Vorbericht: MSV Duisburg - 1. FC Kaiserslautern

Auch die Zebras zähmen

Auch die Zebras zähmen


Nach 357 Tagen ist es mal wieder soweit: Der 1. FC Kaiserslautern muss am verhassten Montagstermin antreten, es geht auswärts zum MSV Duisburg. Während die Roten Teufel den fünften Sieg in Folge anstreben, setzen die Gastgeber auf den Trainereffekt.

Wenig wurde in den Fankurven der vergangenen 25 Jahre kontinuierlicher thematisiert als fangerechte Anstoßzeiten, und besonders in der Kritik standen dabei stets die Termine am Montagabend. Schon 1996/97 gab es bei diesen Ansetzungen laute Proteste aus der Westkurve, zehn Jahre später wurde die immer noch präsente Aktion "We don’t like mondays" ins Leben gerufen. Als der 1. FC Kaiserslautern schließlich 2018 das größte sportliche Desaster der Vereinsgeschichte erlebte und in die 3. Liga abstieg, hätte man denken können, dass man die ominösen Montagsspiele endlich los wäre. Doch genau in diesem Jahr führte der DFB in Zusammenarbeit mit dem Rechteinhaber Telekom den Termin zum Wochenstart um 19:00 Uhr auch in der 3. Liga ein. Eine Umstellung, die damals auch von den Vereinen mitgetragen wurde: 19 von 20 Drittligisten der Saison 2017/18 stimmten den neuen Anstoßzeiten zu, dem FCK als bei der Entscheidung noch Zweitligist blieb nur noch die gute Miene zum bösen Spiel. "Mit der Ansetzung des regelmäßigen Montagsspiels wird für die 3. Liga im wöchentlichen Live-Fußballprogramm ein eigener fester Ankerplatz geschaffen, der die Wahrnehmung und die mediale Reichweite der 3. Liga stärken soll.", hieß es damals von Seiten des DFB. Drei Jahre später darf jedoch mehr als bezweifelt werden, ob dieses Vorhaben geklappt hat.

Immerhin hielten sich Verband und Sender an das wegen der Fan-Proteste 2018 gegebene Versprechen, wonach möglichst keinem Verein mehr als zwei Montagstermine pro Saison aufgehalst werden sollen: Von seinen bislang 126 Drittliga-Partien bestritt der 1. FC Kaiserslautern tatsächlich nur sieben am ersten Tag der Woche. Zuletzt spielten die Roten Teufel am 02. November 2020 beim 0:0 gegen Hansa Rostock an diesem bei den Fans verhassten Termin. In Duisburg ist es jetzt, auch aufgrund einer Vorgabe der Sicherheitsbehörden, leider mal wieder soweit. Anstoß im Wedaustadion ist um 19:00 Uhr.

Was muss man zum Auswärtsmatch in Duisburg wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 13. Spieltag:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Der 1. FC Kaiserslautern ist derzeit ohne Wenn und Aber die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga. Nach dem verkorksten Saisonstart wurde der Schalter im Derby gegen Waldhof umgelegt und seitdem zeigt der Weg nach oben. Seit fünf Spielen sind die Roten Teufel nun ohne Niederlage, haben vier Siege hintereinander mit 13:0 Toren gelandet, Matheo Raab ist seit 533 Minuten ohne Gegentor und stellt zusammen mit seinen Vorderleuten die aktuell beste Abwehr der Liga. Diese Zahlen und Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. Gelingt in Duisburg der nächste Dreier, würde das Team von Marco Antwerpen - je nach den Ergebnissen der Sonntagsspiele - auf den Relegationsplatz oder sogar auf einen direkten Aufstiegsplatz springen.

