Interview mit Aufsichtsratskandidat André Beck

"Dinge anders angehen und zum Positiven wenden"

"Dinge anders angehen und zum Positiven wenden"


André Beck hat schon vor Monaten - als erster aller Kandidaten - seine Bewerbung für den Aufsichtsrat eingereicht. Der 46-jährige Bankkaufmann möchte beim FCK vor allem mit fachlichem Know-how bestehen.

Der Betze brennt: André Beck, warum muss sich im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern etwas ändern?

André Beck (46): Der Verein ist aktuell sportlich, aber auch finanziell in einer existenzbedrohenden Krise. Die Unruhe im sportlichen Bereich hat aus meiner Sicht der Aufsichtsrat mit zu verantworten. Hier muss dringend mehr Ruhe einkehren und der Trainer und Sportliche Leiter müssen in Ruhe ihren Job erledigen können. Im Aufsichtsrat muss es aus meiner Sicht genügend kompetente Ansprechpartner für potentielle Investoren, Sponsoren und Partner geben. Auch finde ich, dass zwingend mehr Know-how in der Vereinsführung erforderlich ist, um den Vorstand effektiv genug zu beaufsichtigen beziehungsweise zu beraten. Und zu guter Letzt, neue Mitglieder im Aufsichtsrat bringen neue Ideen, neuen Schwung und hoffentlich auch neue Impulse.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Welche beruflichen Erfahrungen und welche persönliche Verbindung zum FCK qualifizieren Sie für ein Amt im zweithöchsten Vereinsgremium?

Beck: Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, arbeite in Luxemburg und wohne in Trier. Ich bin ein humorvoller, kommunikativer und zielorientierter Mensch mit einer gewissenhaften und dynamischen Arbeitsweise. Ich bin seit über 20 Jahren Anleihenspezialist im Vertrieb und betreue institutionelle Investoren bei der Kapitalanlage in festverzinsliche Wertpapiere. In dieser Funktion sind Verhandlungs- und Organisationsgeschick gefragt. Aber auch gute analytische und strategische Fähigkeiten. Außerdem habe ich bei einer Bank in der Finanzabteilung gearbeitet und war zuständig für die Liquiditätsbeschaffung und -planung. Ende 2015 habe ich mein Fernstudium zum Fußballmanager bei der IST-Hochschule in Düsseldorf mit Erfolg abgeschlossen und kurz danach die Vereinsmanager B-Lizenz des DOSB erworben. Die erlangten theoretischen Kenntnisse möchte ich nun in der Praxis anwenden. Seit circa zwei Jahren will ich mich beim FCK persönlich engagieren und war diesbezüglich mit Herrn Gries und Herrn Riesenkampf schon ab und zu in Kontakt.

"Tradition ist wichtig, aber kein Wert"

Der Betze brennt: Sie leben in Trier, waren früher ehrenamtlich im Jugendförderverein von Eintracht Trier tätig und traten dort auch schon vereinspolitisch in Erscheinung. Der "Trierische Volksfreund" zitiert Sie von der SVE-Mitgliederversammlung 2015 mit den Worten: "Tradition ist weder ein Wert, noch kann man sich davon etwas kaufen." Nun kandidieren Sie beim FCK als Aufsichtsrat. Was entgegnen Sie denjenigen, die da erstmal skeptisch werden?

Beck: Tradition ist für mich nach wie vor kein Wert. Allerdings haben Werte oder Tugenden durchaus eine Tradition beim FCK, die mit Leidenschaft, Herzblut und Kampfeswillen definiert sind. Also Tradition zu haben, ist durchaus wichtig, damit sich neue Spieler an diesen Werten und Tugenden orientieren können. Tradition ist aber für mich eher etwas, was die Vergangenheit reflektiert, so wie die Traditionself eben ehemalige aktive Spieler beinhaltet. Mit meiner damaligen Aussage wollte ich zum Ausdruck bringen, dass man sich nicht auf Tradition ausruhen kann, sondern dass jeder Spieler sich auch in der Gegenwart und in der ganzen Saison mit den jeweiligen Tugenden identifizieren muss und diese auch auf den Platz bringt. Nur wenn die Mannschaft sportlich das auch umsetzen kann, wofür die Tradition des Vereins steht, nur dann kann sie auch erfolgreich sein und sich der Unterstützung im Umfeld sicher sein.

