24 Jahre alt, hat bereits auf gehobenem Niveau Zweitliga-Tauglichkeit nachgewiesen und war günstig zu haben. Jannis Heuer will beim 1. FC Kaiserslautern die Abwehr stabilisieren - und seinen besten Kumpel wiedertreffen.
Ja, natürlich, das weiß jeder, der den FCK schon länger als ein Jahr verfolgt. Jannis Heuer, das ist der Typ, der im Februar 2023 für den SC Paderborn diesen sagenhaften Freistoßtreffer gegen die Roten Teufel erzielte, der das Spiel auch entschied. Wer sich daran tatsächlich nicht mehr erinnert - hier ist er zu sehen, ab Minute 3:03:
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Damit wäre dieser Punkt schon mal abgehakt. Zu ergänzen wäre noch: Jannis Heuer ist eigentlich kein ausgewiesener Freistoßexperte. Vor dieser Aktion hätte er gerne anderen den Vortritt gelassen, aber: "Florent Muslija und Julian Justvan waren nicht mehr auf dem Platz, also habe ich mir den Ball geschnappt", verriet er später dem "Kicker".
Speziell in dieser Partie (zur damaligen DBB-Analyse: "Einfach unge-Heuer-lich") hatte er den SCP-Anhang aber auch schon in Hälfte eins entzückt: Mit einer "Monstergrätsche" gegen Terrence Boyd, mit der er eine sogenannte "Hundertprozentige" verhinderte. Hier ist sie nochmal separiert zu sehen:
» Zum Video: Jannis Heuers Monstergrätsche gegen Terrence Boyd
Aktionen wie diese sind schon eher typisch für die 1,89 Meter-Kante. Schließlich ist er Abwehrspieler. "Jannis ist ein Büffel und er ist schnell", beschrieb ihn sein Coach Lukas Kwasniok im Oktober 2022, nach einem 3:0-Auswärtssieg in Rostock. Womit der damals 23-Jährige auch seinen Spitznamen weghatte. Er war zur zweiten Hälfte eingewechselt worden, hatte die Abwehr stabilisiert und entscheidende Impulse nach vorne gesetzt. Kwasniok hatte ihn für den Gelb-Rot-gefährdeten Uwe Hünemeier gebracht.. Ein gewissermaßen symbolischer Wechsel, denn eben diesem SCP-Oldie sollte Heuer in jener Saison den Rang ablaufen. Als rechtes Glied einer Dreier-Abwehrkette oder zentraler Innenverteidiger.
Der Durchbruch gelang in der Saison 2022/23
Bereits in den ersten sieben Saisonspielen 2022/23 hatte Kwasniok Heuer durchgehend in seiner Startelf nominiert, ehe der Junge aus Großburgwedel wegen eines Bänderrisses zwei Wochen aussetzen musste. Es sprach also alles dafür, dass ihm in dieser Spielzeit der Durchbruch gelingen sollte. Am 12. Spieltag gelang Heuer gegen den SV Sandhausen sein erster Saisontreffer. Hier zu sehen ab Minute 2:04:
» Zum Video: Jannis Heuer trifft für Paderborn gegen Sandhausen
Der "Kicker" nominierte ihn sowohl in seiner Winter- als auch in seiner Sommer-Rangliste der Innenverteidiger unter dem Reiter "auffällig". 24 Startelf-Einsätze verzeichnete er am Ende der Runde, im Jahr zuvor waren es lediglich neun gewesen. Damals wurde er auch häufiger als rechter Verteidiger eingesetzt.
Die ersten Schritte: Burgdorf, Hannover, Wolfsburg
Seine ersten fußballerischen Gehversuche unternahm Jannis Heuer beim SV Rammlingen-Ehlershausen, einem Stadtteilverein der niedersächsischen Gemeinde Burgdorf, dessen erste Mannschaft in der Oberliga Nord kickt. Dort machte er als 13-Jähriger bei einem Turnier auf sich aufmerksam, woraufhin Hannover 96 ihn in sein Nachwuchsteam holte. Seinen Berufswunsch Fußballprofi hatte er zuvor schon bei seiner Mutter hinterlegt, die sich dazu eher skeptisch äußerte: "Wenn du Profi wirst, werd' ich Königin von England", soll sie Heuers Erzählungen zufolge gesagt haben. Demnach wäre sie ihren Teil der Abmachung noch schuldig.
