Spielbericht: VfL Wolfsburg - 1. FC Kaiserslautern 2:2

Der 1. FC Kaiserslautern steigt ab

Aus, Ende, Vorbei - dieser Spielbericht ist der bisher schwierigste, der in den letzten Jahren für „Der Betze brennt“ geschrieben wurde. Der 1. FC Kaiserslautern ist zum zweiten Mal aus der ersten Fußball-Bundesliga abgestiegen...

Bereits rund 350 Kilometer vor der Ankunft zum Abstiegsendspiel in Wolfsburg kam der erste Kloß im Hals: Es ging vorbei am Leverkusener Stadion, wo fast genau zehn Jahre zuvor der erste Abstieg besiegelt wurde. Ebenfalls in einem „Endspiel“, ebenfalls gegen einen Werksverein, ebenfalls mit einem Unentschieden. Die Mehrzahl der Lautrer Schlachtenbummler, unter anderem über 50 Fan-Busse, wählte allerdings die weiter östlich gelegene Route über Frankfurt und Kassel.

In Wolfsburg angekommen fanden sich dann trotz aller vorangegangenen Aussperrversuche der Gastgeber rund 8.000 FCK-Fans ein, hauptsächlich auf der Südtribüne. Da die Niedersachsen sich auch am Stadioneingang nicht sehr freundlich präsentierten, fanden leider nur einige rot-weiße Fähnchen ihren Weg in die Gästeblöcke, was die Lautrer Fans jedoch nicht daran hinderte, trotz der riesigen Anspannung für eine lautstarke Heimspielatmosphäre zu sorgen. Die Wolfsburger zeigten ihrerseits eine kleine Choreographie mit grünen Papptafeln in der Fankurve und Schwenkfahnen auf der Haupttribüne, die jedoch eher unter der Kategorie „peinlich“ zu verbuchen ist. Nicht ohne Grund wären fast alle Fußballfans froh gewesen, wenn der VfL der ersten Liga zukünftig erspart geblieben wäre.

Dann begann endlich das lange herbeigesehnte Abstiegsfinale, in dem die Roten Teufel nur durch einen Auswärtssieg den Klassenerhalt schaffen konnten. Und es lief zunächst auch sehr gut, trotz Wolfsburger Überlegenheit gelang es dem FCK, in Führung zu gehen. Nach 20 Minuten war es der scheidende Halil Altintop, der nach einem Doppelpass mit Daniel Halfar einnetzte und dem Verein mit dem Nichtabstieg sein persönliches Abschiedsgeschenk machen wollte. Überflüssig zu erwähnen, dass die Stimmung im Gästeblock nun geradezu explodierte. Jetzt hatten die Lautrer das Spiel im Griff und es ging mit der Führung in die Halbzeitpause. Über eine Stunde lang sah der FCK wie der strahlende Sieger aus, doch dann kam die plötzliche Wende. Zunächst vergab Altintop die Großchance zum 2:0, das wohl die Entscheidung gewesen wäre. Doch aus dem nun offenen Schlagabtausch ging der VfL Wolfsburg als Sieger hervor. Nach einem Einwurf auf Höhe des Strafraums verloren Marcello Pletsch (spielte für Fabian Schönheim), Matthieu Beda und Ingo Hertzsch nacheinander ihre Zweikämpfe und auch Torhüter Florian Fromlowitz konnte den Ausgleich durch den eingewechselten Makiadi nicht verhindern (66.). Nur drei Minuten später flossen dann die ersten Tränen bei den mitgereisten und zuhause gebliebenen FCK-Fans, erneut war es Makiadi, der gemeinsam mit dem Torschützen Klimowicz die Wolfsburger Führung herausspielte (!). Der Schock war riesengroß und es blieben nur noch gut 20 Minuten für die erforderlichen zwei Tore. Die größeren Chancen hatten jedoch die Wölfe, die nun natürlich nur noch auf Konter spielten und zwei Mal freistehend in Fromlowitz ihren Meister fanden, so dass das Spiel bis zum Schluss offen blieb. Als sich die Zuschauer dann trotzdem immer mehr mit dem Wolfsburger Klassenerhalt abfanden, gelang dem eingewechselten Marcel Ziemer immerhin noch der Ausgleich (86.). Doch alles Aufbäumen half nichts mehr, die Roten Teufel waren mit ihren Kräften am Ende und die Wolfsburger machten nun hinten dicht. Zu allem Überfluss wurde kurz vor Spielende auch noch FCK-Trainer Wolfgang Wolf vom leicht zum Heimschiessrichter tendierenden Wolfgang Stark auf die Tribüne geschickt. Wenige Sekunden später war der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern besiegelt.

