Saisonrückblick 2014/15, Teil 1

Die Hinrunde: Zuhause stark, auswärts schwach

Die Hinrunde: Zuhause stark, auswärts schwach


Vorbei ist die Saison 2014/15, die der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal in Folge mit der goldenen Ananas abschließt. Im traditionellen Saisonrückblick auf Der Betze brennt widmen wir uns zuerst der Hinrunde, die von der überzeugenden Heimstärke, nur einem Liga-Auswärtssieg und einem echten Aufreger auf den Tribünen geprägt war.

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Grundlegendes hatte man auf dem Betzenberg verändert und damit die Konsequenzen aus der vorangegangenen Saison gezogen: Statt wie zuvor auf ein Ensemble egoistischer oder gescheiterter Alt-Profis zu setzen, verschrieb sich der FCK einer neuen Philosophie, die sich vor allem auf junge und talentierte Spieler fokussieren sollte. Eine hungrige Mannschaft hatte die nicht gerade leichte Aufgabe, den Traditionsklub aus der Pfalz sportlich wie emotional wieder auf Kurs zu bringen – auch wenn der Aufstieg zunächst explizit nicht zum Saisonziel erklärt wurde.

Es hätte wohl keinen besseren Start für diese Saison geben können, als jene Partie am 1. Spieltag im Fritz-Walter-Stadion. Von einem „Abend wie in alten Zeiten“, schrieb die Saarbrücker Zeitung. Die Frankfurter Rundschau erlebte gar eine Inszenierung „die irgendwann einmal im 'Betze'-Museum ausgestellt werden könnte.“ Mit einem lauten Knall stürzten sich die Roten Teufel und ihr Anhang in die neue Spielzeit, auch wenn zunächst alles gegen den FCK lief: Tobias Sippel flog (unberechtigt) vom Platz, zur Halbzeit führten die Gäste von 1860 München mit 2:0 und als nach dem Seitenwechsel Karim Matmour freistehend den Ball am leeren Tor vorbeischoss, da wuchs bei manch einem auf den Tribünen die Angst vor einer echten Horrorsaison. Doch es folgte eine magische Aufholjagd: Durch zwei Tore von Srdjan Lakic und den wenige Sekunden nach seiner Einwechslung erzielten Treffer von Neuverpflichtung Philipp Hofmann drehten die Teufel das Spiel in Unterzahl und sackten die ersten drei Punkte der Saison ein. Der emotionale Startschuss für eine überzeugende Serie nicht verlorener Spiele im Fritz-Walter-Stadion.

Dem Urknall folgt die Ernüchterung in der Fremde

Der Heimstärke stand allerdings – und das zeigte sich schon in den zwei folgenden Spielen – eine Auswärtsschwäche gegenüber, die sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit ziehen sollte. Dem ersten unerwarteten Punktverlust in Sandhausen (1:1) folgte eine echte Zitterpartie im Pokal: Beim Drittligisten Wehen Wiesbaden konnten sich die Roten Teufel erst im Elfmeterschießen und dank Tobias Sippel durchsetzen. Die kleineren Bedenken-Wölkchen wurden allerdings schon bald durch den 2:1-Heimsieg am 3. Spieltag gegen Absteiger Eintracht Braunschweig vertrieben. Wieder einmal drehten die orange-roten Teufel einen Rückstand durch Tore von Srdjan Lakic und Karim Matmour. Begleitet wurde das Spiel von einer imposanten Choreographie in der Westkurve zu Ehren der fünf Lautrer WM-Helden von 1954 – und dem Abschied von Kapitän Marc Torrejon, der sich in die Bundesliga zum SC Freiburg verabschieden sollte.

