Kummt Senf druff

Kompromisse statt Schlammschlachten

Kompromisse statt Schlammschlachten


Mal wieder warten an diesem Montag alle FCK-Freunde auf weißen Rauch vom Betzenberg. Wie werden sich die zerstrittenen Klub-Bosse beraten und welche Entscheidung(en) werden sie treffen? Ein Kommentar.

Der mit vier simplen Worten formulierte Wunsch war fromm, wohl leider auch naiv, aber nichtsdestotrotz voll ins Schwarze treffend: "Endlich Gemeinsam für den FCK", forderten beim letzten Heimspiel die Ultras in der Westkurve und sprachen damit vermutlich allen Fans des 1. FC Kaiserslautern aus tiefstem Herzen. "Gemeinsam für den FCK" ist einer dieser schon lange nicht mehr gelebten Slogans, den der Verein vor einigen Jahren selbst ausgegeben hatte.

Wieder einmal beschäftigen sich die Protagonisten des Fritz-Walter-Klubs mehr mit sich selbst und kämpfen gegeneinander, anstatt an einem Strang für die sportliche und finanzielle Zukunft des Fritz-Walter-Klubs zu ziehen. Am heutigen Montag kommt es nun zum vorläufigen Showdown. Seit 16:00 Uhr tagen zunächst die Vereinsgremien (Ehrenrat, Vereinsrat, Rechnungsprüfer und Vorstand), um 19:00 Uhr folgt eine Sitzung der Kapitalgesellschaft mit Beirat und Geschäftsführung. Vielen Fans fehlt - und das soll bitte nicht als Vorwurf missverstanden werden - schon hier der Durchblick, welche Personen eigentlich in all diesen Gremien sitzen und heute über den Zukunftsweg des FCK entscheiden. Bis 23:59 Uhr läuft anschließend die Frist von Kreditgeber Flavio Becca, der als Gegenleistung für sein Darlehen von 2,6 Millionen Euro bekanntermaßen moralisch unannehmbare Forderungen stellt.

Wieviel Geld fehlt denn nun wirklich noch für die Lizenz?

Wochenlang wurde mit den Gefühlen der FCK-Fans ein mieses Spiel getrieben, wieviel Geld denn nun eigentlich noch für den Erhalt der Lizenz benötigt wird. Die Verantwortlichen zeigten sich mal optimistisch, dann wieder pessimistisch, ganz konkret auf den Punkt gebrachte Zahlen vermissten die besorgten Fans allerdings. In den neuesten Medienberichten von Sonntag und Montag gab Finanzboss Michael Klatt nun halbwegs Entwarnung: Die selbst schon mit vielen Millionen drin steckenden Geldgeber Quattrex und Lagardere Sports konnten beruhigt werden und für das geplante Budget fehlen demnach "nur" noch 1 bis 1,5 Millionen Euro. Dafür hätte der FCK bis zum Stichtag am 28. Mai noch genügend Zeit, wenn die Verantwortlichen denn nun endgültig Klartext reden würden.

Aber zurück zum Jetzt und Hier: Sollte sich heute eine der beiden FCK-Fronten voll durchsetzen, ist weiterhin keine Ruhe zu erwarten. Es geht auch längst nicht mehr nur um die Personalien Michael Littig oder Flavio Becca, auch nicht um den ursprünglichen Auslöser Martin Bader, sondern auf allen Seiten hängt noch ein langer Schwanz hintendran: Sollte Littig zurücktreten oder Becca zurückziehen, werden auf beiden Seiten weitere Rücktritte angedroht und vielleicht auch durchgezogen. Damit hätte sich zwar eine Seite dann durchgesetzt, aber wirklicher Friede wäre nicht zu erwarten, denn die jeweils andere Seite würde früher oder später zurückschlagen. Traurig, aber wahr!

Sind die Streitführer überhaupt noch zu Kompromissen fähig?

Wirklicher Friede oder wenigstens ein Burgfrieden zum Wohle des FCK kann schätzungsweise nur mit einer Kompromisslösung einkehren. Ein theoretisches Beispiel: Der noch regulär bis Herbst 2020 gewählte Michael Littig wird nicht zum Rücktritt genötigt. Martin Bader darf seinen gültigen Vertrag bis zum 31. Dezember 2019 erfüllen. Flavio Becca gibt dem FCK den Kredit und verhandelt weiter über langfristigere Konzepte und Investitionen. Alle Beteiligten verpflichten sich selbst zu einer konstruktiven statt destruktiven Zusammenarbeit. Und wenn dann immer noch irgendeine Entscheidung hart offen sein sollte, müssen gegebenenfalls die FCK-Mitglieder auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung darüber entscheiden - auch dieser Schritt bietet zwar beileibe keine Garantie auf Besserung, wäre aber zumindest basisdemokratisch.

Ob die FCK-Verantwortlichen zu einem derartigen (oder auch anderslautenden) Kompromiss, bei dem jeder Beteiligte ein Stück weit nachgeben müsste, heute fähig sein werden? Es fällt ziemlich schwer, nach den Querelen der letzten Monaten noch an eine solche Vernunft im Sinne des FCK zu glauben. Aber hoffen darf man ja.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK und Stadt verhandeln mit Investor Flavio Becca

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