Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SC Paderborn 0:1

Bonjour tristesse

Bonjour tristesse


Da ist sie wieder, die Dezember-Depression beim 1. FC Kaiserslautern. Nach der dritten Niederlage in Folge - zuhause gegen den SC Paderborn - drohen die Roten Teufel erneut vor der Winterpause alle Hoffnungen auf den direkten Aufstieg zu verspielen.

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Welch ein Koloss: Das gigantische Fritz-Walter-Stadion, hoch oben thronend über der Barbarossastadt, mit einem Fassungsvermögen von fast 50.000 Zuschauern. Magische Stunden wurden hier erlebt, Fußballgeschichte wurde geschrieben. Vor allem Freitagabends erlebten die Fans große Spiele auf dem „Betze“.

Aber gegen den SC Paderborn ist an diesem 13. Dezember 2013 alles anders. Das Stadion ist mit offiziell 23.794 Zuschauern nichtmal zur Hälfte gefüllt, netto werden es wohl unter 20.000 gewesen sein, der Gästeblock ist quasi leer. Und der verbliebene Rest sieht einen absoluten Grottenkick, wo schon ein 0:0 zu wenig gewesen wäre - aber der Saarländer Johannes Wurtz zu allem Überfluss auch noch das 0:1 einschenkt. Bonjour tristesse.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Zu Ehren von Norbert Thines erstrahlte eine große Choreographie in der Westkurve, die Stationen aus dem FCK-Leben des Alt-Präsidenten zeigte und dessen Wirken mit nur 16 Worten eindrucksvoll beschrieb: „Dir geht es nie ums Geld - nur um die Menschen und den geilsten Club der Welt!“ Thines, der von der Aktion nichts wusste, zeigte sich sehr gerührt und fast sprachlos. Ein ausführlicherer Blick auf die Choreo folgt in den nächsten Tagen auf „Der Betze brennt“.

Der Abend hätte an dieser Stelle besser geendet, doch leider wurde noch Fußball gespielt. Im Rückblick fällt es schwer zu glauben, dass der FCK 16 zu 5 Torschüsse verbuchte und 67 zu 33 Prozent Ballbesitz. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass von den 16 Schüssen nur zwei tatsächlich auf das gegnerische Tor gingen (Paderborn ebenfalls zwei) und dass der Ballbesitz zu einem nicht geringen Teil aus Querpässen, Rückpässen und dem Spiel in der eigenen Hälfte bestand.

Paderborn spielte sein Spiel und igelte sich geschickt ein, und der FCK fand kein Mittel dagegen. Nicht nur die drei Niederlagen in Folge erinnern beängstigend an die Dezember-Depression aus dem vergangenen Jahr, sondern vor allem auch diese fehlende Kreativität beim Finden der Lücke. In der ersten Halbzeit gab es nur zwei interessante Minuten, als Mo Idrissou an die Latte (38.) und Karim Matmour neben das Tor köpften (39.). Und im zweiten Abschnitt sollte es noch schlimmer werden...

Ein Unentschieden wäre viel zu wenig, das wusste jeder nach den beiden jüngsten Niederlagen und der zwischenzeitlich eingeblendeten Führung von Spitzenreiter Köln gegen Dresden. Der FCK brauchte die Punkte, um den Anschluss an die direkten Aufstiegsplätze nicht zu verlieren. Aber was geschah? Nichts. Im Gegenteil! Frei nach dem Motto „Schlimmer geht immer“ war in der 73. Minute plötzlich Wurtz zur Stelle, der eine katastrophale Rückgabe von Matmour erlief und Tobias Sippel freistehend überwand - aus heiterem Himmel stand es plötzlich 0:1. Simon Zoller und Enis Alushi hatten noch die Chancen zum Ausgleich, aber SCP-Stürmer Saliou Sané hätte später auch noch das 0:2 erzielen können. So blieb es bei der ersten Niederlage überhaupt des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Paderborn.

Dementsprechend war auch die Stimmung im Fritz-Walter-Stadion, das sich in der Schlussphase immer weiter leerte. Bei der Verabschiedung der Mannschaft war sogar die Westkurve nur noch spärlich besetzt und die wenigen Verbliebenen pfiffen bitterlich. Nur bei den Gästefans herrschte gute Stimmung, wie eigentlich immer, wenn Paderborn auf den Betzenberg kommt - aber sie sind halt nur 50 Leute.

Der Relegationsplatz ist nach der dritten Niederlage in Folge futsch und der Kontakt zu den direkten Aufstiegsrängen droht bereits zur Winterpause abzureißen - die acht Punkte Rückstand auf Köln könnten aufgrund der individuellen Stärke der Rheinländer schon jetzt uneinholbar sein. Vor dem Jahresabschluss beim FC Ingolstadt (Montag, 23. Dezember) beginnt in der Pfalz nun einmal mehr die Ursachenforschung.

Im DBB-Forum hat ein Schreiber schon nach dem Düsseldorf-Spiel eine interessante Frage gestellt: Warum gewinnt der FCK unter Kosta Runjaic nie knapp, sondern entweder hoch - oder gar nicht? Fehlt „Coach Kosta“ der Plan B, wenn in einem engen Spiel die A-Lösung mal nicht funktioniert? Nach den bisher so positiven Eindrücken unter Runjaic kann man sich das eigentlich nicht so recht vorstellen. Sind dann etwa die Spieler doch zu schlecht? Dem könnte mit guten Transfers in der Winterpause entgegen gewirkt werden, aber das ging schon in den letzten beiden Jahren voll in die Hose. Den Verantwortlichen um Stefan Kuntz werden ordentlich die Köpfe rauchen, damit in Zukunft wieder wirklich große Spiele auf dem „Betze“ ausgetragen werden.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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