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"Glücklicher Sieg": FCK trotz Heimerfolg selbstkritisch


Der 1. FC Kaiserslautern hat einen nahezu perfekten Saisonstart hingelegt und rangiert nach drei Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz. Trotzdem gibt es nach dem 2:1 gegen den FC St. Pauli auch Selbstkritik. Vor allem Trainer Schuster findet deutliche Worte.

"Es war ein sehr, sehr glücklicher Sieg. Wir haben denke ich das schlechteste Spiel gezeigt, seit ich hier in Kaiserslautern Trainer bin. Durch extrem schlampiges Passspiel und falsche Laufwege haben wir den Ball immer wieder sehr schnell hergeschenkt und viele falsche Entscheidungen getroffen, sodass wir kaum Zugriff auf das Spiel hatten. Das hat mich extrem geärgert. Gott sei Dank haben wir noch das 2:0 erzielt, aber machen es durch einen Standard-Gegentreffer wieder unnötig spannend. Das Positivste neben dem Ergebnis ist, dass wir nach dem späten Anschlusstreffer alles souverän wegverteidigt haben. Es war heute ein brutales Stück Arbeit, wir freuen uns über den Sieg, aber mit Blick auf das Heimspiel gegen Paderborn müssen wir uns gehörig steigern", ging Dirk Schuster trotz des Heimsieges mit seiner Mannschaft durchaus hart ins Gericht.

Boyd jubelt und hadert: "Der Betze kann nicht normal"

Die fast 40.000 Zuschauer zum Jubeln brachte bereits nach neun Minuten Terrence Boyd. Mit einem schönen Kopfballtor, nach Vorarbeit von Erik Durm, sorgte er für das 1:0. Doch der 31-Jährige vergab zugleich auch nach 65 Minuten die riesige Chance zur Vorentscheidung, als er aus kurzer Distanz nicht in das halbleere Tor, sondern an den Pfosten traf. "Es ging wieder so schnell, der Ball kommt auf einmal, du willst schnellstmöglich den Fuß dazwischen halten, dann geht er an den Pfosten. Es war natürlich scheiße, es wäre das 2:0 gewesen, aber immerhin habe ich dann die Vorlage zum 2:0 von Kenny Redondo gegeben. Am Ende wird es wieder knapp, aber der Betze kann nicht normal, wir mussten nochmal etwas Spannung reinbringen", scherzte der gut aufgelegte Stürmer nach der Partie. Mit Blick auf den sehr guten Saisonauftakt mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien warnt Boyd gleichzeitig aber auch: "Wir haben wieder gegen einen Top-Gegner zuhause drei Punkte geholt, nach dem 'Wie' fragt in ein paar Wochen niemand mehr. Aber wir wissen alle, dass Dresden vergangene Saison nach dem Saisonstart auch ganz oben stand. Wie es ausgegangen ist, weiß jeder. Wir wollen so schnell es geht 40 Punkte sammeln und dazu müssen wir noch besser spielen, als wir es bisher getan haben."

Bärenstarker Luthe: "Nicht unser bestes Spiel"

Ein extrem wichtiger Rückhalt war auch wieder Torhüter Andreas Luthe, der im Laufe der Partie zweimal am Kopf getroffen wurde, aber nach Spielende Entwarnung gab. "Mir geht es gut, ich fühle mich ein bisschen wie vom Bus angefahren, aber alles halb so schlimm." Zum Spiel sagte der 35-Jährige: "Fußballerisch war es nicht unsere beste Leistung. Teilweise haben wir sogar gegen Freiburg den Ball besser laufen lassen und weniger Fehler gemacht. In der Regel wirst du dafür bestraft und spielst nur Unentschieden oder verlierst sogar. Da konnte ich so ein bisschen meinen Beitrag dazu leisten, dass das heute nicht passiert ist." Den Saisonstart möchte Luthe derweil nicht überbewerten sondern lieber fokussiert bleiben. Auch das anstehende "Spitzenspiel" gegen Paderborn am kommenden Freitag, wo der FCK als Tabellenzweiter den -dritten empfängt, will der Schlussmann nicht hochstilisieren. "Ich brauche nicht auf die Tabelle schauen, andere Mannschaften interessieren mich ohnehin nicht. Wichtig ist, dass wir schnellstmöglich 40 Punkte sammeln. Das ist als Aufsteiger in der 2. Bundesliga schon ein taffes Ziel. Dass wir bisher so gut dastehen, das haben uns die wenigsten zugetraut. Aber ich sehe es eher als Puffer, denn hinten raus kann in einer langen Saison immer viel passieren. Da ist das viel Wert."

Vorbereiter Durm: "Müssen eine Schippe drauf legen"

Ein wichtiger Faktor beim Lautrer Führungstreffer war auch Erik Durm, der nach einem schönen Doppelpass mit Kapitän Jean Zimmer die Vorlage für Boyd lieferte. "Jean und ich verstehen uns super auf der rechten Seite, wir haben so einen Steckpass schon gegen Freiburg das ein oder andere Mal probiert. Dass es heute so gut funktioniert hat und Terrence Boyd ihn so rein macht, war für uns natürlich wieder ein super Start", lobte Durm das Zusammenspiel mit seinen Kollegen. Doch auch er fand kritische Worte. "Die ersten drei Partien inklusive Freiburg haben wir sehr gut gespielt, heute war es nicht das prickelndste Match von uns. Wir hatten auch etwas Glück, dass Andreas Luthe das ein oder andere Mal so stark gehalten hat. Wir hätten es heute besser verteidigen und es auch besser nach vorne ausspielen müssen. Aber ganz ehrlich: Lieber mal schlecht spielen und drei Punkte holen, als das Ding noch zu verspielen. Mit dem Auftakt können wir leben, aber auf die Leistung heute müssen wir definitiv noch eine Schippe drauflegen."

Ritter: "Haben ein echt schlechtes Spiel gemacht"

Sogar noch deutlichere Worte fand Marlon Ritter, der natürlich trotzdem froh war, am Ende den Heimsieg eingefahren zu haben: "Wenn du gewinnst, ist es immer ein geiles Gefühl. Wir haben aber insgesamt ein echt schlechtes Spiel gemacht. Trotzdem haben wir gefightet, am Ende ist es egal wie, wir haben drei Punkte mehr, das ist alles was zählt."

» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Boyd und Redondo treffen: 2:1-Heimsieg gegen St. Pauli (Der Betze brennt)

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