Kummt Senf druff

Über sieben Trainer musst Du gehen...

Über sieben Trainer musst Du gehen...


„Über sieben Trainer musst Du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen...“, heißt es in Anlehnung an den (fast) gleichnamigen Schlager von Karat in einem Fansong über den FC St. Pauli aus dem Jahre 1998. Nach dem überaus gelungenen Start in die Saison 2009/10 sieht es nun so aus, als ob man aus diesem Lied der Combo „Scream Team“ einige Parallelen zum 1. FC Kaiserslautern ziehen kann. Und natürlich Hoffnung. Hoffnung auf den Aufstieg im Sommer 2010!

Manchmal war ich schon um 12 um 10 am Stadion
Manchmal hat St. Pauli der Betze trotzdem dann verlor'n
Manchmal spielten wir gegen Dortmund und Co.
Manchmal aber auch gegen Gütersloh gegen RWO

Bittere Zeiten mussten die FCK-Fans nach den erfolgreichen 1990er Jahren erleben. Im Sommer 2002, vier Jahre nach der Meisterschaft, gerade mal ein Jahr nach dem Erreichen des Halbfinals im UEFA-Cup begann eine Odysee, die den Verein nach ewig lang scheinendem Abstiegskampf in die Niederungen der 2. Bundesliga führte. Der sofortige Wiederaufstieg war das Ziel, doch es kam noch viel schlimmer: Die Erben der Waltermannschaft standen plötzlich mit anderthalb Beinen in der dritten Liga, der glorreiche Traditionsverein aus der Pfalz vor dem vielleicht endgültigen Aus. Biss zeigte der „FC Chaos Lautern“ nur noch hinter den Kulissen, wenn es um Machtspiele in Vereinsführung oder Mannschaft ging, nicht jedoch auf dem Platz. Die sportlichen Gegner hießen in dieser Zeit längst nicht mehr Hamburg, Stuttgart und Bayern. Sondern Paderborn, Wehen-Wiesbaden und Ingolstadt.

Manchmal denk ich mir gehört die Welt
Wenn für St. Pauli den Betze ein Auswärtstor fällt
Manchmal flossen auch schon viele Tränen
Doch ich werde immer zu dir stehen

Natürlich gab es zwischendurch, in den sieben langen Jahren seit 2002, auch immer mal wieder Hoffnung. Da war das Erreichen des DFB-Pokalfinals 2003 mit Trainer Erik Gerets, das verbunden mit einer starken Rückrunde noch auf einen einmaligen Ausrutscher in Sachen Abstiegskampf hoffen ließ. 2005 schnupperten die Roten Teufel unter Kurt Jara kurzzeitig an der Qualifikation zum UI-Cup, starteten wenige Monate später mit Michael Henke erfolgreich in die neue Saison. Und auch nach dem tränenreichen Abstieg 2006 spielte man unter Wolfgang Wolf lange um den sofortigen Wiederaufstieg mit. Selbst in der dunkelsten Stunde des Vereins wurde mit Trainer Milan Sasic neue Hoffnung geschöpft und im Sog des „Herzblut-Wunders“ die Tabellenspitze der 2. Bundesliga geentert. Und doch folgten immer wieder Rückschläge, immer neue Niederlagen und Tränen - und immer wieder stand eine ganze Fußballregion auf, hielt den Verein am leben und glaubte an die Wiederkehr besserer Zeiten. Getreu dem Motto: „Der FCK wird niemals untergeh'n, darauf stimmen alle ein!“

Manchmal steht ein Modefan neben mir
Manchmal frag ich ihn: „Was willst Du eigentlich hier?“
Manchmal lebte ich von Spiel zu Spiel
Manchmal war für mich der Weg das Ziel

FCK-Fan zu sein war in diesem Jahrzehnt nicht oft einfach, und doch kamen trotz Zuschauerrückgang immer neue Anhänger nach. Darunter waren auch einige Modefans, angezogen vom Fußballboom der WM 2006 oder durch Lautrer Teenieschwärme aus der eigenen Nachwuchsabteilung. Sie kamen und gingen, manche blieben auch und verstanden das, was diesen Verein ausmacht wie kaum einen anderen: Wir sind der FCK! Trotz aller Rückschläge, trotz aller Niederlagen, wir kommen immer wieder! Der Weg ist das Ziel...

