Gipfeltreffen auf Deutschlands höchstem Fußballberg

Die Vorfreude ist riesengroß. Zweiter gegen Erster. 1. FC Kaiserslautern gegen 1. FC Magdeburg. Mehr Topspiel geht nicht. Das Fritz-Walter-Stadion wird auch mit nur 10.000 Zuschauern brodeln.

Während die Heimkurve ausgelassen den Sieg feierte, begaben sich die FCK-Spieler mal wieder konsterniert zu ihren 600 mitgereisten Fans und stellten sich dem Unmut nach der erneuten Niederlage. Sie hatten eine erneut schwache Leistung gezeigt und waren vom Gegner phasenweise dominiert worden. René Klingenburg, Akteur der damals auf Platz 15 stehenden Roten Teufel, erklärte nach Schlusspfiff: "Ich bin stocksauer. Das kann so nicht weitergehen. Es ist jetzt keine einfache Situation für die Mannschaft, aber da kommen wir raus." Szenen nach dem 0:1 des FCK in Magdeburg am 04. September 2021. Es kam einem alles bitterlich bekannt vor.

Aber: Klingenburg hatte Recht. Der FCK befreite sich aus der schwierigen Gemengelage. Und wie! Nur noch eins der folgenden 17 Spiele ging verloren, zwölf wurden gewonnen. Von Platz 15 arbeitete sich die Mannschaft von Marco Antwerpen bis zum Rückspiel gegen den FCM auf Platz 2 nach oben und holte in dieser Zeit nur einen Punkt weniger als der souveräne Tabellenführer aus Sachsen-Anhalt - wobei Magdeburg sogar schon eine Partie mehr absolviert hat. Und so kommt es am Samstag nun zum absoluten Topspiel der 3. Liga. Zweiter gegen Erster. Anpfiff im Fritz-Walter-Stadion ist um 14:00 Uhr.

Was muss man zum Spitzenspiel gegen Magdeburg wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Am vergangenen Wochenende konnte sich der 1. FC Kaiserslautern einen kleinen Vorsprung auf Platz 4 erspielen und liegt mit 45 Punkten vier Zähler vor Braunschweig. Gegenüber der Konkurrenz haben beide Teams aber auch noch ein Nachholspiel zu absolvieren. Mit einem Dreier gegen Magdeburg würde der FCK zusätzlich ein großes Ausrufezeichen an die Konkurrenz senden. Zudem winkt der Antwerpen-Elf ein neuer Vereinsrekord: Gelingt der sechste Heimsieg ohne Gegentor in Folge, wäre eine 19 Jahre alte Marke egalisiert. 2003 gab es diese Serie bei der großen Aufholjagd im Bundesliga-Abstiegskampf unter Erik Gerets schon einmal.

Daniel Hanslik und Alexander Winkler sind krank, schon die Fälle Nummer 6 und 7 beim FCK in den letzten zwei Wochen. Ihr Einsatz ist fraglich. Matheo Raab und Kevin Kraus trainieren derweil wieder mit und stehen zur Verfügung. Auch Felix Götze hat seinen Muskelfaserriss auskuriert und ist wieder eine Option - er könnte ins Mittelfeld zurückkehren oder auch in der Verteidigung aushelfen. Offen ist dementsprechend, ob Trainer Antwerpen zum altbewährten 3-5-2-System zurückkehrt oder wieder auf das in Zwickau erfolgreiche 3-4-3 setzt.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Vor dem Spiel in Kaiserslautern hat der 1. FC Magdeburg mit 57 Zählern bereits 14 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Mit 55 Toren stellt der FCM zudem den besten Angriff und ist mit 25 Punkten die beste Auswärtsmannschaft der Liga. Insgesamt 18 Saisonsiege sind mit Abstand ein Bestwert. Nach dem Abstieg 2019 und zwei schweren Folgejahren ist die Mannschaft von Christian Titz auf dem besten Weg zurück in die 2. Bundesliga. Auf den Tag genau am Samstag feiert der Coach sein einjähriges Jubiläum an der Seitenlinie. Mit einem Punkteschnitt von 2,13 und 30 Siegen aus 45 Spielen ist Titz statistisch einer der erfolgreichsten Trainer der Magdeburger Vereinsgeschichte, wobei seine Arbeit natürlich erst mit dem Aufstieg wirklich gekrönt würde. Nachdem der Mannheimer in der vergangenen Saison den Abstieg noch vermeiden konnte, ist sein Team in dieser Saison das Maß aller Dinge.

