Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim

Saibenes Heim-Premiere: "Extreme Vorfreude"

Saibenes Heim-Premiere: "Extreme Vorfreude"


Am Samstag steht für den 1. FC Kaiserslautern das erste von insgesamt vier großen Derbys in dieser Saison an. Wegen Corona ist gegen Waldhof Mannheim vieles anders als sonst. Aber eines gilt wie immer: Es zählt nur ein Sieg!

Würde man an einem Drehbuch für einen neuen FCK-Trainers arbeiten, man könnte es nicht viel passender schreiben: Nach nur drei Tagen Amtszeit erkämpfen sich die Roten Teufel durch ein Tor in der letzten Sekunde ein 2:2-Unentschieden in Wiesbaden - trotz 0:2-Rückstandes. Und nur fünf Tage später reist zum ersten Heimspiel des neuen Übungsleiters ausgerechnet der Erzrivale aus Mannheim an. Gibt es etwas Schöneres?

Dem neuen FCK-Coach muss das Derby-Fieber jedenfalls nicht mehr eingeimpft werden. Jeff Saibene weiß genau, was für einen großen Stellenwert dieses Spiel für die Fans und die ganze Region hat. Und er empfindet eine große Vorfreude, wenn er an sein Heim-Debüt denkt: "Ich habe viel über dieses Spiel gehört, habe mir auch Bilder im Internet angeschaut und finde das sehr spannend, was da alles so abgeht. Es ist das emotionalste Derby, dass ich bisher erleben durfte." Und Saibene macht deutlich: "Wir wollen für unsere Fans das Derby-Feuer entfachen. Für mich wird das ein ganz besonderer Moment, wenn ich das erste Mal auf dem Betzenberg den Platz betrete. Meine ganze Familie wird da sein, ich spüre extreme Vorfreude."

Und dennoch wird der Rahmen des Spiels am Samstag (14:00 Uhr, auch live im SWR) ein ganz anderer sein, als bei allen Derbys zuvor. Zwar ist es erfreulich, dass wieder bis zu 7.500 Zuschauer das Fritz-Walter-Stadion betreten dürfen, aber von der Atmosphäre des letzten Jahres, als knapp 40.000 Fans mit einer gewaltigen Choreo dem Mannheimer Anhang deutlich machte, was er von ihm hält, wird nicht viel zu spüren sein. Auch Gästefans sind weiterhin nicht erlaubt. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Der 1. FC Kaiserslautern lieferte am Montagabend in Wiesbaden zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wieder so etwas wie Betze-Fußball. Beim 2:2-Unentschieden spielten die Roten Teufel keinen schönen Fußball, erzwangen aber in der 94. Minute durch einen allerletzten Gewaltschuss von Hikmet Ciftci nach einem 0:2-Rückstand noch den Ausgleich. Und so war das Remis gefühlt ein Sieg für die Moral und ein schöner Einstand für FCK-Trainer Jeff Saibene. Nichtsdestotrotz: Nach den ersten drei Partien warten die Lautrer noch auf den ersten Saisonsieg, liegen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Höchste Zeit also, dies mit einem Sieg gegen Waldhof zu ändern.

Personell hat Saibene dafür mit den beiden jüngsten Neuzugängen, Außenbahn-Spieler Kenny Prince Redondo und Stürmer Daniel Hanslik zwei neue Alternativen dazu gewonnen, die auch beide einsatzbereit sind. Allerdings drohen mit Kapitän Carlo Sickinger (muskuläre Probleme) und Marvin Pourié (Kniebeschwerden) zwei potentielle Stammspieler auszufallen. Hinzu kommen die bereits länger verletzten Anas Bakhat, Nicolas Sessa, Alexander Winkler und Lukas Gottwalt.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Auch der große Rivale aus der Ludwigshafener Nachbarschaft ist bisher noch sieglos. Dabei kann die Mannschaft von Patrick Glöckner, der Waldhof Mannheim seit dieser Saison betreut und zuvor beim Chemnitzer FC tätig war, getrost als Remis-Könige bezeichnet werden: Nachdem schon letzte Saison 17-mal die Punkte geteilt wurde, unter anderem in beiden Duellen gegen den FCK, gingen in der laufenden Spielzeit bisher alle drei Partien ebenfalls Unentschieden aus. Vergangene Woche reichten auch vier Tore nicht zum Sieg, gegen Aufsteiger Türkgücü München gab es ein torreiches 4:4.

Das Derby löst auch beim neuen SVW-Trainer einige Emotionen aus, vor allem aber die Atmosphäre in Kaiserslautern in der Hinrunde der vergangenen Saison scheint Glöckner begeistert zu haben, wie der Coach gegenüber der "Rheinpfalz" erzählt: "Das waren tolle Choreographien, besonders in Kaiserslautern." Recht hat er.

