Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hertha BSC 0:2

Kein Spiel vorhanden

Nur 30.600 Zuschauer wollten das Bundesligaspiel zwischen dem 1.FC Kaiserslautern und der bis dato sieglosen Hertha aus Berlin sehen. Diese wurde ihrerseits von rund 1.000 Anhängern unterstützt, darunter auch eine dreistellige Anzahl KSC-Fans, die eine Fanfreundschaft mit den Herthanern verbindet. Sowohl Karlsruher als auch Berliner blieben allerdings während des gesamten Spiels eher unauffällig und erreichten nur selten eine Lautstärke, die bis in die Westkurve zu hören war. Selbige zeigte an diesem Tage das übliche rot-weisse Schal- und Fahnenmeer, wobei zahlreiche mittelgrosse Schwenkfahnen der "Generation Luzifer" das ohnehin schon gelungene Bild speziell in Block 8 nochmals verbesserten. Abgerundet wurde dies durch die hervorragende Stimmung, die vor Spielbeginn und in den ersten Minuten herrschte und selbst die Stadionsprecher zu einem mehrminütigen Schweigen zwang. Den Fans war nicht anzumerken, dass hier "Abstiegskampf pur" angesagt war, sie waren auf allen vier Tribünen des Stadions bereit ihren Anteil zum Sieg der Roten Teufel beizutragen - auch Teile der Ost-, Nord- und Südtribüne stimmten in die Gesänge der Westkurve ein. Und das alles trotz des schlechten Saisonstarts, das musste die Spieler doch motivieren und ihnen zeigen, dass die Fans trotz drei Heimniederlagen in vier Spielen (inkl. DFB-Pokal) voll hinter ihnen standen?!
Doch bereits nach 18 Minuten war die Herrlichkeit vorbei, als die Berliner nach einem zuvor offenen Schlagabtausch auf niedrigem Niveau das 0:1 erzielen konnten: Bill Tchato konnte Kovacs Kopfball erst hinter der Linie abwehren. Während die Gäste bei Kontern stets gefährlich blieben versuchten die Lautrer nun vorerst noch dagegen zu halten, doch letztendlich ging es mit dem Rückstand und ersten Pfiffen der enttäuschten Fans in die Halbzeitpause. Bis zu diesem Zeitpunkt versuchte die Mannschaft wenigstens ansatzweise dagegen zu halten und die Fans zeigten einen kritiklosen Support, versuchten die Spieler höchstens mit "Kämpfen Lautern Kämpfen" aus der Reserve zu locken. Beides sollte sich in der 2.Halbzeit ändern, die gleich mit dem 0:2 durch einen Alleingang von Herthas Müller begann. Ebenso wie die Spieler verweigerten die Fans nun die Leistung, wobei die Profis dafür bezahlt werden und die Anhänger selbst zahlen müssen...
Von der 2.Halbzeit gibt es ansonsten nichts mehr zu erzählen, da ein "Spielbericht" ja eigentlich über ein "Spiel berichten" sollte. Ein Spiel war aber zumindest von Lautrer Seite nicht mehr vorhanden. Da auch die Berliner nur noch das Ergebnis verwalteten und Herve Lembi, der diesmal einzige bundesligataugliche Spieler im FCK-Dress, einige Chancen bereits im Ansatz vereiteln konnte, sahen die Zuschauer nun ein lustloses Gekicke ohne jegliche Höhepunkte. Aus Berliner Sicht durchaus legitim war dies von FCK-Seite eine Frechheit und ein Schlag ins Gesicht für die eigenen Fans. Kein Kampf, keine Gegenwehr und keine einzige Torchance. Selten zuvor war es auf dem Betzenberg so offensichtlich, dass ein Spiel nicht mehr gedreht werden wird, weshalb auch viele Zuschauer vorzeitig das Stadion verliessen. Die übrigen Fans drehten ihre sehr gute Stimmung vom Spielbeginn in das Gegenteil um und blieben einfach still. Auch Pfiffe oder sonstige Unmutsäusserungen waren bis in die letzten Minuten kaum zu hören, nachdem die Fans in der Vorwoche von Trainer Jara und Vorstandsboss Jäggi heftig kritisiert wurden. Man solle seinen Ärger nach dem Spiel bekunden, aber während dem Spiel sollte dies doch ein Tabu sein, war eine der Kernaussagen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass in Lautern nach einer Niederlage die Stadionboxen extra laut aufgedreht werden und den Fans aufgrund lauter Musik garkeine Möglichkeit zu wirklicher Kritik gegeben wird. So trällerte auch diesmal Sekundenbruchteile nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichters "Always look on the bright side of life" aus den Lautsprechern.
Kurz vor Spielende hatten die Fans dann aber doch nochmals das Wort ergriffen und neben Pfiffen gegen die lustlose Leistung der Mannschaft hallten auch "Jara raus"-Rufe aus hunderten Kehlen und von allen Tribünen durch das Stadion. Nicht nur die Leistung der Spieler, auch die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Fünf Niederlagen in sieben Spielen, das gab es noch nie in der Bundesligageschichte des 1.FC Kaiserslautern. Davon drei Heimpleiten und dazu das Pokal-Aus zuhause gegen Schalke 04. 15 Gegentore bedeuten Bundesliga-Negativrekord. Wo bleibt die Trendwende am Betzenberg?!? Kurt Jara hat nun zwei Wochen Zeit, um für einen entsprechende Reaktion der Spieler beim kommenden Auswärtsspiel in Mönchengladbach zu sorgen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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