Nach dem Abpfiff flossen dann sehr viele Tränen, sowohl bei einigen Spielern als auch bei zahlreichen FCK-Fans. Womit hat diese zuletzt aufopferungsvoll kämpfende, sympathisch-junge Mannschaft, die auch die Herzen der Fans wieder zurückerobern konnte, diesen bitteren Abstieg verdient? Warum darf stattdessen die seelenlose Legionärstruppe eines Werksvereins in der Bundesliga bleiben? Diese Fragen kann niemand beantworten. Am bitteren Gang in die zweite Liga tragen fast alle Beteiligten eine Mitschuld. Beispielsweise der „starke Mann“ im Verein, René C. Jäggi, der von seinen ebenfalls schuldigen Vorgängern ein Finanzchaos erbte. In seinen vier Jahren beim FCK schaffte der Schweizer nie eine sportliche Verbesserung, setzte auf die falschen Trainer, verweigerte die Verpflichtung eines kompetenten Sportmanagers und vergraulte viele Fans, indem er sie beispielsweise als „fremdenfeindlich“ beschimpfte - und auf die versprochenen Investoren wartet der Verein noch heute. Sportlich sorgte in dieser Saison insbesondere die verkorkste Hinrunde mit Ex-Trainer Michael Henke und den Anlaufschwierigkeiten des Rückkehrers Wolf für die fehlenden Punkte. Später ausgemusterte Spieler wie Ferydoon Zandi, Berkant Göktan oder Timo Wenzel holten nur drei Siege in den ersten 17 Spielen - ein Rückstand, dem der FCK bis zum Saisonende hinterherlief. Doch auch in der Rückrunde gab es viele Szenen, die im Gedächtnis bleiben: Auch Spieler, die meist zu den Leistungsträgern gehörten, haben ihren Anteil: Der zweitbeste FCK-Torschütze Boubacar Sanogo mit seiner vergebenen Großchance gegen Stuttgart, der ansonsten starke Junioren-Nationaltorhüter Florian Fromlowitz mit seinen Fehlern gegen Nürnberg und Frankfurt, sogar der „Spieler der Saison“ Halil Altintop, der in den letzten drei Spielen trotz guter Leistungen die Chancen zur jeweils vorentscheidenden 2:0-Führung ungenutzt ließ. Dazu kam Pech wie beim unglücklichen Ausgleichstreffer in der 93. Minute gegen Stuttgart oder die durch den Schiedsrichter geklauten Punkte im Auswärtsspiel beim MSV Duisburg - zwei Zähler, oder bei der Betrachtung von einzelnen Situationen auch nur ein Tor fehlten den Roten Teufeln am Ende zum Klassenerhalt. Als Hauptgründe für den Abstieg sind die sportlichen Fehleinkäufe der letzten Jahre, die katastrophale Hinrunde, die erschreckende Heimbilanz und die schlechteste FCK-Abwehr aller Zeiten (71 Gegentore) zu nennen.

Doch wie geht es weiter? Viele optimistische Fans sehen bereits eine Chance zur Gesundung nach dem Abstieg. Immerhin werden es weniger Pestbeulen sein, die am kranken Körper des FCK nagen. In der 2. Bundesliga werden wohl kein Marco Engelhardt und Ervin Skela, kein Lucien Mettomo und Carsten Jancker dem glorreichen FCK-Trikot Schande bereiten. Und auch der Abstiegspräsident Jäggi sollte zu seinem Wort stehen, und das Feld zum dringend erforderlichen Neuaufbau räumen. Zwölf Spieler, allen voran die jungen Hoffnungsträger, besitzen einen Vertrag für die zweite Liga, drei bis vier feste Zusagen neuer Spieler hatte Trainer Wolf zudem bereits vor einigen Tagen verkündet. In der nächsten Saison wird der FCK das Selbstvertrauen seiner Fans stärken, indem er in allen Belangen wieder eine der Top-Adressen der Liga sein wird - wenn auch nur im Unterhaus. Die Mannschaft wird noch einige Verstärkungen brauchen, doch verlassen werden den Verein nach derzeitigem Stand glücklicherweise in erster Linie Spieler, denen man keine Träne nachweinen muss. Wir haben gute, junge Spieler, um die uns viele Vereine beneiden. Wir haben einen Trainer mit Lautrer Herz. Wir haben Fans, die zu ihrem Verein stehen. Und wir haben gute Chancen auf den sofortigen Wiederaufstieg!

1996 endete die ruhmreiche Geschichte des 1. FC Kaiserslautern nicht mit dem Abstieg, sondern sie wurde fortgesetzt. Pokalsieg, Wiederaufstieg, Meisterschaft, Champions League und UEFA-Cup. So kometenhaft wie damals wird die Rückkehr des FCK diesmal nicht werden, aber eines ist gewiss: Nur ein Jahr, dann sind wir wieder da!!

Wir kommen wieder!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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