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Jaworski: "Die Zuschauer sind unsere größte Stärke"

Das Aufstiegsziel ist verpasst. Der 1.FC Kaiserslautern schließt die Saison mit einem sechsten Tabellenplatz in der Zweiten Fußballbundesliga ab. Über die vergangene Saison und die Herausforderungen der Zukunft hat sich FCK-Vorstandsmitglied Arndt Jaworski mit "Wochenblatt"-Redakteur Andreas Erb unterhalten.

Wochenblatt: Herr Jaworski, das ehrgeizige Aufstiegsziel ist verpasst. Wie bewerten Sie die vergangene Saison?
Arndt Jaworski: Wenn man die Saison Revue passieren lässt, dann können wir zunächst auf eine erfolgreiche Hinrunde blicken. Nach den ersten Spielen hat sich die Mannschaft gefunden. Und auch wenn es Niederlagen gab - wie beispielsweise in Rostock -, hat die Mannschaft über weite Strecken einen ansehnlichen Fußball gespielt. Mit der Hinrunde waren wir zufrieden, wir sind mit 30 Punkten in die Winterpause gegangen. Das Trainingslager in Spanien lief ebenfalls erfolgreich, die Neuzugänge haben sich von Anfang an ins Mannschaftsgefüge eingebracht. In der Rückrunde gab es dann allerdings Schwierigkeiten, sie ist nicht so verlaufen, wie wir uns das gewünscht hätten. Letztendlich heißt das also, dass wir im nächsten Jahr neu angreifen müssen. Den Aufsteigern kann man derweil nur gratulieren, denn wer nach 34 Spieltagen an der Spitze steht, der hat es verdient.

Wochenblatt: Das Saisonziel für die neue Saison lautet also wieder Aufstieg.
Jaworski: Ja, wir wollen Oben mitspielen. Versprechen kann man natürlich nichts. Doch für einen Verein wie den 1.FC Kaiserslautern muss das Ziel immer sein, einen der ersten drei Tabellenplätze zu belegen. In der nächsten Saison wird dies jedoch nicht leichter als in diesem Jahr. Das bedeutet: Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und das Beste aus der Mannschaft herausholen. Das Team befindet sich in einem Entwicklungsprozess, und in der nächsten Runde sind einige junge Spieler sicher ein Schritt weiter.

Wochenblatt: Sie haben es angesprochen: Die nächste Saison wird nicht leichter. Mit den Absteigern Mainz, Gladbach und Aachen sowie ambitionierten Vereinen wie Köln, 1860 München oder Freiburg wird die Tabellenspitze der Zweite Bundesliga hart umkämpft….
Jaworski: Es werden wohl acht Mannschaften um die Aufstiegsplätze streiten. Kalkuliert man eine Überraschungsmannschaft ein, die es immer gibt, lässt sich sogar mit neun Spitzenkandidaten rechnen. Da gilt es, jedes Spiel konzentriert anzugehen, um die maximal mögliche Punktzahl zu erreichen. Es wird keineswegs leichter, aber ob es tatsächlich schwerer wird als in diesem Jahr, zeigt sich im Laufe der Saison. Denn die Absteiger werden ihren Kader wohl neu zusammenstellen müssen, und so steht dann auch das ein oder andere vermeintliche Top-Team vor neuen Herausforderungen.

Wochenblatt: Im vergangenen Saisonverlauf: Wo haben sich beim FCK Stärken aufgetan?
Jaworski: Die Stärken haben sich dahingehend ausgedrückt, dass es uns gelungen ist, trotz der Neuzugänge relativ schnell eine Mannschaft zu formen und ansehnlichen Fußball zu spielen. Die Mannschaft ist in sich geschlossen, wir haben einige schwere Spiele erfolgreich abgeschlossen. Die größte Stärke waren dabei unsere Fans, die uns in Scharen im Stadion und bei den Auswärtsspielen unterstützt haben. Durchschnittlich hatten wir 32.500 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion, zu Saisonbeginn hatten wir mit 25.000 kalkuliert. Die Fans haben sich erstklassig präsentiert und uns erstklassig unterstützt.

Wochenblatt: Und wo sehen Sie Schwächen?
Jaworski: Die Schwächen lagen darin, dass es nicht gelungen ist, den Elan und die Spielfreude der Hinrunde in die Rückrunde mitzunehmen. Wir konnten sportlich nicht mehr an unsere Leistung in der Hinrunde anknüpfen. Wir waren folglich weniger erfolgreich - und zwar nicht nur, was die Punktausbeute angeht, sondern auch die Präsentation auf dem Platz, zum Beispiel in Burghausen.