Manchmal schwor ich mir nie wieder hinzugehen
Jedes Mal aufs Neue den Kick sich anzusehen
Manchmal hats geklappt, doch ich bleib dabei:
St. Pauli dem Betze bleib ich wohl immer treu!

Wer hat von seinem Stadionnachbar noch nie einen Satz gehört wie: „Jets isses genuuch, ee fer allemol, isch geh nimmi enuff“? Wer hat, wenn er ehrlich ist, nicht selbst schon einmal ähnliche Gedanken gehabt? Selbst der härteste Allesfahrer dürfte schon mal vor der Absage des nächsten Auswärtsspiels gestanden haben, weil er einfach nur die Schnauze voll hatte. Das viele diese Drohungen wahr gemacht haben, zeigt nicht nur der Rückgang der verkauften Dauerkarten von 33.000 auf bis zu 14.000 in nicht einmal acht Jahren. Doch viele kamen wieder zurück, spätestens zum dramatischen Herzblut-Finale 2008, das den FCK endgültig „unzerstörbar“ machte. Und viele weitere werden noch zurück kommen. Denn seinem Verein, jedenfalls wenn es der Betze ist, bleibt man immer treu! Kein echter Fan käme auf die Idee, nach Hoffenheim oder Mainz abzuwandern, selbst wenn er den FCK vielleicht einige Jahre nur per Zeitung und TV verfolgt.

Über sieben Trainer musst Du gehen
Sieben dunkle Jahre überstehen
Sieben mal Absteiger und ganz klein
Aber einmal Deutscher Meister sein!

Seit dem Abgang von Trainerlegende Otto Rehhagel, der bis dato letzten sportlich großen Ära des 1. FC Kaiserslautern, ist eine lange Zeit vergangen. Nachdem das Erbe Rehhagels noch zwei Jahre lang mehr oder weniger erfolgreich verwaltet wurde, ging es dann seit der Saison 2002/03 rasant abwärts mit stolzen Verein von Deutschlands höchstem Fußballberg. Sieben Jahre, meist geprägt vom Abstiegskampf, vom Stadionverkauf, von entlassenen Trainern und Chaos in der Vereinsführung. Sieben dunkle Jahre seit dem Tod Fritz Walters...

Über sieben Trainer musst Du gehen - der überforderte Andreas Brehme, der knorrige Erik Gerets, der Fan-Hasser Kurt Jara, der ewige „Co“ Michael Henke, der Lautrer Bub und Häuslebauer Wolfgang Wolf, der Trainerlehrling Kjetil Rekdal und der strenge Kroate Milan Sasic. Keiner der Übungsleiter nach Otto Rehhagel brachte dem FCK Erfolg, der FCK brachte keinem dieser Trainer Glück. Ob sich das unter Marco Kurz, der zwar nicht ablehnend, nach den vielen schlechten Erfahrungen aber auch doch eher zurückhaltend empfangen wurde, anders wird? Ob der ruhmreiche FCK endlich in die erste Liga zurückkehrt? Das kann auch nach bisher zehn sehr erfolgreichen Spielen in Liga und Pokal noch niemand voraussehen.

Doch auch ohne sieben mal abgestiegen zu sein und auch wenn die von vielen Vereinen herbeigesehnten Meisterschaften in Kaiserslautern längst gefeiert wurden - wenn jemand abergläubisch sein darf, dann ja wohl Fußballer. Und erst recht die leidgeprüften Anhänger des FCK. Wenn die vom „Scream Team“ eigentlich für den FC St. Pauli ausgegebene Losung so gut auf die Roten Teufel zu übertragen ist und dann fürs nächste Jahr auch noch der schon seit den 1990ern in Fußballstadien gesungene Schlachtruf „2010, ihr werdet es schon seh'n...“ aktuell wird - dann kann es für die Fans und ihren 1. FC Kaiserslautern eigentlich nur eine Prognose geben:

Mer kummen widder!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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