Saisonrückblick 2015/16, Teil 2

Die Rückrunde: Horror-Serie und Blick in die Zukunft

Die Rückrunde: Horror-Serie und Blick in die Zukunft


Teil 2 unseres Saisonrückblicks: Stabilisieren konnte sich der 1. FC Kaiserslautern auch in der Rückrunde nicht mehr – kurzzeitig drohte sogar der Abstiegskampf. Abseits des Sportlichen begann währenddessen ein neues Kapitel: Stefan Kuntz nahm seinen Hut.

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Der Spielplan sah vor, dass noch vor dem Jahreswechsel die ersten beiden Begegnungen der Rückrunde ausgetragen wurden. So stieg die Heimpartie gegen den MSV Duisburg schon Mitte Dezember. Am Abend zuvor waren die FCK-Mitglieder allerdings zunächst zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Wie erwartet entlud sich der aufgestaute Ärger, auch bedingt von einer Dynamik, die aus den leeren Versprechungen und Ignoranz auf dem Podium, dort wo Vorstand und Aufsichtsrat saßen, entstanden war.

Am Ende des Tages trat der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach zurück, weil ihm die Entlastung versagt wurde. Während Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt weiterhin die soliden Finanzen beteuerten, bekam das "System Kuntz" tiefe Risse, die – wie sich im Januar zeigen sollte – nicht mehr zu kitten waren. Der Aufsichtsrat wurde fortan von Nikolai Riesenkampff geführt, Jürgen Kind rückte für Rombach in das Gremium nach.

Während die intensiven Debatten das rot-weiße Umfeld auch noch am nächsten Tag beschäftigten, siegte der FCK glanzlos, aber souverän mit 2:0 gegen Schlusslicht MSV Duisburg. Lange musste man sich gedulden, doch schließlich erfüllte sich Maurice Deville mit seinem ersten Treffer vor heimischer Kulisse einen Traum, ehe Mateusz Klich in der 94. Minute den Endstand herstellte. Wenige Tage vor Weihnachten gastierte der Lautrer Tross in Braunschweig zum Abschluss des Jahres 2015. Deutlich unterlegen sicherte Antonio Colak seiner Mannschaft wenigstens einen Punkt. Die Roten Teufel überwinterten bis Februar auf dem 8. Rang.

Die Ära Kuntz endet nach acht Jahren

Im Januar sorgte vor allem der zutage tretende Dissens zwischen Stefan Kuntz und dem Aufsichtsrat für Schlagzeilen. Während der Vorstandsvorsitzende der Mannschaft des hoffnungsvollen Trainers Konrad Fünfstück frisches Blut zuführen wollte (im Gespräch waren Emanuel Pogatetz und Osayamen Osawe als Neuzugänge), verweigerte das Kontrollgremium mit Verweis auf die klamme Vereinskasse etwaige Transfers. Kuntz – Widerspruch in seiner Ära nicht gewohnt – zog die Konsequenzen und kündigte seinen Rückzug zum Saisonende an. Der wurde dann tatsächlich schon Anfang April vollzogen, als Marketingvorstand Thomas Gries gemeinsam mit Grünewalt-Nachfolger Michael Klatt das neue Vorstandsgespann komplettierte. Die Wochen zwischen Januar und April waren dabei von großer Nervosität und Sticheleien im Umfeld geprägt, doch der Aufsichtsrat blieb cool und hielt eisern an seiner Devise fest: „Wir suchen nicht die schnellste, sondern die beste Lösung für den FCK.“ Die Ära Kuntz endete schließlich nach fast auf den Tag genau acht Jahren, der neue Finanzvorstand Klatt legte wenig später die wirtschaftliche Lage des Vereins deutlich angespannter als seine Vorgänger offen.

Im Februar eröffnete der 1. FC Kaiserslautern das Betze-Jahr mit dem Heimspiel gegen Union Berlin. Nach einer Winter-Vorbereitung, in der der FCK in den Testspielen kein Gegentor kassiert hatte, wuchs der Optimismus zum Pausenpfiff weiter an. Schließlich führte Lautern mit 2:0. Doch statt eines souveränen Siegs vergeigte die Elf von Konrad Fünfstück den Vorsprung und musste sich aufgrund eines Treffer von Berlins Bobby Wood kurz vor Schluss mit einem Punkt zufrieden geben.

Am folgenden Spieltag allerdings machten es die Männer in Rot besser: Vier Tore beim kriselnden Effenberg-Klub Paderborn bedeuteten den höchstens Saisonsieg. Ein Doppelpack von Stipe Vucur, zwei Tore von Ruben Jenssen und Klich, sowie ein bärenstarker Marius Müller sicherten den 4:0-Erfolg in Ostwestfalen. Doch wie so oft in der Saison: Die gute Leistung konnten die Roten Teufel nicht bestätigen. Am nächsten Spieltag drehte der FCK zwar einen 0:1-Rückstand gegen Heidenheim. Doch wie schon gegen Berlin kassierten sie kurz vor Schluss den Nackenschlag: In der 90. Minute traf Robert Leipertz zum 2:2-Ausgleich.

