Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 4:5 n.E.

Der Fußball-Betrug des Jahres

Endlich ist das fußballerische Seuchenjahr 2005 vorbei! Zum Abschluss stand für den 1. FC Kaiserslautern allerdings noch ein sehr wichtiges Spiel an, das Rheinland-Pfalz-Duell im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den FSV Mainz 05 und die damit verbundene Revanche für die Niederlage im Bundesliga-Hinspiel.

36.689 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen, darunter 6.000 gekaufte Mainzer, deren Tickets subventioniert wurden und die zwei Sonderzüge von einem Vereinssponsor quasi geschenkt bekamen. Diese wurden am Fuße des Betzenbergs bereits von zahlreichen FCK-Fans und dutzenden Polizisten erwartet, ließen aber zunächst auf sich warten. Willkommen geheißen wurden sie mit qualmenden Rauchtöpfen und fliegenden Wasserbomben, kurz vor der verspäteten Ankunft der Sonderzüge wurde der wartende Mob aber von den teilweise sehr gereizten Polizisten zurückgedrängt. Die nun eintreffenden Mainzer wurden unter Schmähgesängen Richtung Gästeblock geleitet, das Prickeln eines Derbys lag somit bereits eine Stunde vor dem Spiel in der Luft.

Weiter ging es im Stadion, wo in der aus allen Nähten platzenden Westkurve zunächst die zweite von der "Generation Luzifer" organisierte Choreographie innerhalb von sieben Tagen folgte: Mit roten und weißen Zetteln wurde das FCK-Wappen eingerahmt und das passende Motto für den heutigen Tag und für die Zukunft ausgegeben - "Never surrender", niemals aufgeben! Zwar eine eher "einfache", aber dennoch erneut gelungene Choreo, deren Bild nur von einigen nimmermüden Fahnenschwenkern leicht getrübt wurde. Ein ganz anderes Bild wurde von den Mainzer Fans geboten, die zu ihrer bezahlten Auswärtsfahrt auch noch aufblasbare, hellblaue Trikot-Handschuhe ihres Sponsors erhielten. Dass solche Kommerzartikel in deutschen Fußballstadien verteilt werden, ist schlimm genug, dass manche Fans diese dankend annehmen ebenfalls. Dass diese Handschuhe mangels eigener Kreativität aber auch noch über die gesamte Spielzeit von tausenden Modefans benutzt werden - das gibt es wohl nur in Mainz, bei den spätestens nach dieser Aktion lächerlichsten Fans der Bundesliga-Geschichte.

Das live vom Mainzer Haussender ZDF übertragene Spiel konnte beginnen, und die Roten Teufel knüpften in Sachen Lauf- und Einsatzbereitschaft an die Leistung vom Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg an. In der ersten Halbzeit war der FCK die klar bessere Mannschaft und konnte durch einen Kopfballtreffer von Marco Engelhardt verdient in Führung gehen (29.). Die Stimmung auf beiden Seiten war gut, noch hitziger wurde es dann allerdings im zweiten Abschnitt, in dem die Mainzer durch da Silva zum Ausgleich (62.) und der damit verbundenen Verlängerung kamen. In dieser kam es nach der gelb-roten Karte für Ervin Skela zu einigen weiteren Chancen, die hochkarätigsten für den FCK vergaben kurz vor Spielende die eingewechselten Ferydoon Zandi und Daniel Halfar, deren Fernschüsse jeweils nur knapp am Tor vorbei gehen. Es folgte das Elfmeterschießen, in dem der 17-jährige Halfar mangels Mut seiner Mitspieler den sechsten und letztendlich entscheidenden Elfmeter schießen musste - er schoss neben das Tor, bevor kurz darauf Ruman mit einem frechen Lupfer für den nicht mehr für möglich gehaltenen Mainzer Sieg sorgte, hatte der FCK doch bereits mit 2:0 Elfmetertoren in Führung gelegen. Kopf hoch und kein Vorwurf, Daniel Halfar!

Alles bisher Geschriebene wurde an diesem Tag jedoch überschattet von der Unfairness der Mainzer Spieler und einem selten schlechten Schiedsrichter: Zunächst glänzten die 05er durch hollywoodreife Schauspieleinlagen, so folgte beispielsweise auf den sterbenden Schwan von da Silva in der Verlängerung die harte Ampelkarte für Lauterns Skela. Negativ fiel auch der Mainzer Keeper Wache auf, der sich beim Schiedsrichter über ein paar aus der Westkurve fliegende Papierkugeln beschwerte und damit seinen Anteil an der mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten Verlegung des Elfmeterschießens vor den Gästeblock gehabt haben dürfte. Der wahre Buhmann an diesem Tag war allerdings Schiedsrichter Michael Weiner aus dem niedersächsischen Giesen selbst, der eine Leistung bot, die manchen Fan im Jahr des Hoyzer-Skandals an der Rechtmäßigkeit dieses Pokalspiels zweifeln lässt. Zunächst quittierte er ein glasklares Handspiel von Friedrich im Mainzer Strafraum trotz energischen Protesten von FCK-Spielern und -Fans nicht mit dem fälligen Elfmeter, wenige Sekunden später entschied er nach einem völlig normalen Zweikampf in Strafraumnähe auf Freistoß für die Gäste - es folgte das Tor für Mainz, statt 2:0 für den FCK stand es dank des Schiedsrichters nun 1:1. Die absolute Krönung folgte dann allerdings im Elfmeterschießen, als das reguläre "Wembley-Tor" von Zandi, welches das vorentscheidende 3:0 bedeutet hätte, nicht anerkannt wurde. Der Linienrichter stand in dieser Situation fünf Meter neben dem Pfosten, Schiedsrichter Weiner konnte die Elfmetersituation ebenfalls genau einsehen... Wie kann eine solche, wohl einmalige Fehlentscheidung passieren? Sehschwäche, Unvermögen oder gar Absicht? Will der Deutsche Fußball-Bund seine Lieblingskinder aus Mainz etwa erneut unter dubiosen Umständen in den UEFA-Cup hieven? Für die Fair-Play-Wertung dürfte es nach den gestrigen Szenen während und nach dem Spiel jedenfalls nicht mehr reichen.

Das "Wembley-Tor von Kaiserslautern" stellt in Verbindung mit den anderen Fehlentscheidungen von Michael Weiner eine neue Dimension in der Benachteiligung einer Mannschaft durch Fehlentscheidungen des Schiedsrichters dar. Das der FCK nicht Liebling der Schiedsrichter und der Fußball-Mafia namens DFB ist, dürfte spätestens nach Oliver Neuvilles Handtor jedem bewusst sein. Doch nach dem inzwischen ausgeschiedenen Uwe Kemmling dürfte nun auch Michael Weiner vorerst kein FCK-Spiel mehr leiten. Abwarten, welcher Schiedsrichter für den nächsten Betrug am 1. FC Kaiserslautern verantwortlich ist...

Doch trotz dem verkorksten Jahresabschluss haben diese Vorkommnisse auch etwas Gutes: Die FCK-Familie wird wieder enger zusammen rücken und mit den dringend notwenigen Neuverpflichtungen gestärkt aus der Winterpause hervorgehen. Sei es im Abstiegskampf, beim Bundesliga-Rückspiel an Fastnacht in Mainz oder im Fanblock der deutschen Fußballstadien. Das vor dem Spiel ausgegebene Motto trifft mehr denn je auf den 1. FC Kaiserslautern und seine Fans zu: Never surrender - Niemals aufgeben!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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