Der Betze brennt: Zwei miteinander verknüpfte Diskussionen sind zurzeit die geplante Ausgliederung und der Einstieg von Investoren. Wie stehen Sie zu diesem Themenkomplex, was die Notwendigkeit, den Zeitplan und die konkrete Umsetzung angeht?

Beck: Ich kenne keine genauen Zahlen, aber ich gehe davon aus, dass die finanzielle Situation es erfordert, den Weg einer Ausgliederung zu gehen. Es liegt in der Verantwortung des Vorstands und des Aufsichtsrates dafür zu sorgen, dass der Verein immer für alle möglichen Szenarien vorbereitet ist. Ergebnisse im Sport sind eben nicht planbar. Da also ein Abstieg möglich ist, muss aus meiner Sicht zum Anfang der kommenden Saison ein Investor bereitstehen und die Ausgliederung vollzogen sein. Dieser Weg würde dafür sorgen, dass bei einem möglichen Abstieg auch in der 3. Liga gespielt werden kann und dem Verein der Gang in die Regionalliga erspart bleiben würde. Sicherlich wäre dies auch im Interesse der Stadt beziehungsweise der Stadiongesellschaft. Wichtig ist und bleibt aber, dass wir als Mitglieder auch in Zukunft das Sagen haben und kein Investor in das operative Geschäft des Vorstands eingreift.

"Dienstleistungen mit Dienstleistungen vergüten"

Der Betze brennt: Als Bankkaufmann werben Sie vor allem mit Ihrer finanziellen Expertise. Abgesehen vom eben genannten Punkt "Ausgliederung und Investoren", welche Optimierungsmöglichkeiten sehen Sie noch, um dem FCK aus seiner chronisch scheinenden Geldnot zu helfen?

Beck: Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, Dienstleistungen oder den Bezug von Waren im Tausch gegen Dienstleistungen des Vereins zu vergüten, sprich gegen Eintrittskarten. Denn was wir nicht haben, ist genug Geld, aber genug freie Sitze im Stadion. Diese Handlungsweise ist im unterklassigen Bereich häufiger anzutreffen. Aber auch im Sponsoring könnte ich mir vorstellen, zukünftig noch mit mehr Exklusivpartnern zusammen zu arbeiten, um dadurch die Sponsoreneinnahmen zu steigern.

Der Betze brennt: Der noch amtierende Aufsichtsrat versuchte im Kalenderjahr 2017 zwei Mal, einen Sportvorstand zu installieren, scheiterte jedoch mit beiden Anläufen. Wie stehen Sie zu dieser Frage: Braucht der FCK mehr Sportkompetenz - und zwar "ganz oben" im Vorstand?

Beck: Ein ganz klares Ja. Die aktuellen Vorstände sind ja nicht wegen ihren Fähigkeiten im sportlichen Bereich geholt worden, und nach meiner Information war damals bei Amtsantritt des aktuellen Vorstands auch schon ein Sportvorstand geplant.

Der Betze brennt: In den letzten Jahren ist beim FCK auf allen Ebenen ein rückläufiger Zusammenhalt spürbar - obwohl genau das den Verein früher so stark gemacht hat. Was würden Sie als Aufsichtsratsmitglied tun, um das Wir-Gefühl und das Miteinander wieder zu stärken?

