Das Südwest-Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Waldhof Mannheim ist stets ein Highlight, egal in welcher Liga. Für die Roten Teufel ist es dieses Mal zudem ein richtungsweisendes Schicksalsspiel.
Was für ein Einstand! Anfang Februar war Marco Antwerpen der gefeierte Mann. Die Roten Teufel hatten bei seinem Debüt als FCK-Trainer gerade das Derby beim SV Waldhof mit 2:0 gewonnen. Ausgerechnet. Nach Abpfiff wurde der Sieg im Mannschaftskreis dementsprechend frenetisch gefeiert, auch bei der Ankunft in Kaiserslautern gab es hochemotionale Szenen. Aber weil Fußball gnadenlos und ein Ergebnissport ist, ist die Situation vor dem erneuten Duell mit dem Erzrivalen aus der Kurpfalz eine ganz andere. Der Saisonstart des FCK ist wieder mal misslungen, der Kredit des doch noch geschafften Klassenerhaltes im Mai bröckelt Stück für Stück. Die Unzufriedenheit im Umfeld ist spürbar, die Diskussionen kontrovers und bei einer weiteren Niederlage im Derby könnte die Stimmung endgültig kippen. Dass Antwerpen nicht der Alleinschuldige an der erneuten Misere ist, ist den meisten Fans gleichfalls klar, auch die einzelnen Spieler haben ihren jeweiligen Anteil. Trotz der prekären Situation will der Trainer von einem besonders hohen Druck vor dem Derby aber nichts wissen: "Wir sind am Anfang einer Saison, da gibt es aus meiner Sicht nach sieben Spielen noch keinen Druck."
Letztendlich liegt es mit Unterstützung der Fans vor allem in den Händen der Mannschaft, die im Derby jene Tugenden zeigen muss, welche das Tragen des FCK-Trikots rechtfertigen und die sie in den letzten Spielen gegen Mannheim und Saarbrücken auch schon gezeigt hat: Kampf, Wille und Leidenschaft. Oder wie DBB-Kollege Gerrit Anfang dieser Woche schrieb: "Arsch aufreißen, Derby gewinnen!" Anpfiff im Fritz-Walter-Stadion ist am Samstag um 14:00 Uhr.
Was muss man zum Heimspiel gegen Mannheim wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 8. Spieltag:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Sieben Spiele, fünf Punkte, Tabellenplatz 15. Als Fan des 1. FC Kaiserslautern kommt man sich vor wie in einem schlechten Science-Fiction-Film, den keiner mehr anschauen will. Man beamt sich gedanklich in vergangene Spielzeiten, sieht aber regelmäßig fast dieselbe Szenerie. Aber vielleicht kommt dieses Mal ja doch noch alles anders und der Film wird so fortgesetzt: Das FCK-Team meistert eine Krise und der Trainer kann in der Folge in Ruhe weiterarbeiten. Wäre doch auch mal schön, oder? Ein Sieg im Derby gegen Waldhof ist dafür aber Pflicht.
Felix Götze trainierte Anfang dieser Woche erstmals nach seiner Kopfverletzung leicht mit, ist für das Derby aber noch keine Option. Defensiv-Neuzugang Max Hippe plagt sich weiter mit einer Fußverletzung und fehlt ebenfalls. Ein Kandidat für die Startelf ist nach seinem Kurzeinsatz in Magdeburg auch wieder Marlon Ritter, der kreative Momente ins Spiel der Roten Teufel bringen könnte. Avdo Spahic hat seine Zerrung auskuriert und nimmt wieder als Ersatztorwart auf der Bank Platz.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Waldhof Mannheim reist mit einem gewissen Selbstvertrauen auf den Betze. Neun Punkte holte die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner aus den vergangenen vier Partien. Tabellenplatz 6 und elf Punkte nach sieben Partien dürfen aufgrund der vielen Abgänge von Stammkräften in der Sommerpause schon als überraschend eingeordnet werden.
Der große Name im Waldhof-Kader dieser Saison ist ohne Frage Marc Schnatterer, der mit dem ehemaligen Bundesliga-Spieler Marco Höger eine Führungsrolle übernehmen soll. Nach 13 Jahren in Heidenheim wechselte der mittlerweile 35-Jährige Schnatterer im Sommer zu den Kurpfälzern und steuerte bereits drei Tore und drei Vorlagen bei. Nicht viel schlechter läuft es bislang bei Stürmer Dominik Martinovic (drei Tore, zwei Vorlagen). Martinovic hatte mit einem Treffer auch einen großen Anteil am 2:0-Pokalsieg gegen Bundesligist Frankfurt Anfang August. In Kaiserslautern können die Waldhöfer nahezu in Bestbesetzung antreten. Auch die zuvor verletzten Hamza Saghiri und Marcel Costly sind wieder eine Option. Viele Gründe zu Änderungen in der Startelf dürfte Glöckner aber nicht haben.
