Neues vom Betzenberg

Jäggi äußert sich zur aktuellen Situation

René C. Jäggi, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, hat sich in der der "Sportbild" zur aktuellen Situation beim FCK geäußert. Unter anderem wurden Fragen zu Trainer Kurt Jara und zu den aktuellen Problemen zwischen Teilen der FCK-Angestellten und der Fans beantwortet.

Die wichtigsten Aussagen:

(...)
René C. Jäggi (55): Wir sind und bleiben ein schlagzeilenträchtiger Verein, stimmt.

Sportbild: Schlagzeilen, für die Sie selbst sorgen.

Jäggi: Sie meinen die Diskussionen wegen der Kritik von Kurt Jara an den Fans nach dem Aus im DFB-Pokal gegen Schalke (7:8 n E; d. Red.) und im Anschluss meine Aussage über den hier herrschenden Fremdenhass.

Sportbild: Ganz genau.

Jäggi: Zugegeben, an dem aktuellen Störfeuer sind wir selbst schuld, weil der Zeitpunkt von Jaras Kritik unglücklich war - auch wenn ich ihn nach wie vor verstehe. Wir sollten versuchen, aus diesen Fehlern zu lernen, wieder näher zusammenrücken.
(...)

Sportbild: Die Kluft zwischen Fans auf der einen und der Mannschaft, dem Trainer sowie Ihnen auf der anderen Seite ist so groß wie lange nicht. Befürchten Sie, mit Jara daran zu scheitern?

Jäggi: Wenn diese Diskussion dazu führt, dann scheitern wir halt! Damit haben wir beide keine Probleme.

Sportbild: Deutliche Worte.

Jäggi: Eins vorweg: Wir müssen aufpassen, dass aus dieser Situation nicht etwas entsteht, das nicht mehr zu heilen ist. Aber mir geht es hier um Grundsätzliches. Wenn man mir eine Kluft zu den Fans vorwirft, hängt das damit zusammen, dass ich nicht akzeptieren kann, wie einige wenige mit manchen Menschen umgehen.

Sportbild: Konkret, bitte.

Jäggi: Sätze wie "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot" gegen die eigene Mannschaft wie in der vergangenen Saison nach dem Schalke-Spiel (1:4; d. Red.) kann ich nicht akzeptieren. Wenn Bayern-Torwart Olli Kahn weit unter der Gürtellinie beschimpft wird, ist das unmöglich. Ich lasse mich auch nicht so weit kriegen zu sagen: "Ich find das gut", nur weil es zum Fußball gehört. Ich lass nicht zu, dass Leute, die zu uns ins Stadion kommen, aufs Übelste beleidigt oder mit Bier begossen werden. Das sind unsere Gäste, und ich möchte, dass sie bei uns genauso behandelt werden wie wir bei Auswärtsspielen.

Sportbild: Sie reden sich richtig in Rage.

Jäggi: Weil ich mich so für ein Verhalten schäme, so wie ich mich damals bei Basel für eine bestimmte Gruppe von Rowdys geschämt habe, die das Umfeld des Stadions verwüstet haben.

Sportbild: Stichwort Fremdenhass. Gibt es den jetzt in Lautern oder nicht?

Jäggi: Alle, die nicht aus dem Umkreis von 60 Kilometern kommen, sind meines Erachtens für gewisse Leute hier Fremde. Da gibt es ganz offensichtlich ein Problem. Aber wenn der Trainer als "Ösi" beschimpft wird und Spieler wie Lembi, Tchato oder Mettomo als "Schwatte", dann habe ich damit ein Problem - und zwar ein großes. Wenn Sie anderswo so etwas sagen, werden Sie dafür bestraft. Das sind Spieler des FCK mit einer anderen Hautfarbe, und sie verdienen – wie jedermann – Respekt. Solange sie beim FCK spielen, lasse ich nicht zu, dass irgendwelche Grölhälse sagen: "Raus mit den Schwatten!" Damit aber kein falscher Eindruck entsteht...

Sportbild: Ja?

Jäggi: Es sind nur einige wenige, die sich so verhalten, eine Pauschalisierung ist völlig falsch. Das hat Jara erkannt und seine Aussage relativiert, das hat Ferydoon Zandi erkannt und seine Aussage bedauert. (Er sagte: "Die Fans sollten sich mal überlegen, warum die Mannschaft auswärts besser spielt"; d. Red.). Und ich habe mich bei denen, die sich angegriffen fühlten, auch entschuldigt. Das Einzige, was ich möchte, ist gegenseitiger Respekt und Fairness.

Sportbild: Ist das im Fußball überhaupt möglich?

Jäggi: Natürlich, schauen Sie sich nur England an oder die EM in Portugal, wie wundervoll Fußball sein kann. Die Fans freuen sich, feiern begeistert, respektieren den Gegner und gratulieren ihm, falls er Sieger ist. Es wäre schön, wenn wir so etwas auch beim FCK haben könnten. Das ist jedenfalls mein Ziel, dafür kämpfe ich. Auch mit so klaren Worten.

Sportbild: Die haben Sie nach dem 0:2 gegen Berlin auch für die Mannschaft gefunden. Wurden die Zügel, wie von Ihnen gefordert, angezogen?

Jäggi: Ich denke, Jara braucht dazu keine Anweisungen von mir. Er ist zu lange im Geschäft. Intensive Videoanalysen, knallharte, aber sachliche Ansprache, Fehleranalyse in Einzelgesprächen. Ich bin überzeugt, dass er den Laden in den Griff bekommt. Seine Arbeit ist hervorragend, es gibt keinen Grund zu zweifeln.
(...)

Sportbild: Sportlicher Misserfolg, Ärger mit den Fans. Kein Wunder, dass fetzt die Heckenschützen wieder hervorkommen.

Jäggi: Die nehme ich gar nicht zur Kenntnis. Der Fußball lebt nunmal von gegensätzlichen Meinungen und unterschiedlichen Auffassungen. Wenn es sportlich nicht läuft, entstehen Oppositionen. Damit muss man in diesem Geschäft leben. Was bis zur Mitgliederversammlung im Dezember davon übrig bleibt, muss man aber wie immer abwarten.

Quelle: Der Betze brennt

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