Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Arminia Bielefeld 0:2

November-Blues auf dem Betzenberg

November-Blues auf dem Betzenberg


So trostlos wie das November-Wetter ist auch das Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Arminia Bielefeld. Die Fans klammern sich während der Partie an jeden Hoffnungsschimmer, danach herrscht schon fast Resignation. Auch Trainer Strasser tut sich mit Antworten schwer.

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Man muss kein ausgewiesener Schwarzseher sein, um nach einem erfolgreichen Spiel der Roten Teufel skeptisch zu bleiben. Das gilt umso mehr, als der schon überlebenswichtige 2:1-Erfolg vom Wochenbeginn bei Dynamo Dresden ohnehin nur mit einer ordentlichen Portion Glück zustande kam. Tatsächlich zeigte die Mannschaft von Jeff Strasser knapp eine Woche später gegen Arminia Bielefeld zu wenig für eine echte Trendwende im Abstiegskampf. Nach dem 0:2 gegen die zuvor in fünf Partien sieglosen Ostwestfalen ist der Rückstand auf Platz 15 auf sieben Zähler angewachsen. Je nach Ausgang der Partie von Dresden in Düsseldorf am Montagabend sind es vier, fünf oder sogar sieben Zähler bis zum Relegationsplatz.

Fast schon Resignation beim FCK-Anhang

Fast schon resigniert nahmen die Lautrer Fans den neuerlichen Rückschlag auf dem Betzenberg am Ende hin. Als sich die Mannschaft nach einer kurzen Ansprache im Mittelkreis vorsichtig in Richtung Westkurve bewegte, hatte der größte Teil der nur noch 20.464 Zuschauer das Stadion bereits verlassen. Diejenigen, die ihrem Frust noch etwas Luft machen wollten, versammelten sich vor allem im unteren Teil der Kurve hinter dem Tor. Nach zwei, drei Minuten gingen Spieler und Anhänger dann ihrer Wege. Die Zaunfahnen waren zu diesem Zeitpunkt bezeichnenderweise schon alle eingeholt.

Begonnen hatte der Fußballtag an diesem nasskalten November-Sonntag einige Stunden vorher bei weit besserer Laune. Unter dem Motto "Tommy's Trek for Lewis" fand vor dem Anpfiff ein Spendenlauf für den an Autismus erkrankten Kilmarnock-Fan Lewis statt, zu dem anschließend auch FCK-Legende Horst Eckel ein signiertes Trikot für eine Versteigerung zur Verfügung stellte. Rund 30 Fans des befreundeten FC Kilmarnock hatten sich zudem aus Schottland auf den Weg nach Kaiserslautern gemacht und wünschten sich natürlich ebenfalls einen erfolgreichen Auftritt der Roten Teufel.

Warum es damit nichts wurde, sollte nach dem Spiel Trainer Strasser erklären, wobei der Luxemburger nicht für alles eine Antwort parat hatte. Die fehlende Mentalität sei für ihn "auf eine gewisse Weise unverständlich", sagte Strasser mit Blick auf die weitgehend weggeschenkte erste Halbzeit. Mutig und aktiv sollte die Mannschaft auftreten. Wieso das nicht von Beginn an gelang, frage er sich selbst, so Strasser weiter. Über das für den Luxemburger Fußball historische Trainer-Duell mit seinem Freund Jeff Saibene konnte er sich verständlicherweise nicht wirklich freuen.

"Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher"

Dabei gehören die mitunter halsbrecherischen Fehler in der Lautrer Defensive für Strasser anders als die anfangs fehlende Einstellung schon irgendwie "zum Fußball dazu”. Auch wenn sie "auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren dürfen”. Gemeint haben dürfte er in erster Linie den Bock vor dem 0:1 in der 27. Minute. Ganz nach dem Motto "Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher” gingen weder Phillipp Mwene noch Stipe Vucur zum Ball. Andreas Voglsammer bedankte sich und traf trocken zur Gästeführung.

Wie schon unter der Woche angedeutet, hatte Strasser seine Elf in einem 4-4-2-System und mit Lukas Spalvis als zweiter Spitze auf den Rasen geschickt. Der Litauer spielte anstatt Benjamin Kessel von Beginn an und hatte in der 9. Minute dann auch die erste Chance des Spiels. Keine schlechte zwar, aber auch die einzig nennenswerte Torannäherung des FCK im ersten Durchgang. Erst nach den ersten Minuten des zweiten Durchgangs schafften es die Roten Teufel, den Gegner zumindest zeitweise etwas hinten rein zu drücken. Brandon Borrello und Sebastian Andersson hatten zwei der besseren Möglichkeiten, die von der Westkurve fast schon gierig aufgesogen und in wilden Anfeuerungsrufen an die Elf auf dem Rasen zurückgegeben wurden.

Hoffen auf den Lucky Punch - vergeblich

Allerdings spielten die Lautrer mit zunehmendem Druck hinten auch mit enormem Risiko, so dass die Gäste bei der ein oder anderen Konterchance schon früher einen zweiten Treffer hätten nachlegen können. Der fiel schließlich mit der letzten Aktion des Spiels. In der Nachspielzeit hatte sich der FCK noch einmal zwei Ecken am Stück erarbeitet, Marius Müller stürmte mit nach vorne. Alle Hoffnungen auf einen späten Lucky Punch machte dann aber Stefan Ortega zunichte. Der Bielefelder Schlussmann pflückte den letzten Versuch der Gastgeber sicher runter, leitete einen Konter ein, den Konstantin Kerschbaumer schließlich zum 0:2 abschloss (90.+5).

Während die rund 800 Gästefans einen ausgelassenen Torjubel anstimmten, war der zweite Gegentreffer für einen Großteil der Lauter Fans das Signal zum Aufbruch. Auf die Verkündung der alles andere als mutmachenden Ergebnisse von den anderen Plätzen musste dank moderner Kommunikationstechnik ohnehin niemand mehr warten. Auch Schiedsrichter Florian Badstübner hatte ein Einsehen und pfiff die Partie gar nicht mehr an.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

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