Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC 0:0

Torlos, glanzlos, aber nicht ohne Spannung

Torlos, glanzlos, aber nicht ohne Spannung


1. FC Kaiserslautern gegen Karlsruher SC. Ein Duell, das auf den Rängen die Stimmbänder strapaziert und auf dem Platz die Rudelbildung pflegt. Natürlich muss auch die Polizei ran, wenn die blau-weißen Gelbfüßler sich über den Rhein hinweg Richtung rot-weiß-roten Westen bewegen. Doch der Fuhrpark der Grünen mitsamt Wasserwerfer – dieses mal ging es ohne Hubschrauber – war ähnlich nachhaltig, wie der einzige Torujubel des Tages, findet DBB-Autor Toco.

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Zwar hat man sich inzwischen an die bescheidenen Anstoßzeiten der zweiten Liga gewöhnt, doch für zahlreiche Fans der Roten Teufel begann der erste Adventssonntag noch früher als sonst. Mit einem Bannermarsch ging es kollektiv vom Stiftsplatz hinauf zum Fritz-Walter-Stadion. Flankiert von Pyrotechnik und lautem Gesang bahnten sich etwa tausend FCK-Fans den Weg quer durch die Innenstadt auf den Betze.

Zur Schalparade mit einem lauten "You‘ll never walk alone" standen dann alle an ihrem Platz und auch die Mannschaften marschierten pünktlich hinter dem Schiedsrichtergespann auf den Rasen. In der nun ebenfalls gefüllten Ostkurve stieg massig weißer Rauch auf, zusätzlich wurde eine Batterie von Feuerwerkskörpern gen Himmel abgefeuert. Die drei Punkte sucht der Anhang aus Baden, der mangels wehender Fahnen nicht einmal mit selbigen untergehen konnte, allerdings noch immer vergebens und auch die Zaunfahne mit der Aufschrift "Gegen Kollektivstrafen" werden die Karlsruher sicher bald wieder aufhängen dürfen.

Von Anpfiff an nahmen die Roten Teufel das Heft des Handelns in die Hand. Während es die Gäste aus Baden in einigen Situationen mit der leidenden Rolle seitwärts auf dem Rasen übertrieben, strebten die Männer in Rot in sehenswerten Spielzügen in Richtung Tor. Es blieb leider bei gefährlichen Hereingaben und erfolglosen Torschüssen. Das machte schon nach fünf Minuten Marcel Gaus deutlich klar, der von Phillipp Mwene hervorragend in Szene gesetzt wurde und dann vor dem leerstehenden Tor am Ball vorbei trat.

Mangelnder Zuschauerzuspruch und fehlende Tore

Einmal mehr zeigt sich, wie sehr die zweite Liga an die Substanz geht. Das traditionsreiche Duell des Vereins der Pfalz gegen die Badener lockte in seiner insgesamt 58. Auflage gerade mal 28.487 Zuschauer ins Stadion, darunter 2.500 gegnerische Fans (2015/16 waren es noch 30.839, inklusive 4.000 Karlsruher). Der Gästeblock blieb somit leerer als erwartet und auch optisch relativ blass. Wo schon um Meisterschaften oder Pokale gerungen wurde, wo die Westkurve anlässlich dieses Kräftemessens prächtige Choreos präsentierte, da fehlten am 14. Spieltag der Saison 2016/17 neben dem Zuschauerzuspruch der letzte Biss, das nötige Fortune und auch noch das eine Tor.

Dabei zappelte der Ball in der 62. Minute schon im Netz. FCK-Coach Tayfun Korkut hatte kurz davor seine bewährte Stammformation (bereits zum fünften mal ging die identische Startelf ins Spiel) aufgelöst und Jacques Zoua für Naser Aliji eingewechselt, und ausgerechnet dieser köpfte erfolgreich einen Stieber-Freistoß in die Maschen. Doch Schiedsrichter Günter Perl monierte per Pfeife den im Abseits befindlichen Osayamen Osawe und machte die Führung der Roten Teufel zunichte – eine sehr fragwürdige Entscheidung! Unzählige Becher Bier benetzten völlig umsonst die Westkurve, aber immerhin verschwand mit dieser Situation eine seltsame lähmende Lethargie bei den Fans der Roten Teufel. Bis dahin hielt sich auch die Stimmung leider in Grenzen. Zwei- oder dreimal schwappte ein Fangesang aus der Kurve Richtung Podest und zurück, die restliche Zeit verging mit etwas spielbezogener Unterstützung und meistens dirigiert vom Vorsänger. Auch mit den Fans auf der Südtribüne gab es am Anfang der Partie nur einen lauten Wechselgesang. Am lautesten wurde es in beiden Kurven, wenn gegen den Gegner gepöbelt wurde.

Unbeirrt, aber ohne Erfolg

Der unglückliche Abseitspfiff ließ die Mannschaft aus Kaiserslautern jedoch nicht verzweifeln. Mit einer Ausnahme hielten die Roten Teufel die Karlsruher anschließend vom eigenen Tor fern und bauten unbeirrt, wenn auch manchmal etwas unbeholfen, den Druck in Richtung Westkurve auf. Der erfolgreiche Abschluss sollte und wollte jedoch nicht mehr folgen.

Erneut gelang es den Roten Teufeln, im Heimspiel den Kasten sauber zu halten, zum fünften Mal in Folge (Vereinsrekord!). Die Belohnung auf der gegenüberliegenden Seite blieb aber leider aus. Die zweite Derby-Nullnummer auf dem Betze nach 2015/16, insgesamt sogar das dritte 0:0 in den letzten vier Duellen. Doch die Stabilität der Lautrer und die kommenden Gegner halten die Spannung aufrecht. Die vergebenen Siege gegen München und Karlsruhe können gegen St. Pauli und Aue zwar nicht nachgeholt, aber doch zumindest weniger schmerzlich gemacht werden. Mit acht Punkten hinter Platz 3 und sechs Punkten vor Platz 16 stehen die Roten Teufel momentan jenseits von Gut und Böse.

Meine Teufel des Tages: Keine Choreo in der West, aber ein Plakat der Teufelsbande in der Ostkurve. Die Marschrichtung stimmte auch dort: "Auf zum Derbysieg". 2017 holen die Roten Teufel das Ganze dann hoffentlich nach.

Was sonst noch auffiel: Vor dem Anpfiff erinnerte Stadionsprecher Horst Schömbs an Hans-Günter Neues, der nach schwerer Krankheit die Hölle Betzenberg gegen den Himmel tauschte. Die Schweigeminute gipfelte in einem lauten Applaus im Stadion für den Ex-Kapitän der Roten Teufel. Unvergessen, Hans-Günter.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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