Spielbericht: SpVgg Fürth - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Luft nach oben

Luft nach oben


Der 1. FC Kaiserslautern verliert ein wichtiges Spiel im Abstiegskampf. Aufgegeben wird aber nicht, wie DBB-Autor Toco im Gästeblock festgestellt hat.

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75. Minute im Spiel SpVgg Greuther Fürth gegen 1. FC Kaiserslautern. Im Gästeblock fühlt es sich an, als würde sich eine Schlinge um die Kehlen engerziehen. In der letzten Viertelstunde sind die Fangesänge ähnlich zerfasert wie die Leistung auf dem Platz. Doch nach Abpfiff platzt dem Betze endlich der Kragen. 3000 Gästefans ringen wieder nach Luft: "Lautrer geben niemals auf, sie kämpfen!" Die Mannschaft trabt vom Spiel ausgepowert und nach erster Aussprache im Mannschaftskreis in Richtung Anhang. Das Mantra wird lauter, aufmunternder Applaus brandet auf.

Fragende Blicke aus dem Block Richtung Spieler. Diese suchen ebenfalls den Blickkontakt: Ja, wir sind zusammen in dieser Situation. Ja, der Abstiegskampf ist nicht leichter geworden. Aber verdammt nochmal ja, wir finden den Weg raus. Gemeinsam. Mit einem "You'll never walk alone" und Schalparade schicken die Lautrer Fans ihre Mannschaft in die Kabine. Etwas später stattet auch Coach Michael Frontzeck dem Gästeblock einen seltenen Kurzbesuch ab. Zusammenrücken.

Mehr als ein Viertel der Besucher halten es mit dem FCK

Am 26. Spieltag hat der FCK am Ronhof die Gelegenheit, einen direkten Konkurrenten tiefer in den Abstiegskampf zu ziehen und selbst wichtige Punkte gutzumachen. Sämtliche Karten des Gästekontingents waren schon Tage zuvor verkauft, die SpVgg Fürth öffnete nach und nach die angrenzenden Blöcke für den Anhang aus der Pfalz. Mehr als ein Viertel der offiziell 11.460 zahlenden Gäste halten es letztlich mit den Lautrern. Die freien Plätze im eigentlichen Steh-Block O sind trotz des reichhaltigen Bierangebots rund ums Stadion schon weit vor Anpfiff rar gesäht. Die angrenzenden Blöcke N (Gegengerade), P und Q werden ebenfalls über die vollen 90 Minuten zu Stehblöcken umfunktioniert. Doch es dauert länger und verläuft auch nicht ganz reibungslos, bis jeder seinen Platz gefunden hat.

Trotz Aufruf vom Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern weicht die Zahl der Schwenkfahnen nicht wesentlich von den üblichen Werten bei Auswärtsspielen ab. Doch zahlreiche rote oder weiße Fahnen werden vor dem Block verteilt und im Block geschwenkt, während der Rest "Westkurve"-Schriftzüge beim Einlauf der Mannschaften in die Höhe reckt. Ein rundes Bild. Zuvor wurde die Mannschaft beim Aufwärmen lautstark von Gesängen begleitet. Die Grenze zum spielbezogenen Support, beziehungsweise zu den Fangesängen im Spiel verläuft fließend. Das gilt allerdings auch für das Spiel der Roten Teufel, die etwas Biss und Wachheit vermissen lassen.

Ausnahmezustand im Block: Kurz vor der Pause gelingt der Ausgleich

Nach Anpfiff wird eine intensivere Trainingseinheit ohne Zug zum Tor lautstark und unbeirrt begleitet. Zwar bleibt der Dämpfer in den Anfangsminuten aus, doch in der 15 Minuten werden die Männer in Rot einmal mehr mustergültig ausgekontert. Rückstand. Keine ungewohnte Situation für Mannschaft und Fans, die sich kollektiv und energisch gegen die Niederlage stemmen.

Trotzdem bleiben die Fürther bei Kontern gefährlich. Mit viel Einsatz und etwas Glück bleibt der Torunterschied aber gleich, ehe die Offensive der Lautrer Fahrt aufnimmt und nach geschickter Balleroberung im Mittelfeld in der 45. Minute zum verdienten Ausgleich durch Osayamen Osawe kommt. Ausnahmezustand beim Gästeanhang, die den Halbzeitpfiff aber dankbar aufnehmen, sich mit Bier und Bratwurst stärken und für die zweite Hälfte auch in den Blöcken neu verteilen.

Die Lautrer verfallen nicht in Schockstarre

Mit Ausnahme des ärgerlichen Kontertreffers hätten sich die Pfälzer eine ähnliche zweite Halbzeit vorstellen können, doch ein Eckballtreffer in der 73. Minute macht für die Hausherren den Deckel drauf. Anders als noch beim Heimspiel, bei dem mehrere Rückschläge weggesteckt wurden, gelingt es dem FCK dann nicht, einen erneuten Ausgleichstreffer zu landen. Der Druck aufs Kleeblatt-Tor bleibt aus und nach drei Minuten Nachspielzeit pfeift Schiedsrichter Florian Heft, der mit einer eigenwilligen Interpretation des Zweikampfverhaltens auf beiden Seiten für Unmut sorgt, das Spiel ab. Doch die Lautrer verfallen nicht in Schockstarre.

Die Wucht der Unterstützung mag die Fans anderer Vereine beeindrucken, aber im Block war schnell spürbar, dass da noch mehr ging. Nicht nur auf dem Platz, auch auf den Rängen. Die Gesänge passten durchaus zur Spielsituationen, manchmal passte sich auch die Spielsituation dem Singsang an, doch es fehlte der Kanal.

Aber: zweifellos war das einer der besten Auftritte auf den Rängen in dieser Saison. Es war nur noch nicht der beste der Saison. Allmählich gehen die Punkte und Konkurrenten im Abstiegskampf aus, aber der Betze hat noch Luft und auch noch reichlich Luft nach oben. Volle Konzentration auf die Unterstützung. In diesem Sinne: Lautrer geben niemals auf.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Callsen-Bracker: "Stehen nach jedem Rückschlag auf" (Der Betze brennt)
- Stimmen zum Spiel | Müller und Frontzeck: Sonderlob für die Fans (Der Betze brennt)

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