Beck: Als Aufsichtsratsmitglied würde mich auch mal mit in einen Bus setzen, um mit den Fans zu einem Auswärtsspiel zu fahren oder auch weiterhin ein Heimspiel mal von der Westkurve aus zu sehen, wie jetzt gegen Bielefeld. Oder vielleicht kann man auf irgendeine Weise Fans und Mitglieder in die Arbeit des Aufsichtsrates einbinden, wie zum Beispiel durch internes Vorschlagswesen. Es gilt jetzt, die entstandenen Distanzen zwischen verschiedenen Beteiligten beim FCK wieder zu verringern und aufeinander zuzugehen. Es wird immer wieder von der FCK-Familie gesprochen, dann muss sich aber auch jeder fragen, was er persönlich zum näheren Zusammenrücken beitragen kann. Gerade jetzt. Jedes neu gewählte Aufsichtsratsmitglied verdient eine faire Chance, Dinge anders anzugehen und zum Positiven zu wenden.

"Ich habe seit zwei Jahren auf die Mitgliederversammlung hingearbeitet"

Der Betze brennt: Wie sieht für sie der perfekte Aufsichtsrat aus - sowohl was die Zusammensetzung der fünf Personen angeht als auch ihre Arbeitsweise in dem Gremium?

Beck: Aus meiner Sicht wäre es erst einmal wichtig, wenn Herr Kind (Jürgen Kind, der als einziger amtierender Kandidat zur Wiederwahl antritt; Anm. d. Red.) erneut gewählt wird, um den Übergang für die neuen Mitglieder zu erleichtern. Ich glaube fünf komplett neue Mitglieder hätten es da durchaus schwerer. Sofern die Fan-Seite damit abgedeckt wäre, ist ein Vertreter eines Sponsors unabdingbar, um auch diesen wichtigen Teil im Aufsichtsrat abzudecken. Hinzu kommt ein Mitglied, der das Sportliche abdecken soll, wie ein ehemaliger Profispieler oder Profitrainer. Dazu sollte mindestens ein Experte aus dem Finanzsektor kommen. Da wir mit dem Ehrenrat und dem neuen Teufelsrat weitere Gremien und Institutionen mit verschiedenen Kompetenzen besitzen, sollte zwischen allen Beteiligten ein regelmäßiger Austausch stattfinden. Außerdem sollte jedem gewähltem Aufsichtsratsmitglied auf seine Kompetenzen zugeschnittene Verantwortung übertragen werden, sofern dies möglich ist, zum Beispiel für Ausarbeitungen, Vorträge, Empfehlungen für den Vorstand, et cetera.

Der Betze brennt: In der letzten Frage bitten wir Sie noch mal um eine prägnante Zusammenfassung: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 03. Dezember ihre Stimme geben?

Beck: Ich habe seit circa zwei Jahren auf die Mitgliederversammlung am 03. Dezember hingearbeitet und mich mit dem FCK intensiv beschäftigt. Meine Bewerbung, die ich als einziger bereits vor Monaten eingereicht habe, ist keine spontane Entscheidung. Aus meiner Sicht habe ich die nötige Leidenschaft, den absoluten Willen und die erforderlichen Fähigkeiten, dem Verein helfen zu können. Nicht nur beim Thema Finanzen. Durch mein Fußballmanager-Studium und durch die im Juli 2017 erworbene Trainer C-Lizenz, verfüge ich auch im Bereich Fußball über Know-how und über ein eigenes Netzwerk. Ich war schon in der Vereinsarbeit und in der Sponsorenakquise tätig. Auch wenn es mal um kleine Beträge für ein Stadionfest ging. Ich bin mir auf jeden Fall für nichts zu schade.

Wer mich vorab persönlich kennenlernen oder mir noch weitere Fragen stellen möchte, dem stelle ich mich auch gerne beim Heimspiel gegen Bielefeld zur Verfügung: Kurz nach Stadionöffnung werde ich hinter der Westkurve, an der FCK-Geschäftsstelle beim Infostand von "Wir sind Betze", für circa eine Stunde zum persönlichen Austausch bereitstehen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 03. Dezember 2017

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