Im Alter von 15 Jahren wechselte er ins Fußball-Internat des VfL Wolfsburg. Wo er vom Stürmer zum Verteidiger umgeschult wurde und einem gewissen Richmond Tachie begegnete, der sein bester Kumpel wurde. Gemeinsam durchliefen die beiden die Juniorenmannschaften des VfL und spielten auch 2018/19 noch unter dem Pfälzer Trainer Rüdiger Ziehl in der Zweiten Mannschaft der Wolfsburger zusammen. Dort kreuzten sie unter anderem die Wege von Daniel Hanslik, der seinerzeit Torschützenkönig der Regionalliga Nord wurde.
Danach zog es Tachie zu Viktoria Köln und später nach Dortmund. Heuer blieb noch bis 2021 in Wolfsburg, wechselte anschließend nach Paderborn. Eine Saison später schlug Kumpel Tachie in Ostwestfalen auf, blieb allerdings nur ein Jahr, ehe er nach Kaiserslautern weiterzog.
2023/24: Zu viel Konkurrenz, zu wenig Einsätze
Heuers drittes Jahr in Paderborn begann erneut gut. In den ersten Spielen war er erneut regelmäßig dabei, dann warf ihn eine Verletzung zurück. Als er gegen Ende der Hinrunde zurückkehrte, hatten sich die Neuzugänge Visar Musliu und Laurin Curda profiliert, zudem wurde David Kinsombi, bislang Mittelfeldspieler, von Kwasniok nun häufiger als Innenverteidiger aufgeboten. In der Rückrunde stand Heuer nur noch einmal in der Startelf: Bei der 0:4-Heimniederlage des SCP gegen den späteren Aufsteiger Holstein Kiel - keine gute Gelegenheit, Reklame für sich zu machen.
Angesichts der starken Konkurrenz auf seiner Position lag ein Wechsel in diesem Sommer also nahe. Und Kaiserslautern bot den schönen Nebeneffekt, Kumpel Tachie wiederzutreffen. Von ihm, aber auch von seinem alten Mitspieler Daniel Hanslik habe er auch schon "viel Positives" über seinen neuen Klub gehört, erklärte der Neuzugang bei seiner Vorstellung.
Ein 24-Jähriger, der Zweitliga-Tauglichkeit bereits auf spielerisch gehobenem Niveau nachgewiesen hat und der nach einer für ihn unglücklich gelaufenen Spielzeit zwar nicht ablösefrei, aber doch wohl günstig zu haben war - auf den ersten Blick macht der Transfer auch aus Pfälzer Sicht Sinn.
Schneller als Kraus, aber wieder kein Linksfuß
Im Vergleich zum nach sechs Jahren vom FCK scheidenden Abwehrspieler Kevin Kraus bringt Jannis Heuer mehr Geschwindigkeit mit. "Bundesliga.de" gibt seine Spitzengeschwindigkeit mit 33,91 an (Kraus: 31 km/h). Laut "Wyscout" kommen Heuers Pässe zu 87,6 Prozent genau (Kraus: 84,8 Prozent). Was Zweikampf- und Kopfballstärke angeht, muss der Neue sich allerdings strecken, um an den "Schnorres" heranzureichen. Der gewann 62,8 Prozent seiner Zweikämpfe (Heuer: 57,2 Prozent) und 59,1 Prozent seiner Kopfballduelle (Heuer: 56,1 Prozent).
Anzumerken bleibt auch. Mit Jannis Heuer kommt ein weiterer rechtsfüßiger Innenverteidiger, der sich lieber über die rechte Spielfeldhälfte orientiert. Gleiches gilt für Jan Elvedi und Almamy Touré. Boris Tomiak, ebenfalls Rechtsfuß, ist der einzige Innenverteidiger, der links ebenso gut zurechtkommt wie rechts. Da besteht also eine gewisse Unwucht im Kader. Und gegebenenfalls ein Überangebot, falls Thomas Hengen und Enis Hajri noch einen linksfüßigen Innenverteidiger holen. Zumal auch der als Allrounder verpflichtete Neuzugang Luca Sirch von Haus aus Innenverteidiger ist.
Hier wird Jannis Heuer von "SCP 07 TV" porträtiert:
» Zum Video: Jannis Heuer im Porträt
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Verteidiger Jannis Heuer wechselt von Paderborn zum FCK (Pressemeldung FCK)