Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FSV Frankfurt 1:1

Bad Dream Mama

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Mit einem 1:1 gegen den FSV Frankfurt im eigenen Stadion unterstreicht der 1. FC Kaiserslautern die Ambitionslosigkeit der Saison 2015/16. DBB-Autor Toco begibt sich auf die Spurensuche nach der Heimstärke, der Leidenschaft und dem offensiven Erfolg des Schattens einer Heimmannschaft.

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Das erste Heimspiel nach Paris und den feigen wie unsäglichen Anschlägen ebendort. Es waren aufmerksamere Kontrollen angekündigt. Dennoch ging es für die meisten Fans in gewohnter Geschwindigkeit hinein ins Stadion. Dabei muss man den Ordnern keinen Vorwurf machen. Die Nachfrage spielte hier den Ungeduldigen in die Karten. Leider. Trotz einer großzügigen Freikarten-Aktion für die Fanclubs taten sich große Lücken auf den Tribünen auf. Bei der Ostkurve ein inzwischen vertrautes Bild, aber auch in der Westkurve war selbst bei wärmeren Temperaturen der Kuschelfaktor schonmal höher. 26.501 Zuschauende vermeldete Stadionsprecher Horst Schömbs der Presse. Ralf Rangnick gefällt das. Selbst eine Dauerkarte lockt nicht mehr alle Fans auf den Betze hinauf.

Nach dem unerwarteten Sieg in Sachsen zwei Wochen zuvor blieb die Euphorie in Kaiserslautern also aus. Kein Wunder, denn mit dem FSV aus Frankfurt erklomm ein Tabellennachbar – das Meppen des neuen Jahrtausends – den Betzenberg, ca. 400 Fans hinter sich. Nur die Naivsten erwarteten hier ein Feuerwerk der Offensive. Der Großteil stellte sich auf ein zähes, unspektakuläres Zweitligamatch ein und tat gut daran. Das Spiel ließ es zu, dass man sich auf den Rängen in mehreren und mehrzeiligen Spruchbändern der kommenden Jahreshauptversammlung widmen konnte. Beispiel: „Unfähig um fristgerecht einzuladen! Dir sollen wir die Aufsichtspflicht übertragen? Rombach raus!“

Der Gegner vom Bornheimer Hang wurde seinen Erwartungen gerecht, stutzte den Roten Teufeln die ohnehin nicht vorhandenen Flügel (pun intended) und erschwerte das Spiel allein dadurch, dass man der Heimmannschaft im eigenen Stadion selbiges überließ. Natürlich schmerzte hier das Verletzungspech ungemein, denn das Offensivspiel des FCK fand kaum statt. In den lichten Momenten, die offensive Impulse andeuteten, stolperten die Männer in Rot den Pässen in die Tiefe hinterher oder wurden von den Hessen abgelaufen. Es war zum Verzweifeln. Der Sieg nach Elfmeter gegen Paderborn und das – wohlwollend formuliert – Festival gegen Düsseldorf bleiben weiterhin der Ausnahmefall nach nunmehr sieben absolvierten Heimspielen.

Coach Fünfstück wechselte Karl und Ring für Halfar (verletzt, möglicherweise länger) und Ziegler (Bank) in die Mannschaft. Nennenswerte Effekte blieben leider aus. Nach einer Phase des Abtastens beider Teams erspielte sich der FCK leichte Feldvorteile – vielleicht ließ der FSV diese aber auch nur zu, denn mit einem eiskalten Konter in er 34. Minute netzte Pires für die Hessen ein. Zwar kamen die Gäste vor dem Halbzeitpfiff noch mehrmals vor das Tor der Lautrer, blieben dabei aber harmlos.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit, die mit einer kleinen Choreo zu Ehren des Fritz-Walter-Stadions eingeläutet wurde, tauchte dann Löwe nach Zusammenspiel mit Przybylko im Strafraum der Frankfurter auf und passte in die Mitte. Mangels Knipser in Rot hielt FSV'ler Ballas seinen Fuß dazwischen und markiert zum Leidwesen seiner Mitspieler und sehr zur Freude des Lautrer Anhangs den Ausgleich im Fritz-Walter-Stadion. Doch das Momentum verlief sich in der Planlosigkeit der Roten Teufel. Keine Idee, keine Dominanz, keine Führung.

Am Ende rettete also ein erzwungenes Eigentor der Heimelf einen Punkt. In den letzten, etwas aufregenderen Minuten des Spiels hätten es drei, aber auch null Punkte werden können. Der eingewechselte Colak traf nur die Latte. Schiri Weiner notierte letztlich je einen Platzverweis für beide Mannschaften, aber keine Tore mehr. Am kommenden Freitag in Fürth teilt Markus Karl daher das Schicksal der weiterhin zahlreichen, reisefreudigen FCK-Fans und muss zuschauen. Nur noch 21 Punkte!

Mein Spieler des Spiels: Marius Müller. Einerseits bildet er verlässlich den Rückhalt einer unzuverlässigen Mannschaft, auf der anderen Seite mutiert er allmählich zum Running Gag oder zur Verlegenheitslösung für die Spielberichte auf dieser Seite. Seine Mitspielern möchte man auf den Weg geben, dass sie sich doch bitte einmal aussprechen, zusammenraufen, miteinander und nicht gegeneinander Spielen. Ideen der Kollegen mitdenken, statt sich von diesen überrumpeln zu lassen, das wäre doch mal was.

Was sonst noch auffiel: Ganz gleich ob Bahn oder Auto, die Fans aus der Vorderpfalz fuhren in ein Schneegebiet. Ende November kehrt allmählich der Winter ein. Allerdings gleicht sich das Klima der frostigen Atmosphäre auf den Rängen an und nicht umgekehrt. Das Auftauchen der Mannschaft vor der Westkurve: Formalität. Von beiden Seiten. Vielleicht steckt die Leidenschaft hinter einem der Türchen der Adventskalender?! Immerhin steht der „Betzember“ vor der Tür.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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