Niederlagenserie: Fünf Stück in Folge

Es folgte der Beginn einer echten Horror-Serie: Zum Auftakt der englischen Woche unterlag der FCK bei herrlichem Winterwetter 0:2 beim SC Freiburg. Wieder waren es zwei individuelle Fehler, die dem FCK die Punkte kosteten. Die englische Woche ließ kaum Zeit zur Aufarbeitung. Nur wenige Tage gastierte 1860 München auf dem Betzenberg – und gewann sein erstes Auswärtsspiel der Saison. Fast schon trotzig fiel die Analyse vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg, wieder nur wenige Tage später, aus. Der FCK war zwar kämpferischer und zielstrebiger – doch am Ende stand nach einem späten Treffer der Franken die dritte Pleite in Folge. Während der Club von der Rückkehr ins Oberhaus träumte und sein Team feierte, herrschte auf Pfälzer Seite graue Tristesse.

Der Druck auf Fünfstück wuchs indes und wurde auch nicht kleiner, als der FCK vor heimischer Kulisse 0:2 gegen Bochum (zweimal Terodde) verlor. Plötzlich war die Partie beim Kellerkind Düsseldorf ein Endspiel. Viel wurde geredet, beschworen und beteuert. Doch für den FCK setzte es die fünfte Pleite in Folge. 3:4 unterlagen die Pfälzer der Fortuna, gingen schon nach einer Minute in Rückstand und leisteten sich haarsträubende Fehler. Fünfstücks Entlassung galt als gesichert. Doch am Ende, vielleicht auch aus Mangel an Alternativen, auf jeden Fall aber als letzte Amtshandlung von Stefan Kuntz, durfte der 35-Jährige weitermachen.

Die nun aber wirklich letzte Bewährungschance nutzte er nach der folgenden Länderspielpause. Nur noch Sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone hatten die Lautrer und um nicht schlimmer in den Abstiegssog zu geraten, musste ein Sieg gegen den SV Sandhausen her. Zwar schoss sich der FCK den Frust nicht von der Seele, konnte nach einer einigermaßen anständigen Leistung aber wenigstens über einen 2:0-Sieg jubeln.

Die Roten Teufel schaffen im Endspurt die Wende

Eine Woche später bestätigten die Lautrer den soliden Auftritt im dennoch müden Derby gegen den KSC (0:0) und auch beim 1:0-Auswärtssieg in Bielefeld kassierten sie keinen Gegentreffer. Den mussten die Roten Teufel im emotionalen Heimspiel gegen Rasenballsport Leipzig zwar nach knapp einer Stunde hinnehmen, doch der Ausgleich durch Kacper Przybylko sieben Minuten vor Schluss sorgte immerhin für eine riesengroße Genugtuung auf Seiten der Betze-Fans. Somit bleibt der FCK die einzige Zweitligamannschaft ohne Niederlage gegen Leipzig. Für mehr (vor allem medialen) Gesprächsstoff sorgte allerdings der wenig freundliche Empfang von Willi Orban, dem die FCK-Fans den Wechsel ausgerechnet zum verhassten Dosenklub nicht verziehen haben.

Noch drei Spieltage vor der Brust nahm sich der FCK vor, wenigstens noch einen einigermaßen versöhnlichen Saisonabschluss zu schaffen und bestenfalls Eintracht Braunschweig zu überholen, um im TV-Geld-Ranking nicht Einbußen von gut einer halben Million hinnehmen zu müssen. Es folgte ein überzeugender Auftritt beim FSV Frankfurt, bei dem vor allem der eingewechselte Antonio Colak mit einem Doppelpack maßgeblich zum erleichtert gefeierten 4:1-Sieg beitrug. Eine Woche später schlug der FCK zum Heimspielabschluss die SpVgg Fürth mit 3:1. Braunschweig schnappten sich die Roten Teufel trotzdem nicht. Denn zum Abschluss der Saison – und nach zwei überzeugenden Siegen typisch für diese Spielzeit – wurden sie vom FC St. Pauli mit 2:5 abgewatscht.

Was bleibt am Ende einer wieder einmal enttäuschenden und außerdem äußerst unruhigen Saison? Tabellenplatz 10 und 45 Punkte auf dem Konto – und die Erkenntnis, dass die nächste Spielzeit hoffentlich entspannter im Umfeld und erfolgreicher auf dem Rasen verläuft.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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