Die große Frage in der folgenden Tagen bis zum Auswärtsspiel gegen den VfR Aalen lautet nun: Wer wird den sympathischen Spanier ersetzen können? Die Antwort: Willi Orban, der fortan mit Dominique Heintz das Innenverteidiger-Duo beim FCK bildete und durch überzeugende Leistungen schnell alle Skeptiker verstummen ließ. Am ärgerlichen Spielausgang auf der Ostalb hatten die beiden Jungnationalspieler ohnehin keine Schuld. 2:1 führte der FCK, ehe den Schwaben kurz vor Schluss ein lächerlicher Elfmeter zugesprochen wurde. Endstand: 2:2 und wieder kein Auswärtssieg.

Es folgte ein verdienter 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt, bevor die fränkische Auswärtswoche auf den 1. FC Kaiserslautern wartete: 57 Minuten bestimmten die Lautrer zunächst das Match bei der SpVgg Fürth, ehe die junge Mannschaft von Kosta Runjaic völlig einbrach und die 1:0-Führung aus der Hand gab, das Spiel am Ende sogar noch verlor (1:2). Noch schlimmer sollte es wenige Tage später nach dem vierten Heimsieg in Folge unter der Woche gegen Union Berlin (1:0) kommen: Bei dem völlig fehlgestarteten „Glubb“ aus Nürnberg, deren Trainer Valerien Ismael zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Rauswurf stand, wachten die Lautrer erst beim Zwischenstand von 0:3 auf und konnten das 2:3-Endergebnis nur noch ein bisschen beschönigen. Spätestens nach diesem Abend im Frankenstadion wurde die offenkundige Auswärtsschwäche des FCK zum Gesprächsthema. Woran lag es, dass sich die Lautrer auf fremden Platz so schwer taten?

Zurück auf dem Aufstiegsplätzen und ein Derby mit Folgen

Die Suche nach den Gründen musste allerdings verschoben werden, denn es folgte das heiße Südwestderby gegen den Karlsruher SC, das noch lange für Gesprächsstoff sorgen sollte. Der FCK brannte vor knapp 40.000 Zuschauern ein wahres Feuerwerk ab, führte nach 35 Minuten durch Tore von Srdjan Lakic und Marcel Gaus mehr als verdient mit 2:0, verpasste es höchstens die Führung bis zum Schlusspfiff auszubauen und stand nach dem Derbysieg das erste Mal seit dem Auftaktsieg gegen die Löwen wieder auf einem Aufstiegsplatz. Weitaus mehr Beachtung fanden allerdings die Ereignisse nach dem Spiel: Etwa 200 Karlsruher spazierten ungehindert über mehrere Absperrungen im Stadion und machten sich auf den Weg vom Gästeblock zur Südtribüne, wo es zwangsläufig zum Zusammenstoß mit FCK-Anhängern kam. Die folgenden Auseinandersetzungen, eingefangen von zahlreichen Fernseh- und Fotokameras, sorgten für ein langes mediales wie (bis heute andauerndes) juristisches Nachspiel und überlagerten damit leider den sportlichen Erfolg der Lautrer Mannschaft. Das Team allerdings konnte den Schwung aus dem Derby ohnehin nicht mit in die nächsten Spiele nehmen.

Denn mitten in die aufkommende Euphorie drohte der FCK auf einmal das Siegen verlernt zu haben. Gleich fünf Unentschieden in Folge(1:1 in Heidenheim, 1:1 gegen Düsseldorf, 0:0 in Leipzig, 2:2 gegen den VfL Bochum und 0:0 gegen Darmstadt) bedeuteten den Absturz auf Platz 8 – der schlechtesten Platzierung in dieser Saison. Für Höhepunkte in dieser sportlich tristen Zeit vermochten höchstens der späte Ausgleichstreffer von Marcel Gaus gegen Düsseldorf, das Weiterkommen im Pokal gegen Fürth (Doppelpack Hofmann) und der breit angelegte, kontrovers diskutierte Boykott des Auswärtsspiels bei Rasenballsport Leipzig sorgen.