Baris Atik, der in der Saison 2017/18 auch mal kurzzeitig das Trikot der Roten Teufel trug, gelangen in 24 Einsätzen bereits 13 Tore und 13 Vorlagen. Weil der der Siegtorschütze des Hinspiels, der Pfälzer Luca Schuler, weiter wegen Knieproblemen ausfällt, dürfte Atik auch in Kaiserslautern im 3-4-3-System als "falsche Neun" auflaufen. Sirlord Conteh hat seine Erkältung auskuriert und wird ebenso im Kader stehen wie der zuletzt mit Wadenproblemen leicht angeschlagene Alexander Bittroff.

Frühere Duelle

Beide bisherigen Drittliga-Partien im Fritz-Walter-Stadion endeten 1:1. In besonderer Erinnerung ist dabei noch das erste Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine im September 2019: Während 4.000 mitgereiste Magdeburger sich ein lautstarkes Duell mit der Westkurve lieferten, ging es beim FCK-Debüt von Trainer Boris Schommers auch auf dem Platz hin und her. Die damals kriselnden Roten Teufel führten zwar 1:0 durch Florian Pick, fingen sich nach einer kuriosen Wechsel-Panne mit dem Torschützen aber doch noch den ärgerlichen Ausgleich. Zu den beiden Unentschieden auf dem Betze zeigt die Statistik noch einen Sieg und zwei Niederlagen in Magdeburg - alle mit dem Ergebnis von 1:0 für den jeweiligen Gewinner.

Fan-Infos

Rund 10.000 Zuschauer sind beim Drittliga-Kracher zugelassen, das Fritz-Walter-Stadion ist damit offiziell "ausverkauft". Eventuell zurückgegebene Tickets von Dauerkartenbesitzern können über den Online-Ticketshop erworben werden. Am Spieltag gibt es keine Tageskasse. Bei den FCM-Anhängern sorgte für Unmut, dass nur 250 Tickets nach Magdeburg gegeben wurden - immerhin zum ersten Mal seit zweieinhalb Monaten überhaupt wieder ein paar Gästefans, aber natürlich viel zu wenig für den reisefreudigen Anhang aus Sachsen-Anhalt. Noch mehr Fans schauen allerdings beim FCK in die Röhre, denn sicher hätten sich noch 20.000 oder mehr gerne mit Tageskarten eingedeckt. Stattdessen musste der Verein sich strecken, um wenigstens die Treuesten der Treuen - die Dauerkartenbesitzer - vollständig bedienen zu können.

Alle sonst noch wichtigen Informationen zum Heimspiel hat der FCK auf seiner Internetseite kompakt zusammengefasst. Stadionöffnung ist um 12:00 Uhr. Für den Einlass ins Stadion gilt weiter die 2G-Plus-Regelung. Wegen der vorgelagerten Corona-Kontrollen bitten die Roten Teufel um eine frühzeitige Anreise.

Der SWR zeigt das Spiel live im Free-TV.

O-Töne

FCK-Mittelfeldspieler Marlon Ritter: "Magdeburg ist Erster, aber wir sind keine Laufkundschaft. Die werden sich nicht freuen, hierherzukommen. Wir werden die Zweikämpfe suchen und führen, um schnell das ganze Stadion auf unsere Seite zu ziehen."

FCM-Mittelfeldspieler Baris Atik: "Es wird auf jeden Fall ein schweres Spiel. Lautern hat einen sehr guten Lauf. Das wird schwierig. Ich denke, wir werden einen super Plan haben und alles dafür tun, um auch dort zu punkten."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Götze, Kraus - Ritter - Hercher, Klingenburg, Wunderlich, Zuck - Hanslik (Redondo) - Boyd

Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Gözütok (Bänderverletzung), Hippe (Fußverletzung), Röser (Kreuzbandriss), Senger (muskuläre Probleme), Zimmer (Darmerkrankung), evtl. Hanslik, Winkler (beide krank)

1. FC Magdeburg: Reimann - Obermair, T. Müller, Bittroff, Bell Bell - A. Müller - Condé, Krempicki - Ceka, Atik, Ito

Es fehlen: Burger (Rippenprellung), Franzke (Oberschenkelprobleme), Schuler (Knieprobleme)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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