Kummt Senf druff

David gegen Goliath, oder: Wie ärgere ich einen etablierten Verein?

Jahr für Jahr kommt es im DFB-Pokal zu der Konstellation David gegen Goliath. Wenn die kleinen Amateur-Vereine die vermeintlich großen Profi-Mannschaften zu Gast haben wartet eigentlich jeder auf eine Überraschung. Ganze Regionen fiebern mit den Kleinen, hoffen auf das Fußball-Wunder. Es mag in der menschlichen Natur liegen, dass man sich über die Niederlagen der Großen freut - solange es nicht der eigene Verein ist, der sich da bis auf die Knochen blamiert.

Bleiben die Überraschungen aus, dann war es eine Pflichtaufgabe, die souverän gelöst wurde. Und wenn's auch noch ein hoher Erfolg war, dann war das ein Sieg, der wichtig für das Selbstvertrauen war. Der Pokal erschafft Helden - und Deppen. Schließlich hat er ja sogar seine eigenen Gesetze, irgendwie will jedes Team unbedingt nach Berlin. Ich könnte noch mindestens drei Absätze lang Weisheiten und Plattitüden rund um den DFB Pokal loswerden, aber da diese jeder von uns kennt erspare ich Euch und mir die Arbeit.

Unser 1. FC Kaiserslautern musste bekanntermaßen beim 1. FC Gera 03 antreten. Ein Fünftligist - also eine glasklare Sache für den Absteiger - so der einhellige Tenor in sämtlichen Gazetten. Trainer Wolfgang Wolf verzichtete trotzdem auf Experimente und schickte die derzeit stärkste Elf auf den Platz. Was bei FCK-Spielen scheinbar langsam zur Gewohnheit wird: Das Spiel begann mit einer 15minütigen Verspätung, zu viele Zuschauer wollen das Spiel sehen. Letztendlich waren es mehr als 5.000 Fans, darunter etwa 700 FCK-Fans die diese Partie im Stadionrund verfolgten. Schön zu sehen, dass die Roten Teufel auch als Zweitligist noch so viele Zuschauer anziehen.

Zum Spiel ist eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Abtasten, spielerische Überlegenheit, mangelhafte Chancenverwertung wie bereits in den vorhergegangenen Spielen, dann endlich in der 33. Minuten das 1:0 durch einen Freistoss von Azar Karadas. Gera sicher in der Abwehr, aber auch im Angriff mit einigen Chancen, allerdings bestimmte der FCK ganz klar das Spielgeschehen. Das 2:0 durch Hajnal war dann auch bereits der Endstand, mit angezogener Handbremse wurde das Spiel zu Ende gebracht.

Wie soll man das jetzt einordnen? Pflichtsieg ok, aber „nur“ zwei Tore gegen einen Fünftligisten? „Das ist doch blamabel“, „so steigen die in 100 Jahren nicht auf“, „die Mannschaft ist doch einfach Schrott“, „das sind doch alles Söldner, denen der FCK am Arsch vorbeigeht...“ - ich höre schon jetzt die Stimmen der ewigen Nörgler und Schwarzseher. Meiner bescheidenen Meinung nach ist es wichtig, dass das junge Team sich einspielen kann, immer besser zusammen findet - und dafür war am Samstag genau der richtige Tag: Training unter Wettkampfbedingungen eben. Wenn die nötige Ruhe im Umfeld des Teams herrscht und auch seitens der Fans kein unnötiger Druck aufgebaut wird, wächst da etwas Großes. Wir wissen alle, um groß zu werden, um zu wachsen braucht man einige Zeit - lassen wir sie den Jungs!

Auf die zu Beginn bereits angesprochenen Pokalsensationen brauchte man auch in dieser ersten Runde nicht zu warten. Dass es gleich fünf Bundesligisten erwischen würde, damit war allerdings nicht zu rechnen. Die größte Überraschung schaffte wohl der FK Pirmasens, wo der Ex-Torwart der Lautrer Amateure, Reiner Schwartz, im Elfmeterschießen zum Held des Tages wurde. Was meinem FCK-Herzen besonders gut getan hat, war hingegen das Ausscheiden der Mainzer in Saarbrücken. Es scheint doch einen Fußball-Gott zu geben, es gibt doch noch Gerechtigkeit - so wie Leverkusen in 100 Jahren nicht Deutscher Meister wird.

Den Fehlgriff des Wochenendes machte St. Paulis Ersatzkeeper Borger, der in der 105. Minute besser seine rechte Hand in der Hosentasche gelassen hätte. Die schwachen Bayern brauchten sein Eigentor um am Millerntor zu gewinnen - zu Recht sangen die Pauli-Fans „Und ihr wollt Deutscher Meister sein?“ Das Gesicht des allseits geliebten Bayern-Managers Uli H. nach diesem Eigentor war eigentlich eine Einladung. Nur schade, dass man ihm nicht sofort dieses unsägliche Grinsen aus dem Gesicht wischen konnte.

Für die Auslosung am kommenden Samstag haben die FCK-Fans verschiedene Wünsche: Ein echtes Pfälzer Derby gegen den FK Pirmasens, der lange nicht da gewesene Südwest-Kracher beim 1. FC Saarbrücken oder vielleicht eine kleine Revanche zuhause gegen den VfL Wolfsburg. Aber leider ist die Pokalauslosung kein Wunschkonzert - wir müssen mit dem leben, was die „Glücksfee“ ziehen wird. Hoffen wir also auf Losglück und auf ein Derby oder aber ein Heimspiel uffm Betze!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Betzel

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