Neues vom Betzenberg

Proteste: Hajri, Watzke und Dibelius im Visier der Ultras

Proteste: Hajri, Watzke und Dibelius im Visier der Ultras


Auch das Gastspiel des 1. FC Kaiserslautern beim 1. FC Nürnberg (1:1) war wieder von massiven Fan-Protesten geprägt. Vor allem gegen die DFL - aber nicht nur.

35.462 Zuschauer im "nur" zu zwei Drittel gefüllten Max-Morlock-Stadion, davon 6.000 mitreisende FCK-Fans beim Debüt ihres neuen Trainers Friedhelm Funkel. Der Rahmen war gegeben, zumal auch das Wetter mitspielte und milde, trockene Temperaturen im Februar mit sich brachte. Aber so richtig in Erinnerung bleiben wird dieses Spiel nicht - zumindest nicht mit Blick auf das sportliche Unentschieden oder die nur mittelmäßige Stimmung im Nürnberger Achteck. Umso mehr aber hinsichtlich der Protest-Aktionen.

FCK-Fans im Gästeblock

Im Gästeblock wurde zum Beginn der zweiten Halbzeit ein Spruchband präsentiert: "Mannschaftsstruktur durch Aktionismus zerschlagen - Technischen Direktor hinterfragen!" Gemeint damit ist Enis Hajri, der Kaderplaner des FCK, der in den vergangenen Tagen stark in die Kritik geraten ist. Ihm werden Fehler bei Transfers, aber auch Unruhestiftung in der Kabine vorgeworfen. Dass die Lautrer Ultras sich im sportlichen Bereich einmischen, kommt nur höchst selten vor. Dem Spruchband vorausgegangen waren laut Auskunft aus der Kurve eigene Recherchen, die Kritik beruht nicht alleine auf den Medienberichten der vergangenen Tage.

Mit einem weiteren Spruchband prangerten die FCK-Fans die Eintrittspreise im Nürnberger Gästeblock an: "Der Kampf um bezahlbaren Fußball wird immer zäher - Es war so und es bleibt dabei: Kein Zwanni für nen Steher!"

Spruchband: Der Kampf um bezahlbaren Fußball wird immer zäher - Es war so und es bleibt dabei: Kein Zwanni für nen Steher!

Im Mittelpunkt des Geschehens auf den Rängen standen aber wie schon in den Wochen zuvor die Proteste gegen den Investoren-Deal der DFL. Deutschlandweit fordern die aktiven Fanszenen eine Neuauflage der mutmaßlich nicht korrekt verlaufenen Dezember-Abstimmung um die Einstiegsmöglichkeit für das Private-Equitiy-Unternehmen CVC. In Nürnberg wurden zunächst aus dem Gästeblock mit selbstgebastelten Schleudern dutzende Tennisbälle auf den Rasen geworfen, wodurch sich der Anpfiff um acht Minuten verzögerte. Bemerkenswert ist dabei, wie fast alle Stadionbesucher den Protest gegen die DFL mittragen: In Nürnberg gab es so gut wie keine Pfiffe gegen die Aktion der Gästefans. Auch Spieler, Trainer und Schiedsrichter blieben weitgehend entspannt.

Der FCN-Anhang zeigte zunächst eine detailreiche Choreo mit Blockfahne, auf der die Investoren mit Zigarettenschachteln und Giftspritzen gleichgestellt wurden, dazu das Spruchband: "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihre lokale Fanszene." Dieses Motiv wurde zunächst 20 Minuten lang präsentiert und die Nordkurve hüllte sich komplett in Schweigen. Danach - nunmehr waren zwölf Minuten gespielt - sprangen 200 Ultras in den Innenraum und flaggten hinterm Tor ein weiteres Banner: "FCN: Am 11.12. die richtige Entscheidung getroffen - Bleib standhaft und bekenn dich zu deinen Werten - Investoren sofort stoppen!" Die nächste, diesmal 15 Minuten lange Spielunterbrechung war die Folge. Drei, vier Fußballer beider Mannschaften nutzten die Zeit für eine Pinkelpause. Währenddessen marschierten in der Nord-West-Ecke des Stadions zwei Polizeitrupps in voller Montur ein, was die Luft in den bisher komplett friedlichen Protesten doch kurz knistern ließ. Aber sowohl die Fußballfans als auch die Einsatzkräfte blieben ruhig. Nach der Präsentation des Spruchbands und weiterer Schilder gingen die Anhänger wieder auf ihre Plätze zurück und das Spiel konnte ohne weitere Unterbrechung fertig absolviert werden. Bei den "Glubb"-Fans gab es noch viele weitere Spruchbänder, beispielsweise "DFL-Präsidium auflösen! Hellmann, Watzke, Dreesen - Fahrt zur Hölle ihr verlogenen Heuchler!" oder "Strategischer Investor oder doch Investmentbanker mit karibischen Briefkastenfirmen? Nein zu [CVC-Manager] Dibelius und CVC!"

Choreo in der Heimkurve

Club-Fans mit Protestplakat am Spielfeldrand

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Nürnberg:

- Fotogalerie | 22. Spieltag: 1. FC Nürnberg - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: Der Betze brennt

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