Wochenblatt: Wo sehen Sie nun die zukünftige Herausforderung für den Verein?
Jaworksi: Nicht nur die Zweitligasaison, sondern ebenso die Entwicklung der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass das Marketing und der Sport im Fokus stehen müssen. Sportlich geht es darum, eine erfolgreiche Mannschaft zu finden, dazu gehört ein schlüssiges Jugendkonzept und das Scouting, also das Finden talentierter Spieler. Außerdem müssen Marketing und Sponsoring mit oberster Priorität behandelt werden. Während die TV-Einnahmen und Platzierungsprämien feste Größen sind, lassen sich hier Erlöse generieren. Und dies muss für die mittelfristige Zukunft des Vereins ein entscheidendes Ziel sein. Die Erlössteigerung durch Marketing wird zukünftig bestimmend sein. Ein Ansatz hierfür ist etwa die Vermarktung im Hospitality-Bereich, also der VIP- und Businessplätze. Das Stadion gibt baulich, zum Beispiel im Medienturm, hier zusätzliche Möglichkeiten her. Diese Möglichkeiten wollen wir aktivieren und unsere Plätze auf 250 steigern. Eine weitere Entwicklung ist das Thema KidsClub. Wir wollen unseren jüngsten Fans im Verein eine Heimat bieten, sie sollen sich im Stadion wieder finden und an Aktionen teilnehmen können.

Wochenblatt: Und wo liegen Herausforderungen für die Mannschaft?
Jaworksi: Wenn man sich die Mannschaft und die Spieler anschaut, dann verfügen wir unbestreitbar über ein großes Potential vor allem an talentierten jüngeren Spielern. Wir müssen sehen, dass wir dieses Potential ausbauen. Es ist die Aufgabe des neuen Trainers Kjetil Rekdal, dass jeder dieser Spieler seine Stärken weiterentwickelt und an seinen Schwächen arbeitet. Zudem brauchen wir eine Achse, ein Gerüst erfahrener Spieler, die die jungen führen können. Dementsprechend muss der Kader zusammengestellt werden. Selbstverständlich geschieht dies ihn engem Dialog zwischen dem Trainer, dem Sportdirektor Michael Schjönberg und dem Vereinsvorstand. Und im August geht's dann wieder los

Wochenblatt: Sie haben über Marketingkonzepte gesprochen. Welche Rolle spielt dabei die regionale Wirtschaft?
Jaworski: Im vergangenen Jahr haben wir die Wort- und Bildmarke "Das Herz der Pfalz" kreiert. Diese Initiative wurde bundesweit sehr gut aufgenommen. Sie gibt uns ein Dach, unter dem der Verein agieren kann. Um die regionale Wirtschaft zu beteiligen, haben wir beispielsweise das Konzept "Herz der Pfalz"-Partner ins Leben gerufen. Neben dem Sponsoring können sich Unternehmen hier partnerschaftlich mit dem Verein im sozialen Bereich engagieren. Letztendlich ist die regionale Wirtschaft für den Verein als Multiplikator in der Region von großer Wichtigkeit. Wobei selbstverständlich auch festzuhalten ist, dass wir mit unseren Exklusivpartnern und unserem Hauptsponsor, der DVAG, national aufgestellt sind. Die DVAG ist dem Verein seit elf Jahren treu verbunden, aktuell wurde Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert. Gerade im schnelllebigen Fußballgeschäft ist diese Verlässlichkeit nicht hoch genug zu bewerten.

Wochenblatt: "Die Zuschauer sind unsere größte Stärke", haben Sie gesagt. Wie kalkulieren Sie in der nächsten Saison?
Jaworski: Zunächst muss ich ein großes Dankeschön an unsere Fans aussprechen, die den Verein erstligareif unterstützen. Das ist keine Selbstverständlichkeit - insbesondere nach dem Abstieg. Gemeinsam werden wir auch die neue Saison anpacken, zusammen wollen wir den Aufstieg schaffen. Bis dahin liegt ein langer, steiniger Weg vor uns. Und es wäre schön, wenn dabei die Leidensfähigkeit unserer Fans nicht allzu sehr in Anspruch genommen würde. Zur Kalkulation: Wir gehen mit einer ähnlichen Zielvorgabe wie zu Beginn der letzten Saison in die neue Runde. Dabei hoffen wir weiterhin auf die große Unterstützung unserer Fans in Richtung Mannschaft.

Quelle: Wochenblatt

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