Für den Coach gibt es erneut keinen wirklichen Bedarf für Veränderungen in der zuletzt so erfolgreichen Startelf. So dürfte auch Spielführer Jean Zimmer erstmal wieder von der Bank kommen. Neben den Langzeitverletzten ist auch Marvin Senger, den eine leichte Adduktorenreizung plagt, keine Alternative. Simon Stehle, Elias Huth und Julian Niehues kamen am Samstag beim 0:5-Debakel der Oberliga-Mannschaft in Engers zum Einsatz und konnten sich ebenfalls nicht für das Aufgebot der Profis empfehlen. Stehle sah in dieser Partie zudem wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte. Ob er auch für die 3. Liga gesperrt wird, steht noch nicht fest, ist aber wahrscheinlich.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Beim MSV Duisburg brennt schon nach zwölf Spielen wieder der Baum. Nach einem 0:1 gegen Meppen vor drei Wochen wurde Pavel Dotchev nach tagelangem Hin und Her beurlaubt. Wie am Freitagabend bekannt wurde, kehrt Dotchev nun ab 01. November vorübergehend als Trainer und Sportdirektor in Personalunion zu Zweitligist Erzgebirge Aue zurück. Aber auch unter Interimstrainer Uwe Schubert konnte der MSV am vergangenen Wochenende das Ruder nicht rumreißen. In letzter Minute verloren die Zebras mit 2:3 beim FSV Zwickau und rutschen nach der dritten Pleite in Folge auf einen Abstiegsplatz ab. Nun soll etwas überraschend Hagen Schmidt, der vierte Trainer in elf Monaten, den MSV in sichere Tabellengefilde führen. Für Schmidt, den nur wenige Insider als neuen Coach der Meidericher auf der Rechnung hatten, ist es die erste Trainerstation im Profibereich. Zuletzt trainierte er die U17 von Borussia Mönchengladbach. In seiner Spielphilosophie setzt der 51-Jährige auf Tempofußball mit Aggressivität, Balleroberungen und viele Sprints. Sein Debüt an der Seitenlinie feierte Schmidt am Mittwoch mit einem souveränen 8:0-Erfolg im Verbandspokal bei Kreisligist Hellas Krefeld.

Gegen den FCK muss der neue Trainer auf Routinier Marvin Bakalorz verzichten. Der Mittelfeldspieler sah in Zwickau nach einer Tätlichkeit die Rote Karte und erhielt eine Sperre von drei Spielen. Kolja Puschs Einsatz ist zudem nach einem Infekt noch leicht fraglich.

Frühere Duelle

Vier Mal trafen der MSV und der FCK in der 3. Liga aufeinander. Die ersten zwei Spiele gewannen die Duisburger jeweils 3:1, in der vergangenen Saison endeten beide Partien 2:2-Unentschieden. Insgesamt stehen 74 Duelle in den Annalen: 31 gewann der FCK, Duisburg siegte 22 Mal. In Duisburg gelang den Roten Teufeln am 10. April 1994 beim 7:1 der höchste Bundesliga-Auswärtssieg der Vereinsgeschichte.

Fan-Infos

Theoretisch dürften bis zu 28.000 Zuschauer das Spiel im Wedaustadion verfolgen. Etwas mehr als 2.300 Plätze standen im Gästeblock zur Verfügung, wobei der Stehplatzbereich nur zur Hälfte gefüllt wird. Letztendlich dürften rund 1.500 Gästefans den FCK in Duisburg unterstützen, auch die Ultras werden bei diesem Spiel aufgrund der gelockerten Corona-Regeln wieder mit dabei sein. Eintrittskarten können bis zum Anpfiff noch über den Online-Ticketshop des MSV Duisburg erworben werden, eine Tageskasse am Stadioneingang wird es nicht geben. Die wenigen Stehplätze sind bereits ausverkauft, es sind nur noch Sitzplatztickets erhältlich. In Duisburg gilt die "3G-Regel". Weitere wichtige Hinweise für Fans, die die Mannschaft zum Auswärtsspiel ins Wedaustadion begleiten, hat der FCK auf seiner Homepage veröffentlicht. Im Fernsehen wird das Spiel nur bei "Magenta Sport" live übertragen.

O-Töne

FCK-Trainer Marco Antwerpen: "Wir haben im Moment eine sehr selbstbewusste Mannschaft, das haben wir uns aber auch hart erarbeitet. Unser Fokus liegt darauf, es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen, vor unser Tor zu kommen. Wir erwarten ein Spiel mit Intensität und einen Gegner mit Gier."

MSV-Trainer Hagen Schmidt: "Wir haben ein paar Ansätze gefunden und wollen den Gegner vor Probleme stellen. Es ist wichtig, dass die Spieler an den Erfolg glauben. Angst ist im Fußball ein schlechter Partner. Dieses Gefühl habe ich aber auch nicht. Die Jungs sind heiß und ziehen im Training gut mit."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

MSV Duisburg: Weinkauf - Feltscher, Steurer, Gembalies, Bretschneider - Ajani, Frey, Stierlin, Pusch (Bakir) - Stoppelkamp, Ademi

Es fehlen: Bakalorz (Rot-Sperre), Ekene (Sprunggelenksverletzung), Ndualu (Wadenbeinbruch), Schabbing (Aufbautraining), evtl. Pusch (Infekt)

1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Kraus, Winkler - Hercher, Götze, Ritter, Zuck - Wunderlich - Klingenburg, Hanslik

Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Ciftci (Muskelverletzung), Gözütok (Bänderverletzung), Röser (Kreuzbandriss), Senger (leichte Adduktorenreizung)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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