Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FC St. Pauli 1:1

Kleinigkeiten auf den Rängen und auf dem Rasen

Kleinigkeiten auf den Rängen und auf dem Rasen


Der 1. FC Kaiserslautern hat sich gegen den FC St. Pauli einen Punkt erkämpft. Die Roten Teufel profitierten dabei von einem Geistesblitz des eingewechselten Halil Altintop, der auch den Fans noch einmal klarmachte: Der FCK gibt sich nicht auf!

- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - FC St. Pauli
- Fotogalerie | Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - FC St. Pauli

Es sind die kleinen Dinge, die im Fußball entscheiden - eine Weisheit, so alt wie das Spiel selbst. Kleinigkeiten, wie ein versprungener Ball, der zu einem Platzverweis führt. Eine flüchtige Situation, die im richtigen Moment ausgenutzt zum Ausgleich führt. Ein Grätsche, ein Eckball, ein Freistoß, der die Emotionen zigtausender Fans entzündet. So war es wenige Minuten vor dem Ende der Partie gegen St. Pauli. Der FCK - in Unterzahl und Rückstand - ging volles Risiko, verteidigte nur noch mit drei Mann auf der letzten Linie und drängte auf das 1:1.

Ein Freistoß vor dem Strafraum der Gäste nährte die Hoffnung. Halil Altintop schnappte sich den Ball und hatte die Idee, den Standard schnell auszuführen. Denn nicht nur einige seiner Mitspieler waren noch in der Orientierungsphase - nahezu die komplette Mannschaft der St. Paulianer vergaß völlig, den Ball im Blick zu behalten. Altintop ließ Christoph Moritz stehen, legte sich den Ball auf den Boden, machte Lukas Spalvis auf seinen Plan aufmerksam - und leitete so den Ausgleich ein. Jubel, tosendes Geschrei, wütendes Getrommel - der FCK gibt sich nicht auf!

Die Roten Teufel hatten sich viel vorgenommen

Begonnen hatte das Spiel vor stolzer Kulisse: 32.243 Zuschauer hatten den Weg auf den Betzenberg gefunden. Rund 30.000 von ihnen hielten es mit dem FCK. Sie waren in der Anfangsphase des Spiels darum bemüht, das Motto, das die Westkurve mal wieder präsentierte, mit einem Beweis zu unterlegen: Diese Kurve kann Spiele gewinnen!

Die Roten Teufel hatten sich viel vorgenommen: Gegen die Kiezkicker aus Hamburg sollten nach der vertanen Chance in Fürth drei Punkte in der Pfalz bleiben. Der Patzer in der Fremde setzte den FCK mal wieder unter Zugzwang. Die heikle Situation war den Mannen von Michael Frontzeck anzumerken. Ein falscher Pass, eine Nachlässigkeit, ein falscher Blick könnte fatale Folgen haben - Kleinigkeiten mit großer Wirkung eben.

Der Hexenkessel bleibt zunächst aus

Auch auf den Rängen war der Druck spürbar. Mit fortlaufender Spieldauer flaute der noch zu Beginn lautstarke Zuspruch mehr und mehr ab. Von einem Hexenkessel war das Fritz-Walter-Stadion je näher die Pause rückte immer weiter entfernt. Der FCK mühte sich auf dem Rasen, stellte sich dabei auch phasenweise gut an. Doch wie schon am Ronhof vergangene Woche fehlte hier der entscheidende Schritt, da der reingehaltene Fuß und dort das letzte Quäntchen Glück.

St. Pauli wurde damit die Chance eröffnet, auf sich aufmerksam zu machen - auf dem Platz und auf den Rängen. Die beste Chance von Sami Allagui entschärfte Marius Müller. Der FCK-Keeper verhinderte damit auch den Torschrei der rund 2.500 mitgereisten Schlachtenbummler aus Hamburg, die allerdings trotz stattlicher Zahl im Osten nur selten mal mit mehr als ihrem etwas eintönigen Dauergesang auf sich aufmerksam machten.

Weil sich das Team auf dem Platz schwertat, erstarb auch der Support auf Lautrer Seite. "Steht auf, wenn ihr Lautrer seid" sorgte zwar hin und wieder für einen akustischen und optischen Höhepunkt. Doch einmal mehr verfolgte ein Großteil der Anhänger das Geschehen auf dem Platz, den Ritt auf der Rasierklinge, mit gespannter Ruhe.

Lautrer stehen zusammen, sie geben niemals auf

Fast schon paradox: Erst als die offizielle Zuschauerzahl eingeblendet wurde, ging noch einmal ein Ruck durch die Ränge. Als ob dem einen oder anderen erst durch die Anzeige klar geworden war, dass er hier nicht alleine ist. Lautrer stehen zusammen, sie geben niemals auf! Diese Botschaft schickte die Westkurve auch in Richtung Rasen, als Jan-Ingwer Callsen-Bracker der Ball versprang, der Innenverteidiger Rot sah und Aziz Bouhaddouz den Strafstoß verwandelte.

Die Mannschaft erhörte ihre Fans und Frontzeck, der zuvor schon Spalvis eingewechselt hatte, machte mit der Hereinnahme von Ruben Jenssen und Halil Altintop klar: Hier geht jetzt noch was. Und es ging auch etwas. Als das 1:1 gefallen war, brannte der Betze. Hitzig, laut, chaotisch - diese Kurve kann Spiele gewinnen. Und fast hätte sie das auch.

Kleinigkeiten können ausreichen, um ein Spiel zu entscheiden. Sie können ein Zeichen setzen und einen kleinen Funken zu einem gewaltigen Feuer werden lassen. Es bleibt spannend, bis zur letzten Sekunde.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Kommentare 373 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken