Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg 1:3

Ende oder Neubeginn?

Das Vorgeplänkel: Zum Kellerduell gegen den 1. FC Nürnberg fanden sich 29.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion ein, darunter etwa 1.500 Franken. Die überwiegende Mehrheit der Zuschauer unterdrückte ihren Missmut über die Vorfälle in den letzten Wochen, Monaten und Jahren und entschloss sich zu voller Unterstützung für die Mannschaft, frei nach dem alten FCK-Motto "Jetzt erst recht!" - einen entsprechenden Aufruf gab es auch von der Fan-Initiative "Stimmung Westkurve" per Flyer und Lautsprecherdurchsage.

Zu Spielbeginn zeigten beide Fangruppierungen Schwenkfahnen und Doppelhalter, wobei vor allem die vielen Fahnen in der Westkurve überzeugen konnten, die Nürnberger präsentierten zudem ein Spruchband mit der Aufforderung "Gebt alles" am Zaun. In der Anfangsphase wurde dann auch sowohl in der mittlerweile fast fertigen Westkurve als auch im Gästeblock ordentlich supportet, bis die ersten zwei Aufreger in dem insgesamt eher ruhigen Spiel folgten: Zunächst die Gästeführung durch einen Wahnsinns-Freistoß von Banovic (17.) und postwendend der Ausgleich durch den engagierten Stefan Blank (18.). Die folgenden 60 Spielminuten wurden dem Duell "Vorletzter gegen Letzter" vollkommen gerecht - was die Fans jedoch nicht vom Feiern abhielt - so dass erst die Schlussphase wieder interessante Szenen bot. Mit einem Doppelschlag durch Müller (78.) und den eingewechselten Saenko (81.) konnten sich die Nürnberger den verdienten Auswärtssieg sichern und den Roten Teufeln die rote Laterne übergeben. Die folgenden Proteste der FCK-Fans waren sehr unterschiedlich und doch einheitlich: Man machte seiner Wut und Enttäuschung Luft. Von allen Tribünen flogen Trinkbecher, Sitzkissen, FCK-Schals (!) und andere Gegenstände auf den Rasen, was Schiedsrichter Weiner sogar mit dem Gedanken an einen Spielabbruch liebäugeln ließ. Andere Fans verließen das Stadion frühzeitig, pfiffen die letzten Minuten beinahe durchgehend, weinten, schwiegen oder sangen sich ihren Frust von der Seele ("Wir ham die Schnauze voll", "Jäggi raus", "Wir sind Lautrer und Ihr nicht", ...).

Das Nachspiel: Ähnlich wie beim letzten Heimspiel der vergangenen Saison machte sich nach dem Spiel eine alles andere als gut gelaunte Menge an FCK-Fans auf den Weg zum Spielerausgang, wo jedoch das Eingangstor bereits vorsorglich verschlossen wurde. Nach einigem Einsatz der zu diesem Zeitpunkt bereits dreistelligen Anzahl treuer und tief verletzter Fans konnte das Tor dann doch geöffnet werden, was jedoch sehr unschöne Szenen zur Folge hatte: Mit Gummiknüppeln und Pfefferspray wurde der lautstarke Mob von der Polizei zurück getrieben und das Eingangstor erneut verschlossen. Wütende Protestgesänge waren die Folge, von den Spielern und Verantwortlichen ließ sich dennoch niemand blicken. Irgendwie beides verständlich, sowohl die Reaktion der Fans als auch die der Spieler...

Die Konsequenzen: Während der Blockade am Spielerausgang machten dann erste Gerüchte die Runde, wonach Trainer Michael Henke und der Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi entlassen bzw. zurückgetreten seien, was sich später auch halbwegs bewahrheitete. Dies konnte die meisten Fans allerdings nur geringfügig beruhigen - die Proteste gingen zunächst weiter, lösten sich nach einiger Zeit dann aber doch auf, nachdem klar war, dass sich nichts neues mehr ergeben würde.

Die Hoffnung: Der 1. FC Kaiserslautern hat die vermutlich größten Fanproteste seiner Vereinsgeschichte erlebt. Die Gründe dafür sollten erheblich zu Denken geben, und haben nun zu der vielleicht besten Entscheidung für den FCK geführt: Jäggi steht vor seinem Rücktritt als Vorstand und in den nächsten Tagen wird ein neuer Trainer präsentiert werden. Zudem wird auf der Mitgliederversammlung am 14. Dezember ein neuer Aufsichtsrat gewählt, womit der längst nötigen Runderneuerung auf dem Betzenberg nichts mehr im Wege steht (Hoffentlich nicht mit Schaumschlägern wie Mario Basler, sondern mit erfolgreichen FCK-Größen wie Karl-Heinz Feldkamp, Klaus Toppmöller oder Stefan Kuntz; Anm. d. Verf.). Weg von dem ewigen Gegeneinander in der Ära Jäggi, hin zu einem neuen Wir-Gefühl! Der FCK war immer stark, wenn alle zusammen gehalten haben, vom Vorstandsvorsitzenden über Trainer und Mannschaft bis zum Fan mit Dauerkarte. Noch ist nichts verloren, die Zeit für einen Neuanfang und den Aufbruch in bessere Zeiten ist gekommen!

JETZT ERST RECHT!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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