Personell muss Glöckner um den Doppel-Torschützen des vergangenen Spieltags, Joseph Boyamba bangen, der nach seinem Wechsel zu den Kurpfälzern im September noch nicht zu 100 Prozent fit ist.

Frühere Duelle

Wie alle großen Derbys hat auch das Duell gegen den Waldhof eine große Tradition, wenn auch Pflichtspiele eher in der glorreichen Vergangenheit als in der jüngeren Historie zu finden sind. Insgesamt 20-mal trafen die beiden Erzrivalen in ihrer Geschichte aufeinander, allein 14 Duelle davon fanden in der Bundesliga statt. Die Bilanz ist dabei äußerst ausgeglichen: Sieben FCK-Siegen stehen sechs Erfolge für den SVW gegenüber.

An eines der torreichsten Aufeinandertreffen erinnert man sich in Kaiserslautern dabei sicher noch gern: Am 26. Mai 1997 bezwang der FCK vor heimischer Kulisse Waldhof mit 5:0 - damals in der 2. Bundesliga. Zwei Wochen später war das "Intermezzo" 2. Bundesliga für den FCK ebenso wie für den SVW - vorerst - beendet.

Fan-Infos

Nachdem aufgrund der Corona-Lage FCK-Heimspiele mehrere Monate unter komplettem Ausschluss von Zuschauern stattfinden mussten und zum Liga-Auftakt gegen Dresden knapp 5.000 Besucher gestattet wurden, dürfen zum Derby am Samstag nun insgesamt 7.500 Fans ins Fritz-Walter-Stadion. Die Kartenvergabe erfolgt noch bis Freitagabend ausschließlich an Vereinsmitglieder und Dauerkartenbesitzer der vergangenen Saison: Zur Kartenbestellung.

Erstmals seit dem 3:3-Unentschieden gegen Meppen im März werden dabei auch wieder Teile der Westkurve geöffnet sein. Allerdings wird es auch dort nur Sitzplätze geben. Was beim Stadionbesuch genau zu beachten ist, das hat der FCK hier zusammengefasst: Organisatorische Hinweise zur Anreise und dem Aufenthalt während des Derbys.

Eine Besonderheit gibt es in der Westkurve zu beachten: Große Schwenkfahnen mit mehr als 1,50 Metern Länge sind trotz der Teilöffnung noch verboten. Der FCK begründet dies damit, dass anders als bei "normalen" Heimspielen in der Kurve keine freie Platzwahl herrsche und so andere Fans durch große Schwenkfahnen in ihrer Sicht eingeschränkt werden könnten. Die Verantwortlichen versprechen aber auch, dass dies eine Corona-Ausnahme bleiben und auf keinen Fall zum Dauerzustand werden solle. Das schon seit 50 Jahren bekannte und bewunderte Markenzeichen "Fahnenmeer" wird in der Westkurve also hoffentlich bald wieder zu sehen sein.

O-Töne

FCK-Trainer Jeff Saibene: "Mannheim hatte im Sommer einen großen Umbruch, dafür haben sie den Saisonstart ganz gut absolviert. Wir nehmen das Spiel sehr ernst, wollen uns auf uns fokussieren, aber den Derby-Charakter nicht vergessen. Wenn ich am Samstag das erste Mal den Betze als FCK-Trainer betrete, das wird ein ganz besonderer Moment."

SVW-Trainer Patrick Glöckner: "Auch wenn es ein Derby ist, müssen wir Ruhe bewahren und dürfen nicht überpacen. Der FCK wird unter Jeff Saibene anders auftreten. Wir wollen unsere Fans glücklich machen."

Daten und Fakten

Schiedsrichter: Badstübner (Windsbach)

Voraussichtliche Aufstellungen:

1. FC Kaiserslautern: Spahic - Schad, Kraus, Hainault, Hlousek - Skarlatidis, Rieder, Bachmann, Ritter - Hanslik (Röser), Huth

Es fehlen: Bakhat (Bänderriss), Gottwalt (Sprunggelenk-OP), Sessa (Bänderdehnung), Spalvis (Reha), Winkler (Rippenbruch), evtl. Pourié (Knieprobleme), evtl. Sickinger (muskuläre Probleme)

- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.

Waldhof Mannheim: Bartels - Marx, Gohlke, Hofrath, Donkor - Saghiri, Christiansen - Costly, Ferati, Garcia - Martinovic

Es fehlen: Diring (Muskelfaserriss), Roczen (Innenbandriss), Scholz (Muskelfaserriss), Schuster (Trainingsrückstand), Seegert (Bänderriss)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993

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