Mit zwei Spielen zurück im Rennen und der durchwachsene „Betzember“

Wie schnell man sich allerdings in dieser Saison wieder nach oben arbeiten konnte, sollten die nächsten zwei Spieltage zeigen: Zunächst gelang dem FCK endlich der viel umjubelte erste Auswärtssieg beim FC St. Pauli (3:1), ehe der FC Erzgebirge Aue (unter anderem durch zwei Treffer von Willi Orban) schon zur Halbzeit mit 3:0 vom Betzenberg geschossen wurde. Plötzlich stand der FCK wieder auf einem direkten Aufstiegsplatz, den es nun in den zum „Betzember“ proklamierten Wochen vor Weihnachten zu verteidigen galt.

Doch statt des Schaffen eines Punktepolsters ereilten Mannschaft und Fans die leider zur Tradition gewordene Adventsdepression. Zum Abschluss der Hinrunde setzte es eine enttäuschende 0:2-Niederlage beim cleveren Tabellenführer Ingolstadt. Es war auch der Anfang vom Ende für Amin Younes, der mit Gelb-Rot vom Platz musste, aber noch nicht das Ende des Jahres – die ersten beiden Spiele der Rückrunde standen noch an und brachten vier wichtige, aber unspektakulär erspielte Punkte. Die Hinrunde schloss der FCK nach der Niederlage bei Spitzenreiter Ingolstadt (36 Punkte) mit 28 Zählern auf Platz 4 ab, mitten im sechsköpfigen, nur durch drei Punkte voneinander getrennten Verfolgerfeld.

Neuwahlen im Aufsichtsrat und Wirren um einen EU-Bescheid

Ein bestimmendes Thema in der Hinrunde neben der sportlichen Entwicklung war natürlich die Jahreshauptversammlung im November, auf der der Aufsichtsrat neugewählt werden sollte. Erstmals in einem Zelt neben dem Fritz-Walter-Stadion abgehalten mussten die über 1.000 anwesenden Vereinsmitglieder (darunter auch viele Mitarbeiter und Jugendmannschaften) während der fast achtstündigen Veranstaltung ordentlich Ausdauer beweisen. In Erinnerung blieben vor allem der teilweise neu zusammengestellte Aufsichtsrat (Nikolai Riesenkampff und Mathias Abel rückten in das Gremium), eine sehr emotional geführte Abrechnung des Vereinsvorstandes mit der medialen Kritik am sogenannten „Zukunftsmodell“ des FCK und vor allem deutliche Signale, dass entgegen der vorherigen Darstellung der Vereinsführung die ersten Weichen auf eine geplante Ausgliederung gestellt wurden, unterstützt durch überzogen gemalte Horrorszenarien.

Der JHV vorangegangen war zudem die zähe Auseinandersetzung mit dem Bund der Steuerzahler (BdSt), an deren Ende im Dezember eine einstweilige Verfügung des FCK (die noch immer verhandelt wird) und ein Schreiben der EU standen, dessen Veröffentlichung und Inhalt tagelang für Spekulationen und Unfrieden sorgen sollte. Der Konflikt mit dem BdSt hatte nach Aussagen der Vereinsoberen zudem auf ein weiteres Thema Auswirkungen: Der langen Suche nach einem Hauptsponsor. Erst kurz vor Beginn der Saison konnte Paysafecard als neuer Partner präsentiert werden. Fortan zierte der weiße Balken die orange-roten Trikots, deren ungewöhnliche Farbwahl vor und während der Saison für teils empörte Fanproteste sorgte. „Wie Aufstiegstrikots sehen die nicht aus“, witzelte man vor dem 1. Spieltag. Doch zu Weihnachten war es nicht auszuschließen, dass es doch so kommt.

Morgen im zweiten Teil des Saisonrückblicks auf Der Betze brennt: Der FCK startet gut in die Rückrunde und kurz vor Schluss sieht es – vor allem dank überzeugender Spiele zu Hause – tatsächlich so aus, als ob der FCK aufsteigen wird. Doch alle Träume und Hoffnungen werden von einem ziemlich enttäuschenden Saisonfinale zerstört.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Saisonrückblick, Teil 2 | Die Rückrunde: Träume fliegen und landen hart

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