute: Schnatterer trat einen Freistoß aus rund 30 Metern, den sich Ersatzkeeper Jan-Ole Sievers (für den verletzten Marius Müller in der 23. Minute eingewechselt) ins eigene Netz boxte. Ein schlimmer Torwartfehler, der die Lautrer um einen Zähler brachte. Das typische Pech eines Tabellenletzten? Wenn man unten stehe, "kommen auch noch solche Sachen", sagte Spalvis. Brandon Borrello schloss mit Blick auf die Krise an: "Man kann es heute an vielem festmachen."
Strasser: "Das hat die Mannschaft heute nicht verdient"
"Unsere Mannschaft hat nicht verdient, das Spiel hier heute zu verlieren", haderte Jeff Strasser. "Wir müssen hier eigentlich einen Punkt mitnehmen. Zum Schluss werden wir bestraft. Das hat die Mannschaft heute nicht verdient." Trotzdem richtete der Cheftrainer den Blick sogleich nach vorne. "Wir müssen in den nächsten 18 Endspielen versuchen, die Punkte zu holen, um da unten herauszukommen", sagte der Cheftrainer.
Auch Christoph Moritz bemühte sich sichtlich niedergeschlagen um Zweckoptimismus. "Heute Abend tut es weh. Morgen früh auch noch. Aber am Montag muss es weitergehen", sagte der Mittelfeldmann.
Quelle: Der Betze brennt