Kummt Senf druff

Kehrt die Gewalt in den Stadien wirklich zurück?

Am Wochenende ging ein Aufschrei durch Fußball-Deutschland: „Schwere Krawalle“ überschatten die Partien in den unteren Ligen. Insgesamt gab es in drei Städten über 80 Verletzte, mehr als 40 Personen wurden festgenommen. Es stellt sich die Frage, ob diese Vorfälle einen tatsächlichen Anstieg der Gewalt bedeuten oder „nur“ im besonderen Fokus der Öffentlichkeit stehen und somit einen verzerrten Eindruck erwecken.

In Augsburg wurden nach offiziellen Angaben 21 Personen festgenommen und 56 verletzt - die 56 Fußballfans sind durch Pfefferspray der Polizei verletzt worden. Auslöser der Tumulte war das „Rütteln am Zaun“, der sich danach leicht aus der Verankerung löste. Was geschieht? Es wird wahllos mit Pfefferspray in die Menge gesprüht und erreicht genau das, was nicht passieren sollte, eine Eskalation der Situation. Eine Sachbeschädigung wird zum unverhältnismäßigen Polizeieinsatz. (Quelle: http://tinyurl.com/y9bawh).

Diese kontraproduktive Vorgehensweise ist höchst problematisch - im Zweifel ganze Gruppen kollektiv zu beschuldigen und zu bestrafen, anstatt sich die Mühe zu machen, Täter mit Beweisen zu überführen und individuell angemessen zu reagieren. So kommt es vor, dass Stadionverbote oder Festnahmen auf Grund von Vergehen einzelner gegen ganze Gruppen, Busbesatzungen oder Sonderzüge ausgesprochen werden. Es mehren sich die Berichte, dass willkürlich ganze Fangruppen von der Polizei kollektiv eingekesselt und dann im schlimmsten Falle für das ganze Spiel festgehalten werden. So geschehen ebenfalls am Wochenende in Augsburg, als in einem Bus eine Scheibe zugegebenermaßen bewusst kaputt geschlagen wurde, nicht aber die Täter festgenommen wurden, sondern alle 70 Insassen als Straftäter behandelt wurden. Ist es nicht die logische Konsequenz, dass sich die willkürlich Behandelten ohne kritische Selbstreflexion pauschal gegen Polizei und Ordner richten? Besser wäre es sich die Mühe zu machen, die Täter mit Beweisen individuell angemessen zu überführen.

Organisationen wie B.A.F.F. (http://www.aktive-fans.de) fordern schon seit Jahren ein Umdenken bei den Sicherheitsorganen sowie den Sicherheitsverantwortlichen der Vereine. Wichtige Punkte sind die vom DFB und dem damaligen Innenminister Schily versprochene Schaffung einer Ombudsstelle, ein Anhörungsrecht des/der Betroffenen unter Einbeziehung seines/ihres Fanprojektes vor (!) dem möglichen Aussprechen eines Stadionverbotes sowie die ausdrückliche Stärkung von aktiven (Ultra-)Fangruppen, die Einfluss auf ihre Szenen haben und dort gewissermaßen Meinungsbilder sind.

Solange unangepasste aber dennoch friedliche Fußballfans als Sicherheitsrisiko angesehen werden, die Freiräume der Fans immer mehr beschnitten werden (Zaunfahnen, Doppelhalter etc. nicht erlaubt), so lange Stadionverbote willkürlich verteilt werden und Ungerechtigkeit ermöglicht wird, so lange wird es solche Vorfälle immer geben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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