Spielbericht: FSV Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern 1:4

Die greifbare Erleichterung

Die greifbare Erleichterung


Fans und Mannschaft des FCK feierten noch minutenlang gemeinsam. Die Erleichterung und Freude, endlich mal wieder einen unbeschwerten Sieg feiern zu können, war greifbar. Zum Matchwinner beim 4:1 in in Frankfurt avancierte ein schon fast vergessener Stürmer.

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Die Gelbe Karte war ihm egal. Es musste runter, das verdammte Ding musste jetzt runter. Antonio Colak hatte eben das hochverdiente 2:1 für den 1. FC Kaiserslautern erzielt und drehte wild jubelnd ab, da riss er sich das rote Trikot vom Leib und präsentierte seinen nackten Oberkörper. „Ich gehe ja nicht umsonst in den Kraftraum“, sagte der Torschütze später breit grinsend. Sein Treffer in der 79. Minute eröffnete einen furiosen Schlussspurt des FCK, der nach einem weiteren Colak-Treffer im Debüt-Tor von Sascha Mockenhaupt zum 4:1 seinen Höhepunkt fand.

Gut 3.500 Fans hatten die Roten Teufel an den Bornheimer Hang begleitet. Das Auswärtsspiel beim „kleinen“ Frankfurter Klub gehörte in den letzten Jahren zu den Lieblingszielen der FCK-Anhänger. Dass es in dieser Saison keine 8.000 wie in der Spielzeit davor waren, liegt sicher in der sportlichen Situation begründet. Trotzdem: Der rot-weiße Anhang machte das Duell mal wieder zu einem Heimspiel.

Auch vom frühen Gegentreffer der Frankfurter – Ruben Jenssen konnte Frankfurts Zlatko Dedic nicht entscheidend beim Kopfball stören – ließen sich die Lautrer Fans nicht abhalten und pushten ihr Team nach vorne. Die Spieler dankten es ihnen mit dem 1:1 in der 24. Minute. Der Treffer von Alexander Ring konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Roten Teufel einmal mehr eine schwache Leistung boten. Kaum Ideen nach vorne und mal wieder einige Abstimmungsfehler.

Entsprechend deutlich fiel das Halbzeitfazit aus, wie einige Spieler nach dem Abpfiff berichteten. „Dann ist es wohl laut geworden“, meinte Konrad Fünfstück schmunzelnd, der tatsächlich mit dem ersten Durchgang überhaupt nicht zufrieden war und schon nach wenigen Minuten die komplette Ersatzbank zum Aufwärmen geschickt hatte.

Für mehr offensive Power schickte der Coach in der zweiten Halbzeit erst Lukas Görtler und dann Edeljoker Kacper Przybylko auf das Feld, der zuletzt in Bielefeld und Leipzig nach seiner Einwechslung mit jeweils einem Tor geglänzt hatte. Doch diesmal war dem Angreifer das Glück nicht hold. Ganz im Gegenteil: Nach einem Sprint humpelte „Prtische“ vom Feld und deutete sofort eine Auswechslung an. „Es liegt ein kleiner Schatten über dem Sieg“, sagte Fünfstück nach der Partie mit Blick auf die Verletzung, deren genaue Diagnose bald folgen soll.

Doch wie es im Leben so ist: Das Pech des einen ist das Glück des anderen. Während sich Przybylko gestützt auf zwei Betreuer Richtung Kabine schleppte, machte sich Antonio Colak zur Einwechslung bereit. Ausgerechnet der Leihstürmer von Hoffenheim, den man eigentlich schon gedanklich abgeschrieben hatte, avancierte mit zwei Treffern zum Matchwinner.

Im Gästeblock steigerte sich die über das ganze Spiel ohnehin gute Stimmung nun in ungeahnte Höhen und als am Ende Colak und Mockenhaupt den Deckel drauf machten, vernahm man sogar einen seit gefühlten Ewigkeiten schon nicht mehr gehörten Gesang aus der Lautrer Ecke: „Oooh wie ist das schööön“ schallte es den Spielern entgegen, als sie sich Richtung Hintertor-Tribüne aufmachten. Die große Party fand erst mit dem eingetrommelten „Eff! Zeeh! Kaa!“ ihr Ende.

Auf der Gegenseite war da schon längst ein Mix aus Schockstarre, Wut und Resignation eingetreten. Trotz starker Anfangsphase war der FSV am Ende völlig auseinandergefallen – was sich natürlich auf den Rängen bemerkbar machte. Einige Fans hatten das Stadion schon nach dem 1:3 verlassen, andere blieben und machten ihrem Ärger Luft. Allerdings enttäuschte die Atmosphäre des Heimbereichs über die ganze Partie hinweg. Kaum mal ein Schlachtruf drang wirklich über das Feld, passend zur sportlichen Situation des blau-schwarzen Traditionsklubs.

Dem FCK kann das egal sein, schließlich richtet sich der Fokus nun auf die noch zwei ausstehenden Partien gegen Fürth und bei St. Pauli. „In Hamburg, das ist noch einmal ein geiles Spiel“, sagte Colak, der sich natürlich noch etwas Einsatzzeit erhofft. Den oberkörperfreien Jubel kann er mit Blick auf die Kartenstatistik dann wieder anbringen: „Ich habe ja noch zwei Gelbe Karten offen“, sagte er lachend.

Mein Spieler des Spiels: Natürlich kann es hier nur einen geben: Antonio Colak, der die Woche sogar mit seinem Kumpel Zlatan Alomerovic Extraschichten geschoben hatte. „Wir sind diese Woche morgens auf den Betze hochgefahren und haben zusammen Abschlüsse geübt“, erklärte er.

Was sonst noch auffiel: Mateusz Klich in der Fortounis-Falle! Letzten Montag präsentierte sich der Pole nach seiner Hereinnahme sehr stark. Die Startelf-Chance gegen Frankfurt ließ er wieder ungenutzt. Unauffällig, ja bisweilen sogar etwas lustlos präsentierte sich der Mittelfeldmann, der zu einem echten Leistungsträger werden könnte, fände er endlich Konstanz.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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