Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SV Meppen 3:3

Der Geduldsfaden wird immer kürzer

Der Geduldsfaden wird immer kürzer


Beim FCK stimmen gegen Meppen weder die Leistung noch das Ergebnis. Am Ende schenken die Lautrer auch noch einen Zwei-Tore-Vorsprung her. Die Stimmung auf dem Betzenberg wird gereizter.

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Die Spieler des 1. FC Kaiserslautern wissen, was kommt, als sie sich nach dem 3:3-Unentschieden gegen den SV Meppen auf den üblichen Weg in Richtung Westkurve machen. Wenige Sekunden später wird die Mannschaft von den Fans mit einem kurzen gellenden Pfeifkonzert in die Katakomben geschickt. Während sich die Profis fast schon fluchtartig in Richtung Kabine aufmachen, folgen von der Haupttribüne weitere vereinzelte Unmutsbekundungen. Auch "Schommers raus"-Rufe sind hier und da zu hören. Der Frust nach der erneuten Punkteteilung sitzt tief. Bei einer 3:1-Führung fünf Minuten vor dem Schlusspfiff muss so ein Spiel einfach gewonnen werden.

Tristes Bild im Stadion und in der Tabelle

Die andere Geschichte des Heimspiels gegen die Emsländer ist aber auch, dass die Lautrer von Glück sagen können, dass sie diese Partie nicht schon deutlich vor der Schlussphase verloren haben. Denn trotz früher Führung und guten Anfangsminuten spielen über weite Strecken nur die Meppener, die als Tabellenvierter weiter an den Aufstiegsrängen schnuppern dürfen. Für die Roten Teufel geht der Blick nach dem nun schon siebten Spiel seit der Winterpause ohne Sieg derweil immer sorgenvoller nach unten. Zwei magere Pünktchen beträgt das Polster auf einen Abstiegsplatz und es könnte in den Sonntagsspielen sogar noch auf einen Zähler zusammenschrumpfen

Zum tristen Tabellenbild passt auch die Zuschauerzahl von gerade einmal 15.701, die somit noch einmal um rund 200 unter der bisherigen Negativmarke aus dem Zwickau-Spiel von vor zwei Wochen liegt. Nicht ganz auszuschließen ist natürlich, dass der ein oder andere aus Sorge vor dem Coronavirus lieber zu Hause geblieben ist. Aber auch wenn die Einlasskontrollen zum Teil von mit Einweghandschuhen und Mundschutz ausgestatteten Ordnern vollzogen werden, ist der Hauptgrund für diese Entwicklung wohl eher in der allgemeinen Enttäuschung über den Verlauf der noch sieglosen Rückrunde zu suchen.

"Ärger mit dem Keller": Kurven protestieren gegen DFB

So oder so bietet das nicht einmal zu einem Drittel gefüllte Fritz-Walter-Stadion ein ziemliches Kontrastprogramm zur knisternden Derby-Atmosphäre am vergangenen Wochenende in Mannheim. Der organisierte Teil derjenigen Fans, die gegen Meppen gekommen sind, schließt sich zu Beginn der Partie wie angekündigt zunächst den Protesten gegen die Wiedereinführung der Kollektivstrafen durch den Deutschen Fußball-Bund an. "Das erinnert an ganz dunkle Zeiten, fick dich DFB", heißt es auf einem mehrteiligen Spruchband der Lautrer Ultras. Die rund 500 Anhänger im Gästeblock texten derweil in Anspielung auf den DFB-Präsidenten: "Natürlich ist das Niveau unten, wenn man Ärger mit dem Keller hat."

Vorne mal ein Standardtor, hinten nichts als Probleme

Auf dem Rasen haben die Lautrer zeitgleich den deutlich besseren Start. Nach einer Ecke von Hendrick Zuck ist es Kevin Kraus, der endlich mal eine Standardsituation verwertet und den FCK schon nach wenigen Minuten mit 1:0 in Führung bringt. Und Vielleicht würden sich alle Lautrer jetzt über den ersehnten ersten Rückrundensieg freuen, hätte Florian Pick wenig später eine hundertprozentige Möglichkeit mit dem zweiten Treffer abgeschlossen. Völlig freistehend vermasselt der Angreifer den zweiten Kontakt und legt den Ball aus nicht mehr ganz günstigem Winkel ins Nichts. Als Zuck nach einer halben Stunde die vorerst letzte Chance über das Tor schießt, verlieren die Gastgeber bereits die Kontrolle über die Partie.

Immer auffälliger werden nun die Schwierigkeiten der Roten Teufel, aus der eigenen Viererkette heraus das Spiel aufzubauen. Ständige Rückpässe strapazieren die Geduld der Fans. Dazu kommen Abstimmungsfehler etwa bei einem Fast-Eigentor von Dominik Schad, der den Ball am bereits aus seinem Kasten herausgekommenen Lennart Grill vorbei köpft. Längst ist die Freude über den gelungenen Auftakt der Sorge vor dem nächsten Gegentreffer gewichen, der schließlich per Foulelfmeter durch Thilo Leugers auch fällt. Dieses Mal offenbaren Grill und Alexander Nandzik Defizite in der Abstimmung, ehe der Keeper schließlich Meppens Rene Guder von den Beinen holt.

Sogar das 4:1 liegt in der Luft, der Rest ist nur noch Frust

Beim Gang in die Halbzeitpause sind die Pfiffe schon deutlich hörbar. Doch leider wird das Spiel aus FCK-Sicht auch nach Wiederbeginn nicht besser - eher im Gegenteil. In manchen Situationen wirken die Abwehrspieler der Lautrer wie Statisten. Zum Glück kann Grill die erste Großchance der Gäste durch Guder wenige Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit zunichte machen. Bei der zweiten trifft Leugers aus kurzer Distanz das Tor nicht. Auf der Gegenseite gibt es nach einer guten Stunde zumindest eine gute Schusschance durch Pick, die erneute Führung zum 2:1 durch Kühlwetter fällt dennoch ziemlich aus dem Nichts. Der bei seiner Einwechslung mit Pfiffen begrüßte Lucas Röser legt dem Torjäger den Treffer auf.

Wieder Pick holt wenige Minuten später einen Foulelfmeter heraus, den erneut Kühlwetter mit Schmackes sicher zur 3:1-Führung verwandelt. Nicht wirklich verdient zwar, aber wer fragt da morgen noch danach? Der erste Sieg in der Rückrunde ist praktisch eingetütet und wird nun auch von der Westkurve unter anderem mit einem "Lautrer geben niemals auf" lautstark besungen. Starke vergibt eine Viertelstunde vor dem Ende eine Großchance zum möglichen 4:1, dann nimmt das Schicksal in Form von Gegentreffern durch Julius Düker und Hilal El-Helwe in den letzten Minuten der Partie einmal mehr seinen Lauf. Den meisten FCK'lern verschlägt es angesichts dieses Ausgangs die Sprache. Die anderen schreien und pfeifen ihren Frust lautstark hinaus.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

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