Kummt Senf druff

Vier Wochen vor der Mitgliederversammlung

Vier Wochen vor der Mitgliederversammlung


Mitte November 2007: Länderspielpause. Zeit, um etwas Luft zu holen in der Fußball-Pfalz, nach zuletzt turbulenten Wochen. Bald könnte sich die Lage jedoch wieder zuspitzen, denn in einem Monat findet die Mitgliederversammlung beim 1. FC Kaiserslautern statt. Mittlerweile hat sich eine sogenannte Opposition unter Führung von Kurt Steinbrecher (63) geoutet, deren genaue Besetzung aber noch nicht bekannt gegeben wurde. Neben Steinbrecher und Co. finden hinter den Kulissen noch zahlreiche weitere Treffen von Leuten statt, denen der FCK sehr am Herzen liegt und die bereit sind, sich im Sinne des Vereins zu engagieren.

Wie kann man also den derzeitigen Zustand des FCK am treffendsten beschreiben? Sportlich befindet man sich mit dem derzeitigen Tabellenplatz 15 bereits seit Wochen auf einem Abstiegsplatz in der zweiten. Liga. Dass der Trainer dennoch nicht ernsthaft zur Debatte steht, ist erstaunlich, aber auch nachvollziehbar. Kjetil Rekdal wird ein gutes, abwechslungsreiches Trainingsprogramm attestiert sowie ein akribisches Arbeiten mit den vielen jungen Spielern. Andererseits wird hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen, dass einige Spieler den Norweger nicht mehr ernst nehmen würden und dass dieser dem Vorstand sogar seinen Rücktritt angeboten habe. Durch den kurzfristig eingesprungenen und mit allen Vollmachten im sportlichen Bereich ausgestatteten Klaus Toppmöller wird Rekdal jedenfalls gestützt. Trotzdem muss nun dringend gepunktet werden, da ansonsten bis Weihnachten ein fast schon aussichtsloser Rückstand zum rettenden Ufer droht. Hoffen wir, dass die Truppe den spielerischen Aufwärtstrend des Gastspiels in Aachen in den verbleibenden vier Spielen bis zur Winterpause nachhaltig bestätigen kann.

Und Leute, bitte unterstützt unsere Jungs in diesen Spielen nach Kräften! Bisher wurden rund 32.000 Tickets fürs Mainz-Spiel abgesetzt, aber auch das Spiel gegen Jena ist von enormer Wichtigkeit. Kauft Karten, kommt zum Betze und unterstützt die Truppe auch auswärts. Für das Spiel zum Vorrundenabschluss in Köln gibt es noch reichlich Karten, wenn auch nicht für den Stehplatzbereich. Lediglich die Begegnung beim FC St. Pauli ist bereits seit Wochen ausverkauft. Und vielleicht entscheidet sich ja auch noch der ein oder andere für den Kauf einer Rückrundendauerkarte?

Finanziell sieht es beim FCK offenbar, wie so oft in den vergangenen Jahren, nicht besonders gut aus. Derzeit liegt man deutlich unter dem kalkulierten Zuschauerschnitt von 28.000 im Ligabetrieb und im DFB-Pokal schied man vorzeitig aus. Vorstandsvorsitzender Erwin Göbel räumte im persönlichen Gespräch mit mehreren Mitarbeitern von „Der Betze brennt“ am 17. Oktober 2007 ein mögliches, neues Minus „im Bereich von 500.000 bis 700.000 Euro“ bis zum Saisonende ein, falls die Zuschauerkalkulation von 28.000 pro Begegnung nicht erreicht werden könne. Die erhofften, zusätzlichen Einnahmen durch neue Sponsoren stagnieren offenbar ebenfalls. Jedenfalls hört man nichts Konkretes von den oft zitierten potenziellen neuen und größeren Sponsoren - nur Gerüchte, wie fast jedes Jahr vor der Mitgliederversammlung.

Vielleicht öffnet der Name Toppmöller hier aber noch die eine oder andere Tür? Geld für dringend benötigte, frische Offensivkräfte in der Winterpause scheint aus heutiger Sicht jedoch wohl eher nur über private Geldgeber kommen zu können. Jedenfalls konnte Erwin Göbel im „Flutlicht“-Interview vom 11. Oktober 2007 auch keine schlüssige Antwort auf die Frage des Moderators Döring geben, wo denn noch Geld herkommen solle. Der Vorstand insgesamt erweckt nicht unbedingt den Eindruck, als wenn man tatsächlich die dringend notwendige Aufbruchstimmung erzeugen könne, die nötig wäre, um dem FCK langfristig wieder eine goldene Zukunft zu ermöglichen. Man hätte diesen TV-Auftritt nach dem sehr ordentlichen Aachen-Spiel unter dem Eindruck der Toppmöller-Verpflichtung durchaus auch für einen flammenden Appell nutzen können, um den FCK zu unterstützen. Sowohl an die Fans gerichtet, die zuletzt nicht mehr so zahlreich ins Stadion kamen wie gewohnt, als auch an mögliche Geldgeber. Diese Chance blieb ungenutzt. Lediglich Toppmöller selbst agiert hier in der Öffentlichkeit offensiver. Doch selbst wenn der Klassenerhalt in dieser Saison noch erreicht werden sollte, was noch schwierig genug werden könnte, könnte „Toppi“ im Sommer wieder weg sein. Dies deutete er jedenfalls in mehreren Interviews an, er wolle „bis zum Saisonende kostenlos mithelfen“. Geht dann beim FCK alles so weiter wie bisher? Mit den gleichen Personen in Vorstand und Aufsichtsrat? Diese Perspektive reicht vielen FCK-Fans und Vereinsmitgliedern schlicht und einfach nicht aus.

Hier bietet die Mitgliederversammlung eine gute Möglichkeit, um konkrete Fragen zur Situation des FCK zu stellen und bei nicht befriedigenden Antworten durch Nichtentlastung von Vorstand oder Aufsichtsrat seine Unzufriedenheit mit den handelnden Personen zu äußern.

Viele wollen dies tun. Andere tendieren dazu, lieber nichts zu unternehmen, um nicht noch mehr Unruhe in den Verein zu bringen. Beide Gesichtspunkte sind nachvollziehbar, wenn man aber auf die Gesamtsituation des Vereins inklusive der sportlichen und finanziellen Lage sowie der Außendarstellung des Vereins schaut, verbietet sich ein „Weiter so wie bisher“ fast von selbst. Und dies trotz möglicher neuer, kurzfristiger Unruhe, denn man muss gerade in einer Krisensituation die Weichen für eine DAUERHAFT bessere Zukunft stellen. Nur mit einem neuen „Wir-Gefühl“, das den 1. FC Kaiserslautern über Jahrzehnte auszeichnete, wird es eine echte Chance auf langfristig bessere Zeiten rund um den Betzenberg geben. Und dafür müssen neben Klaus Toppmöller, der kurzfristige Hilfe anbot, auf Dauer weitere Leute, die den FCK wirklich in ihrem Herzen tragen, in die Verantwortung kommen und helfen dürfen.

Und zwar solche, die es auch gewohnt sind, wirklich anzupacken. Und die gibt es. Wie etwa Altpräsident Norbert Thines, der eine Aktion starten will, um ehemalige FCK-Helden zumindest in ehrenamtlicher Funktion wieder näher an den Verein zu bringen. Um dadurch die Identifikation mit dem Verein wieder zu stärken. Zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen folgen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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