Spielbericht: SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern 0:4

Balsam für die geschundene FCK-Seele

Balsam für die geschundene FCK-Seele


Auswärtsfahrten nach Paderborn gelten nicht gerade als das Highlight einer Saison - aber sie können sich trotzdem lohnen. In Ostwestfalen setzen die Roten Teufel einen Befreiungsschlag: Seht her, wir können's doch!

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„Kühe! Schweine! Paderborn!“ An diesen Slogan mag manch ein Anhänger des 1. FC Kaiserslautern gedacht haben, als er vor der Planung für das Auswärtsspiel beim SC Paderborn stand. Der eigene Verein im Niemandsland der Tabelle, eine ungemütliche Auswärtsfahrt zu einem unattraktiven Gegner, dazu der Urlaubstage fressende Spieltermin am Freitagabend. Da wird sich manch einer zwei Mal überlegt haben, ob das wirklich sein muss. Für diejenigen, die die Strapazen auf sich nahmen, lohnte sich der Ausflug nach Ostwestfalen dann aber umso mehr.

Letztendlich fanden sich rund 1.000 rot-weiße Schlachtenbummler im verkleinerten Gästeblock der Paderborner Arena ein, bei 9.653 Zuschauern insgesamt. Der harte Kern zeigte sich gut aufgelegt und stimmgewaltig, schon ehe der Torreigen auf dem Rasen einsetzte. Per Spruchband wurde außerdem gegen das unsportliche Sportgericht des DFB protestiert („Sanktioniert lieber eure korrupten Funktionäre – Gegen den DFB-Strafen-Irrsinn!“), während der fußballerisch gebeutelte Anhang des SCP seine Mannschaft mit einer kleinen Choreographie zum Befreiungsschlag antreiben wollte ("Mit Leidenschaft und Kampf zurück zu altem Glanz").

Sportlich herrschte beim FCK die ganze Woche noch Frust über den fahrlässig verspielten Heimsieg gegen Berlin, nach dem sich die Mannschaft eine Trotzreaktion für Paderborn vorgenommen hatte – so weit, so normal. Dass der Plan diesmal aufging, lag vor allem an einer geschlossen starken Mannschaftsleistung und einem bärenstarken Rückhalt im Tor (siehe „Spieler des Spiels“).

Verdienter Lohn: „Wir haben oft genug Scheiße gefressen“

Zunächst aber hatten die Lautrer Glück, dass SCP-Angreifer Nicklas Helenius in der Anfangsphase nur den Pfosten traf. Gegenüber der Rheinpfalz fasste Marius Müller diesen für den Spielverlauf vielleicht entscheidenden Moment in Worte: „Bei dieser Szene hatten wir Riesenschwein. Aber wir haben uns dieses Glück auch erarbeitet. Wir haben oft genug Scheiße gefressen, jetzt sind wir endlich auch mal belohnt worden.“ Denn nach dem Glücksmoment zeigten sich die Roten Teufel eiskalt: Stipe Vucur (22.) und Ruben Jenssen (35.) sorgten für eine beruhigende 2:0-Führung und bestraften jene Unachtsamkeiten in der gegnerischen Abwehr, die auf der anderen Seite ungenutzt blieben.

Die Pause wurde mit dem kultigen Halbzeit-Song überbrückt, ehe kurz darauf gewissermaßen die Vorentscheidung folgte: Marius Müller signalisierte Moritz Stoppelkamp und Nicklas Helenius in der 50. Minute, dass das FCK-Tor heute zugenagelt ist. Die Psyche der Paderborner wurde in dieser Szene endgültig gebrochen, während die Lautrer munter weiter kombinierten und durch Mateusz Klich (56.) und Stipe Vucur (77.) mit 4:0 den höchsten FCK-Sieg der bisherigen Saison eintüteten. Eine starke Leistung!

„Ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt geh'n“

Im Gästeblock wurden nun neben neueren Fangesängen auch einige Klassiker ausgepackt, so dass die Paderborner Fans mit einem gepflegten „Ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt geh'n“ vorzeitig ihre Tribünenplätze verließen. Zumindest über Nacht ist der FCK vom 10. auf den 6. Tabellenplatz gesprungen und hätten die Roten Teufel nicht vor einer Woche den Dreier gegen Union so fahrlässig verspielt... aber lassen wir das. In der Auswärtstabelle steht der FCK schon auf einem Aufstiegsplatz und nächste Woche gilt es gegen den 1. FC Heidenheim, auch in der Heimtabelle endlich nach oben zu klettern. Der Sieg in Paderborn gibt dafür das nötige Selbstvertrauen!

Mein Spieler des Spiels: Marius Müller musste nach seinen Patzern letzte Woche berechtigte, aber auch übertriebene Kritik einstecken. In Paderborn zeigte er die Reaktion eines Champions und hielt grandios – Müllers Leistung wurde in der DBB-Spielerbenotung mit der Durchschnittsnote 1,3 honoriert, der zweitbeste Wert überhaupt in dieser Saison. Aber auch Stipe Vucur und Ruben Jenssen zeigten eine starke Leistung. Für ein wenig Verwunderung sorgte FCK-Trainer Konrad Fünfstück, als er nach dem Spiel ganz besonders die Leistung von Markus Karl hervorhob – doch auch der oft gescholtene Team-Oldie trug seinen Teil zum deutlichen Sieg bei.

Was sonst noch auffiel: Eigentlich könnte es einem als FCK-Fan ja egal sein, wie der SC Paderborn die Saison abschließt. Aber als der ganze Gästeblock im Siegestaumel inbrünstig „Effe raus“ skandierte, wurde doch mal wieder sprichwörtlich klar: Schadenfreude ist die schönste Freude. Auch die Paderborner Fans zeigten sich humorvoll mit ihrem Ballermann-Cover „Aber scheiß' drauf, Heimsieg ist nur einmal im Jahr“.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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