Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Union Berlin 2:2

Der Betze flackert

Der Betze flackert


Er hatte durchaus seine schönen Momente, dieser Freitagabend auf dem Betzenberg. Was fehlte, war das Happy End – wieder einmal. Der FCK zeigte gegen Union Berlin eindrucksvoll, warum er mitten im Umbruch steckt.

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Vom Skandalverband DFB dürfte es dafür wieder eine Geldstrafe geben, aber zunächst einmal war es ein wunderbares Bild in der Westkurve: Tausende Wunderkerzen erleuchteten den Einmarsch der Gladiatoren in die Arena. Das Symbol dahinter war klar: Die „Bastion Betzenberg“ soll nach den vielen Enttäuschungen der letzten Monate wiederbelebt werden. Die drei Punkte sollen heute im Fritz-Walter-Stadion bleiben, beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Union Berlin.

Für diese Mission hatte FCK-Trainer Konrad Fünfstück seine Mannschaft umgestellt und damit zunächst ein glückliches Händchen bewiesen: Als Außenverteidiger liefen überraschend die eigentlich im Mittelfeld gesetzten Marcel Gaus und Jean Zimmer auf. Und im Angriff rackerten Neuzugang Jon Dadi Bödvarsson und Kacper Przybylko um jeden Meter. Bödvarsson zeigte ein gutes Debüt, suchte mehrfach auch den Kontakt zum Publikum, und setzte mit seinen Teamkollegen die gegnerische Abwehr ein ums andere Mal unter Druck.

Der Mann der ersten Halbzeit war allerdings Flügelflitzer Zimmer, der in der Winterpause fast zum VfB Stuttgart gewechselt wäre – man mag sich den Verlauf des Union-Spiels ohne Zimmer lieber nicht vorstellen. Der 22-jährige glänzte als Vorbereiter: Gleich zwei Mal sprintete der „Kraftwürfel“ (Rheinpfalz) über das halbe Spielfeld und legte zunächst Ruben Jenssen zum 1:0 (34., eigentlich knapp Abseits) und dann Marcel Gaus zum 2:0 (40.) auf. Die beiden Außenverteidiger hatten viel Zeit für solche Ausflüge nach vorne, weil von Union in die andere Richtung nicht viel kam.

Prächtige Stimmung herrschte zu diesem Zeitpunkt im mäßig gefüllten Fritz-Walter-Stadion (offiziell 23.829 Zuschauer, darunter 800 tapfer singende Unioner). Und die Roten Teufel zeigten nach trägem Beginn auch wirklich gefälligen Fußball. Kurz nach dem Wiederanpfiff hätte Gaus fast für die Vorentscheidung gesorgt, scheiterte mit einem strammen Schuss jedoch an der Latte, weitere Gelegenheiten vergaben Przybylko und der eingewechselte Maurice Deville.

Zwei Auswechslungen als Wendepunkt des Spiels

Der FCK hatte den Gegner absolut im Griff, eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen. Aber ging es doch. Nachdem die aufopferungsvoll rackernden, jedoch ganz vorne glücklosen Angreifer Przybylko und Bödvarsson erschöpft ausgewechselt werden mussten, ging es für den FCK bergab. Die bis dahin schwachen Gäste konnten sich aus der Umklammerung befreien und den Roten Teufeln schlotterten von Minute zu Minute immer mehr die Knie – erst recht nach dem 1:2-Anschlusstreffer von Fabian Schönheim, der beim Eckball völlig unbedrängt einköpfen konnte (76.).

75 Minuten Führung und am Ende doch Frust, dafür sorgte letztendlich Bobby Wood, der ausgerechnet den in dieser Saison so starken Marius Müller düpierte und zum Verlierer des Tages machte. Beim Ausgleichstreffer durch den US-Amerikaner präsentierte der FCK-Schlussmann das kurze Eck quasi mit einem Geschenkschleifchen und so stand es plötzlich 2:2 (86.). Aber zuvor, auch das gehört zur Geschichte dieses Gegentores, tanzte sich Wood wie zwischen Slalomstangen durch die Lautrer Defensive (Karl, Ring, Zimmer, Vucur) – die halbe Mannschaft hatte in diesem spielentscheidenden Moment gepennt, so lässt sich kein Tor verhindern.

Somit blieb am Ende nach der kurzzeitigen Hoffnungsphase doch wieder nur Enttäuschung für Spieler und Fans. Pfiffe nach dem Schlusspfiff waren die Folge, unter die sich aber nach und nach auch aufmunternder Applaus mischte. Ausgerechnet die noch vor dem Spiel gepriesenen Schwerpunkte der Vorbereitung – Fitness und Abwehrstärke – erwiesen sich in der Schlussphase als Schwachpunkte. Vor allem aber scheiterten die Roten Teufel an ihren schwachen Nerven.

Als FCK-Fan muss man sich auf eine harte Restsaison einstellen, die wie schon die Hinrunde wohl einige Aufs und Abs mit sich bringen wird. Das Auftaktspiel gegen Union Berlin steht dabei symptomatisch für den Umbruch, in dem sich der gesamte Verein gerade befindet. Es war nicht alles schlecht, aber zu wenig gut. Der Betze brennt zurzeit nicht, aber er flackert noch.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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