Frühere Duelle
In allen bisherigen vier Aufeinandertreffen in der 3. Liga ist der FCK noch ungeschlagen. Neben drei 1:1-Unentschieden gewannen die Roten Teufel wie eingangs erwähnt am 06. Februar dieses Jahres mit 2:0 im Carl-Benz-Stadion. Der letzte Sieg in Kaiserslautern gelang dem SVW beim 3:2 am 23. August 1989, danach gab es noch den legendären 5:0-Sieg des FCK in der zweiten Liga am 26. Mai 1997.
Fan-Infos
Gegen Waldhof wird die bislang größte Kulisse unter Corona-Bedingungen erwartet, aber trotzdem ist die Zahl für viele eingefleischte Fans auch enttäuschend: Wohl um die 14.000 Zuschauer werden unter Corona-Bedingungen ins Fritz-Walter-Stadion pilgern. Rund 12.000 der möglichen 20.000 Tickets hatte der FCK bis Freitagmittag abgesetzt. Nur 1.000 Karten für den Gästeblock gingen an den SVW, der auch prompt binnen weniger Minuten ausverkauft meldete. Darüber hinaus dürften höchstens vereinzelte Waldhöfer sich auf die Heimtribünen verirren, da der FCK den Vorverkauf entsprechend eingeschränkt hat und auch erkennbare "Barackler" außerhalb des Gästeblocks nicht dulden wird. In der Westkurve gibt es nur noch wenige Plätze, auch die Südtribüne ist Stand Freitagabend fast ausverkauft. Die meisten Karten sind noch auf der Nordtribüne zu haben. Noch bis Samstag, 9:00 Uhr, können diese als Print-at-Home-Tickets ausschließlich im Online-Shop erworben werden. Die Tageskassen bleiben wie schon aus den vergangenen Heimspielen gewohnt geschlossen.
Aufgrund der Corona-Situation und der damit immer noch verbundenen Verbote von Stehplätzen, Fahnen, Alkohol und vielem mehr wird es von beiden Fangruppen keinen organisierten Support geben. Auch ein Fanmarsch oder eine Choreo ist nicht vorgesehen. Auf Lautrer Seite bleibt der Auftritt der Ultras und organisierten Fangruppen in Magdeburg somit vorerst die Ausnahme, auch wenn die einzelnen Personen doch zu großen Teilen wieder im Stadion sein werden. Die Waldhof-Ultras werden ebenfalls nicht ins Stadion gehen, auch optische Unterstützung in Form von Schwenk- und Zaunfahnen oder gar Pyrotechnik ist im Gästeblock nicht zu erwarten. Jeder Stadionbesucher muss wie gewohnt am Einlass eine der "3G-Regeln" nachweisen, also geimpft, getestet oder genesen sein. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, sollte der Nachweis digital erbracht werden. Zudem empfiehlt der FCK eine frühzeitige Anreise zum Fritz-Walter-Stadion, das um 11:30 Uhr seine Eingangstore öffnet.
Alle weiteren wichtigen Informationen rund um das Derby hat der FCK auf seiner Internetseite zusammengestellt. Wer am Stadion parken will, muss wieder vorab für 20,- Euro ein Ticket im Online-Shop kaufen. Alternativ fahren ab 11:30 Uhr kostenlose Park-and-Ride-Busse von den bekannten Parkplätzen, zudem setzt die Bahn Entlastungszüge ein. Vor allem rund um den Elf-Freunde-Kreisel kann es am Samstag zu zeitweisen Verzögerungen kommen, da der Kreisel inklusive der Bahnunterführung in der Eisenbahnstraße vor und nach dem Spiel beim Durchgang der Gästefans gesperrt wird. Die vorher wegen einer Baustelle halb gesperrte Kantstraße ist dagegen wieder in beide Richtungen befahrbar. Für Fans, die die Roten Teufel nicht im Stadion unterstützen können oder wollen, bietet der SWR ab 14:00 Uhr eine Live-Übertragung an.
O-Töne
FCK-Kapitän Jean Zimmer: "Es ist klar, dass wir uns das alle ganz anders vorgestellt haben. Man sieht täglich, dass wir an einem Strang ziehen wollen. Es sind die kleinen Zahnrädchen, die besser ineinandergreifen müssen. Es liegt nicht daran, dass jemand nicht will."
Waldhof-Kapitän Marcel Seegert: "Wir haben eine Rechnung offen. Das tat letztes Jahr massiv weh. Dementsprechend gehen wir da mit einem Messer zwischen den Zähnen auf den Betze."
Daten und Fakten
1. FC Kaiserslautern: Raab - Hercher, Tomiak, Kraus, Zuck - Sessa, Klingenburg - Zimmer, Wunderlich, Hanslik (Ritter) - Kiprit
Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Ciftci (Muskelverletzung), Götze (Haarriss im Schädel), Hippe (Fußverletzung), Röser (Kreuzbandriss)
Waldhof Mannheim: Königsmann - Sommer, Verlaat, Seegert, Rossipal - Russo, Höger - Boyamba, Lebeau, Schnatterer - Martinovic
Es fehlen: Jurcher (muskuläre Probleme), Just (Infekt)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis